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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger
Autoren: David Gemmell
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Zügel und machte sich auf den Rückweg zur Stadt.
     
    Hoch über der Stadt Usa waren Dämonen in der Luft, leichenblass und klapperdürr, mit langen Krallen und scharfen Zähnen. Normale Augen konnten sie nicht sehen, und sie schienen für das gewöhnliche Volk keine Bedrohung darzustellen.
    Aber warum sind sie dann da? überlegte Ulmenetha. Warum kreisen sie dicht um den Palast? Die große Priesterin fuhr sich mit den dicken Fingern durch das kurz geschnittene blonde Haar. Sie erhob sich von ihrem Bett, goss Wasser in eine Schüssel und wusch sich das Gesicht Erfrischt öffnete sie lautlos die Verbindungstür und trat in das Schlafzimmer der Königin. Axiana schlief. Sie lag auf dem Rücken, ein schlanker Arm war um das Seidenkissen geschlungen. Ulmenetha lächelte. Nur wenige Jahre zuvor hatte dieser Arm genauso ein Stofftier umschlungen – eine wollene Löwin mit nur einem Glasauge.
    Jetzt war Axiana kein Kind mehr.
    Ulmenetha seufzte. Trotz ihrer Massigkeit bewegte sich die Priesterin lautlos durch das königliche Schlafgemach und warf einen liebevollen Blick auf die schwangere Axiana. Das Gesicht der Königin schimmerte im Mondschein, und im Schlaf konnte Ulmenetha noch das Kind wieder finden, das sie liebengelernt hatte. »Mögen deine Träume reich und schön sein«, flüsterte sie.
    Axiana regte sich nicht. Die dicke Priesterin trat durch die Fenstertür auf den Balkon hinaus. Ihr blondes, mit weißen Strähnen durchsetztes Haar schimmerte unter den Sternen wie Silber, und ihr voluminöses Nachtkleid aus weißer Baumwolle glänzte, als ob es sich in Seide verwandelt hätte. Auf dem Balkon standen ein Tisch mit Marmorplatte sowie vier Stühle. Sie ließ sich nieder, schnürte ihren Runenbeutel ab und legte ihn auf den Tisch. Ulmenetha warf einen Blick zum Nachthimmel empor. Alles, was sie mit den Augen ihres Körpers sehen konnte, waren die Sterne, hell und klar. Links von ihr schien ein Halbmond gefährlich auf dem obersten Turm des Veshin-Tempels zu balancieren. Sie schloss die Augen ihres Körpers und öffnete die Augen ihres Geistes. Die Sterne blieben, heller und klarer jetzt, ohne die blinkende Täuschung, die durch den Astigmatismus der Menschen und die Erdatmosphäre hervorgerufen wurde. Auf der abgewandten Seite des Halbmondes konnte sie deutlich hohe Berge erkennen. Aber es war nicht der Nachthimmel, den Ulmenetha sehen wollte.
    Über dem Palast schwebten drei geschuppte Gestalten.
    Seit Wochen schon hielt ihre bösartige Anwesenheit sie nun an ihr Fleisch gefesselt und sie sehnte sich danach, frei zu fliegen. Aber beim letzten Mal, als sie es versucht hatte, hatten sie sich kreischend auf sie gestürzt. Ulmenetha hatte es gerade noch zurück in ihren Körper geschafft.
    Wer hatte sie herbeigerufen, und zu welchem Zweck?
    Sie schloss die Augen, löste die Schnur um den Runenbeutel und griff hinein. Ihre Finger streichelten die Steine, die darin lagen. Sie waren glatt und rund und flach, und eine Zeitlang ließ sie sie durch die Finger gleiten. Schließlich schien ein Stein sie zu rufen, und sie zog ihn heraus. Ein gesprungener Kelch war auf ihn gemalt. Ulmenetha lehnte sich zurück.
    Der Zerbrochene Flakon war ein Stein, der Misstrauen anzeigte. Günstigstenfalls mahnte er zur Vorsicht bei Verhandlungen mit Fremden. Schlimmstenfalls bedeutete er Verrat unter Freunden.
    Aus der Tasche ihres weißen Kleides zog sie zwei Blätter hervor. Sie rollte sie zu einem Kügelchen zusammen, steckte sie in den Mund und begann zu kauen. Der Saft war beißend und bitter. Schmerz durchbohrte ihren Kopf, und sie unterdrückte ein Stöhnen. Leuchtende Farben tanzten am Rande ihres Blickfeldes, und sie stellte sich den Zerbrochenen Flakon vor, hielt an dem Bild fest und befreite ihren Geist so von bewussten Gedanken.
    Eine silberne Schlange glitt heran und schlängelte sich um den Flakon. Langsam zerdrückte sie ihn. Plötzlich zersplitterte der Flakon, die Scherben explodierten und zerrissen den Vorhang der Zeit Ulmenetha sah eine von Bäumen umstandene Mulde und vier Männer. Axiana war dort. Ulmenetha sah sich selbst neben der Königin knien, einen Arm schützend um ihre Schulter gelegt. Die vier Männer waren Krieger und hatten einen Kreis um Axiana gebildet die Gesichter nach außen gewandt um eine unsichtbare Bedrohung abzuwehren. Eine weiße Krähe schwebte über allem, ihre Hügel schlugen lautlos.
    Ulmenetha spürte etwas ungeheuer Böses, das kurz davor war, über die Senke hereinzustürzen. Die Vision
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