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Wir schaffen es gemeinsam

Wir schaffen es gemeinsam

Titel: Wir schaffen es gemeinsam
Autoren: Berte Bratt
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ich merkte, wie meine Wangen glühten. Diese Rede kam so ganz unerwartet. Eigentlich war es ein bißchen peinlich, so plötzlich der Mittelpunkt zu sein.
    Es wurde weitergeplaudert. Nur ich schwieg. Ich saß da und ließ die Gedanken zurücklaufen. Es kam mir so ewig lange vor, seit dem Morgen, als ich in meinem grünen Overall startete, um meine Laufbahn als „Blumendoktor“ anzufangen. Es war so lange her, daß es Sommer war, und ich zu meinen Katzen fuhr, während zu Hause das Atelier in ein Treibhaus für anderer Leute Topfpflanzen umgewandelt war. Dann dachte ich an das Pensionat Bakkelund, an das Feuer und an meine Schlankheitsdamen. Dann die durchlöcherten Wollsocken, und zuletzt an das Kinderparken. Und jetzt würde ich nach Paris fahren.
    Himmel, war das ein inhaltsreiches Jahr gewesen!
    Ich hatte es geschafft, selbst, durch meine eigene Arbeit. Die Summe, die ich nach dem Brand ausgezahlt bekommen hatte, war kaum angebrochen. Für das Geld wollte ich ja jetzt nach Paris fahren. Aber das, wovon ich gelebt hatte, das, womit ich Miete und Gas und Strom und Essen bezahlt hatte, dafür hatte ich ehrlich geschuftet.
    Dann, zuletzt, dachte ich an etwas, das ich den anderen nicht erzählte. Etwas das so merkwürdig und so wunderbar war, daß ich es noch lange für mich allein behalten wollte.
    Gleich würde die Schiffsglocke zum drittenmal läuten.
    Ivar war gerade von Bord gegangen. Jetzt stand ich an der Reling, den Blick auf sein Gesicht gerichtet. Er lächelte. Das Lächeln und sein Blick gaben mir ein Gefühl des Gebundenseins, viel mehr als ein glatter Ring und eine offizielle Verlobungsanzeige es getan hätten.
    Jemand fragte etwas wegen eines Koffers. Ich mußte für einen Augenblick in unsere Kabine. Da schlug mir der Duft von einem großen Nelkenstrauß entgegen. War er wohl für mich, oder für Yvonne, oder für eine der beiden Damen, mit denen wir die Kabine teilten?
    Es war mein Name, der auf dem Kuvert stand. Ich riß es auf. Auf der Karte stand eine einzige Zeile: „… aber Dich liebe ich.“
    Mit der Karte in der Hand winkte ich Ivar zu. Ich konnte ihn nicht mehr deutlich sehen. Zum Teil, weil die Entfernung immer größer wurde, zum Teil, weil ein Nebel mir vor den Augen lag.
    Plötzlich wußte ich, worauf ich mich bei dieser Reise so wahnsinnig, so unbändig freute.
    Ich freute mich darauf, wieder zu Hause zu sein.
     
     
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