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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition)
Autoren: Eireann Nóc
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wahr? Natürlich machen wir das! Ich bin ja bei dir. Was soll schon schief gehen? Auf mich machen sie einen sehr guten Eindruck.“ Mit seiner Unterstützung kann ich also schon einmal rechnen. Trotzdem bereitet mir diese Situation Bauchschmerzen. Das verkürzt zwar meine Suchaktion nach einer Band, aber so habe ich auch keine weiteren Bands, die ich zum Vergleich heran ziehen kann.
    „Wen sucht GierO en Borarion eigentlich genau?“, frage ich nach.
    Die Dame nickt verständlich und antwortet mir: „Nachdem sie sich erst neulich von ihrem Blasinstrumentisten trennen mussten, sind sie nun auf der Suche nach einem Geigen-, Klavier- oder Gitarrenspieler. Natürlich wissen sie, dass Sie nur für drei Monate in Japan bleiben werden, sie würden sich jedoch freuen, mit Ihnen neue Erfahrungen sammeln zu können“, womit sie genau meinen schwachen Punkt angekratzt hat. Es ist nur etwas strange, wenn man bedenkt, wen die Band sucht. So wie sich das anhört, wissen sie wohl selbst nicht genau, wen sie in ihre Band aufnehmen wollen.
    Was soll’s? – Ich werde mir das auf jeden Fall einmal ansehen. Deshalb ergreife ich die Hand der Frau und drücke leicht zu. „Abgemacht.“
    Die Frau strahlt mich an und schüttelt meine Hand.
    Auf den Weg zum Auto machen wir uns aus, wann sie mich am nächsten Morgen abholen kommen wollen.
    „Finn ist zur Zeit der Kirschblüten gelandet. Das ist garantiert ein gutes Zeichen! Ich wette, Sie werden sich mit den Jungs von GierO bestens verstehen. Es sind alles sehr liebenswerte Gesellen“, versichert sie mir auf dem Weg zum Hotel.
    Ich finde es schon sehr nett von ihnen, dass sie uns wie selbstverständlich zum Hotel bringen.
    Bevor sie fahren, wünschen sie uns noch einen schönen Tag und lassen einen verdatterten Chris und mich vor dem Hoteleingang zurück.
    „Heißt das nun, dass ich morgen schon wieder heimfliegen kann?“, fragt mich Chris und sieht auf mich herab.
    „Das heißt es wohl“, murmle ich zurück.
    „ Gott , bin ich erleichtert! Die Luft hier bringt mich noch um“, ruft er aus, krallt sich seinen Koffer und zieht ihn zum Hotel. „Und die Leute! Hast du dir die Leute schon genauer angesehen? Die sehen aus wie Affen! Und nicht nur das … sie sind überall !“, ruft er theatralisch aus und wirft dabei gespielt überfordert den freien Arm in die Luft. Lachend folge ich ihm.
    „Ich werde dich vermissen. Das ist dir schon klar, oder?“, frage ich ihn.
    „Sicher. Aber, ganz ehrlich? – Ich verstehe kein Wort von dem, was die labern und außerdem sind mir hier zu viele Leute. Ich komme mir vor wie eine Ameise in einem fremden Ameisenhaufen. Die Leute glotzen einen an, als hätten sie noch nie einen Weißen gesehen.“ Er rollt genervt die Augen und wartet, bis ich uns ein Zimmer in unserer Bleibe besorgt habe.
    Es ist ein kleines Zimmer, aber für eine Nacht reicht es vollkommen aus. Es gibt lediglich ein Bett, einen Couchsessel, einen kleinen Beistelltisch und natürlich ein Badezimmer mit Badewanne.
    Ich frage mich, wo ich in nächster Zeit in Yokohama übernachten werde. Ob die Jungs von GierO etwas für mich bereit gehalten haben? Woher sie wohl so genau wussten, wann ich in Japan lande? Oder haben sie ihre Säulen die letzten Tage über immer zum Flughafen geschickt, um nach mir Ausschau zu halten?
    Äußerst suspekt.

    Bis zum Abend wollen wir uns nach einer kurzen Katzenwäsche noch schnell die nähere Umgebung ansehen. Damit keiner von uns in diesem Gewusel verloren gehen kann, halten wir uns an der Hand. Es gibt hier keinen einzigen Fleck, der nicht mit bunter Werbung vollgepflastert wurde. Was mich extrem erstaunt, ist, dass hier sogar Werbung für koreanische Rock- und Popstars gemacht wird, obwohl ich mich vage daran erinnern kann, dass sich so gut wie alle meine japanischen Freunde in Salzburg ziemlich heftig über die koreanischen „Affen“ ausgelassen haben. Nach einer kurzen Internetrecherche durfte ich allerdings feststellen, dass die Koreaner nicht minder schlecht über die Japaner denken. Musik kennt wohl keine Grenzen , denke ich still bei mir. Chris bemerkt nicht einmal, dass die Personen auf den Werbeplakaten keine Japaner sind. Wundert mich nicht. Er hat sich noch nie wirklich für Ostasien begeistern können. Ihn interessieren eher die neuesten Computer-, Playstation- und Videospiele, die auf den Markt kommen.
    Uns wird das Gewusel schon bald zu viel und wir ziehen uns in unser Hotelzimmer zurück. Im Gesellschaftsraum des Hotels kochen wir
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