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Wir sind Heldinnen: Aus dem unglaublichen Leben der Alleinerziehenden (German Edition)

Wir sind Heldinnen: Aus dem unglaublichen Leben der Alleinerziehenden (German Edition)

Titel: Wir sind Heldinnen: Aus dem unglaublichen Leben der Alleinerziehenden (German Edition)
Autoren: Astrid Herbold
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hörende Alleinerziehende, der zwischen zwei verschütteten Apfelsaftgläsern, die es schleunigst aufzuwischen gilt, ehe der PVC-Fußboden der gesamten Zwei-Zimmer-Mietwohnung klebrig ist, nie mehr als drei Sekunden Zeit für die selbstmitleidige Nabelschau bleiben! Und selbst wenn sie die Zeit hätte, würden ihr wenig Gründe einfallen, warum sie sich bedauern sollte. Hat sie nicht die coolsten Kinder? Und ein einigermaßen dichtes Dach über dem Kopf? Einen illegal angezapften Kabelanschluss, der sie nichts kostet? Und für heute Abend noch zwei Dosen Ravioli im Küchenschrank? Wunderbar. Was will man mehr. Es hätte doch wirklich schlimmer kommen können.

Bewerbung No. 1
    Sehr geehrter Herr Meier,
    ich möchte mich hiermit auf die von Ihnen ausgeschriebene Teilzeitstelle als Verlagsassistentin bewerben.
    Ich bin 35 Jahre alt und habe kürzlich mein Studium der Romanistik abgeschlossen. Ich spreche fließend Englisch, Französisch und Spanisch und beherrsche alle gängigen Text-, Bild- und Datenverarbeitungsprogramme. Durch ein mehrwöchiges Praktikum während meines Studiums konnte ich bereits Einblicke in die Arbeit eines Verlags gewinnen.
    Ich bin nicht nur seit Jahren eine aufmerksame und begeisterte Leserin Ihrer vielseitigen Buchveröffentlichungen, sondern interessiere mich auch sehr für die internen Abläufe bei der Herstellung und dem Vertrieb von Büchern. Gerne würde ich deshalb an den diversen Arbeitsschritten bei der Entstehung eines Buches aktiv mitwirken.
    Ich hoffe, Sie sehen mir meine fehlende Berufserfahrung und meinen verhältnismäßig »späten« Studienabschluss nach – beides hängt mit meiner Familiensituation (ich bin Mutter von zwei Kindern) zusammen. Den Aufgabengebieten einer Verlagsassistentin würde ich mich mit umso mehr Motivation und Enthusiasmus stellen.
    Über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch würde ich mich sehr freuen.
    Mit freundlichen Grüßen,
Astrid Herbold

Alles auf Anfang
    E s gibt keinen einzigen Mann auf dieser Welt, der »unbedingt jetzt sofort« ein Kind will. Unbedingt jetzt sofort ein Kind wollen immer nur Frauen. Und das auch meistens erst nach ihrem 30. Geburtstag. Bis dahin wollen Frauen alles Mögliche: Designerunterwäsche, Kunstgeschichte als Zweitstudium, indirekt beleuchtete Wohnzimmerschränke, sechsmonatige Australienreisen. Auf gar keinen Fall aber wollen sie: ein Kind. Denn ein Kind, das wäre die totale Katastrophe. Das Ende der Welt. Das würde jetzt gerade gar nicht gehen. Weshalb schon der pure Gedanke an die Überfälligkeit der Monatsblutung gewöhnlich zu Herzrasen und nervösen Augenlidzuckungen führt. Zum Glück liegen die Nummern des Frauenarztes und der Dienst habenden Notapotheke immer bereit, falls man doch mal dringend die Pille danach brauchen sollte. Damit es aber gar nicht erst so weit kommt, hat man extra seinen Handywecker gestellt und nimmt seinen Ovulationshemmer jeden Tag auf die Minute genau ein.
    Eines Tages aber passiert etwas Merkwürdiges. Die tägliche Pille in der Hand, hat man plötzlich keine Lust mehr, sie zu schlucken. Immer diese künstlichen Hormone, das kann doch auf Dauer nicht gut sein. Andererseits, Kondome findet man auch völlig unerotisch. Riechen komisch, fühlen sich blöd an, und dann diese technische Unterbrechung im Liebesspiel, absolut abtörnend. Vom Diaphragma ganz zu schweigen. Und noch eine Veränderung bemerkt die Frau an sich. Im Supermarkt schielt sie neuerdings neidisch in vorbeifahrende Kinderwagen mit geschmacklosen Bärchenmustern, bei denen sich ihr vor kurzem noch das Sushi im Magen umgedreht hat. Über die haar- und zahnlosen Babys auf dem Schoß fremder, dicker Frauen in der morgendlichen U-Bahn, für deren penetrantes Gequake sie früher nur strafende Blicke übrig hatte, bricht sie plötzlich in begeistertes Jauchzen aus. Neulich hat sie sogar mit einem von ihnen ihr Croissant geteilt. Und der Kleine hat sie dabei ganz süß angelacht. Und zum Abschied ganz lange Winke-Winke gemacht.
    Überhaupt, auf einmal scheinen die Straßen nur noch von Schwangeren, Müttern und Kindern bevölkert. Überall beeindruckend gewölbte Ballonbäuche, kleine Würmchen unter gigantischen Federdeckenbergen und süße Frätze, die frech aus schnittigen Buggys herausgucken. Komisch, dass man die vorher nie gesehen hat. Will man womöglich auch …? Aber nein, natürlich nicht. Noch nicht. Irgendwann, ja. Vielleicht. Bald. Mal.
    Aber eigentlich ist es längst nicht mehr zu leugnen. Beim Sex spielt
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