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Wir Kinder aus Bullerbü

Wir Kinder aus Bullerbü

Titel: Wir Kinder aus Bullerbü
Autoren: Astrid Lindgren
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fänden. Und nun hatte ich für fünfundfünfzig Öre Eier gefunden. Aber den Ball fand ich nicht.
    »Wir können ja die Eier als Ball nehmen«, sagte Lasse. »Dann gibt es in ganz Bullerbü Rührei.« Aber ich legte die Eier in meine Schürze, ging mit ihnen zu Mama und bekam fünfundfünfzig Öre.
    Ich gab jedem von den anderen fünf Öre und steckte das übrige Geld in meine Sparbüchse, die ich mit einem kleinen Schlüssel zuschließe.
    Der Schlüssel hängt an einem Nagel ganz hinten im Schrank.
    Später fand Inga den Ball und dann spielten wir mehrere Stunden Brennball.
    Wir kamen viel später ins Bett als gewöhnlich, aber das machte nichts, denn wir hatten Sommerferien und durften am nächsten Tag so lange schlafen, wie wir wollten.
    *) Schwedisches Geld: 1 Krone = 100 Öre

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    Wir verziehen Rüben und bekommen drei junge Katzen Ich bekam später noch mehr Geld in meine Spar büchse, denn ich half beim Rübenverziehen. Das taten wir alle, alle Kinder in Bullerbü. Eigentlich hätten Lasse und Bosse und ich natürlich die Rüben verziehen müssen, die zum Mittelhof gehörten, und Britta und Inga die, die zum Nordhof gehörten. Und Ole die, die zum Südhof gehörten. Stattdessen halfen wir uns alle gegenseitig bei allen Rüben.
    Wir bekamen für jede Reihe, die wir verzo gen, Geld: vierzig Öre für die langen und zwanzig für die allerkürzesten. Wir hatten Schürzen aus Sackleinen umgebunden, damit uns die Knie nicht wehtaten.
    Britta, Inga und ich hatten Kopftücher um, sodass wir wie kleine Frauen aussahen, sagte Mama.
    Wir hatten eine ganze Blechkanne voll Saft mitgenommen, falls wir durstig werden sollten. Wir wurden auch sofort durstig.
    Da nahmen wir lange Strohhalme und steckten sie in die Kanne und lagen auf den Knien und tranken. Es war lustig, den Saft durch den Strohhalm zu saugen, und wir tranken und tranken. Und bald war die Kanne leer. Aber da nahm Lasse die Kanne und lief zur Quelle, die seitwärts im Gebüsch war, und holte Wasser für uns. Und dann tranken wir Wasser. Das war ebenso lustig, schmeckte aber nicht so gut. Zum Schluss legte Ole sich der Länge nach auf die Wiese und sagte: »Hört ihr, wie es in mir gluckert?« Er hatte so viel Wasser im Bauch, und wir horchten alle, wie es in ihm gluckerte, wenn er sich bewegte. Während wir Rüben verzogen, redeten wir die ganze Zeit und erzählten uns gegenseitig Märchen. Lasse versuchte auch, Spukgeschichten zu erzählen, aber Spukgeschichten sind keine Spur unheimlich, wenn die Sonne scheint. Da wollte Lasse, wir sollten versuchen, wer am schlimmsten fluchen könnte. Aber das wollten Britta, Inga und ich nicht mitmachen. Denn unsere Lehrerin hat gesagt, dass nur böse Menschen fluchen. Da versuchte Lasse, allein zu fluchen, aber das machte ihm wohl keinen Spaß, denn er hörte 24

    bald wieder auf.
    Am ersten Tag, als wir Rüben verzogen, war es am lustigs ten.
    Später wurde es etwas langweiliger, aber wir mussten trotzdem weitermachen, denn die Rüben mussten ja verzogen werden.
    Eines Tages, als wir gerade anfangen wollten, sagte Lasse zu Ole:
    »Petruska saldo bumbum.« Und Ole sagte: »Kolifink, kolifink.« Und Bosse sagte: »Moisi doisi fidibum arrarat.« Wir fragten, was sie damit meinten, und da sagte Lasse, es wäre eine besondere Sprache, die nur Jungen verständen. Es sei für Mädchen viel zu schwer.
    »Haha«, sagten wir. »Ihr versteht es ja selber nicht.« »Natürlich tun wir das«, sagte Lasse. »Das Erste, was ich gesagt hab, bedeutete: Heute ist schönes Wetter. Und dann hat Ole geantwortet: Sicher, sicher! Und schließlich sagte Bosse: So ein Glück, dass die Mädchen das nicht verstehen.«
    Sie redeten noch allerhand Unsinn in ihrer Sprache. Schließlich sagte Britta, wir hätten auch eine besondere Sprache, die nur Mädchen verstünden, und dann begannen wir, in dieser Sprache zu 25
    sprechen. Wir lagen den ganzen Vormittag im Rübenfeld und sprachen in unseren verschiedenen Sprachen. Ich konnte eigentlich keinen Unterschied bei diesen Sprachen hören, aber Lasse sagte, unsere Sprache sei richtig albern. Die Sprache der Jungen sei viel besser, denn sie sei fast russisch. »Kolifink, kolifink«, sagte Ole wieder. So viel hatten wir ja von der Sprache der Jungen gelernt, dass wir wussten, dass es »Sicher, sicher« bedeutete. Und jetzt nennen Britta, Inga und ich Ole nie anders als Ole Kolifink. Eines Nachmittags, als wir wieder einmal mit Rübenverziehen beschäftigt waren, saßen wir auf einem Steinhaufen und tranken
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