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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger
Autoren: David Gemmell
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geben würde. Aber es ist geschehen. Hier in diesem Beutel sind genug Juwelen, um uns ein gutes Leben … ein wahres Leben zu verschaffen. Wir könnten damit einen Palast kaufen, du und ich.« Nogusta schüttelte den Kopf. »Du könntest ihnen einfach sagen, du hättest mich getötet und die Hälfte der Juwelen behalten.«
    »Das werde ich ihnen auch sagen. Denn du wirst tot sein. Du warst nicht der Späher«, sagte Nogusta traurig. »Du hast das Mädchen vergewaltigt, und du hast sie niedergestochen. Du hast das getan. Du musst dafür bezahlen.«
    Orendo ging zum Feuer und stieg über die Leichen seiner Kameraden. »Sie wollten mich nach Hause schicken«, sagte er, kniete nieder und zog seine Handschuhe aus. Das Feuer war warm, und er streckte ihm seine Hände entgegen. »Wie würdest du dich fühlen? Wie fühlt Bison sich?« Er sah zu dem hochgewachsenen Krieger auf. »Ach, für dich ist es anders, nicht wahr? Der Champion, der Schwertmeister. Du bist nicht ganz so alt wie wir. Noch hat dir niemand gesagt, dass du nutzlos bist. Aber sie werden, Nogusta. Der Tag wird kommen.« Er setzte sich und starrte in die Flammen. »Weißt du, wir hatten nicht die Absicht, den Kaufmann zu töten. Aber er wehrte sich, und Eris stach ihn nieder. Dann rannte das Mädchen herbei. Sie hatte geschlafen und trug ein durchsichtiges Nachthemd. Ich kann immer noch kaum glauben, dass es passiert ist. Das Zimmer wurde sehr kalt. Ich erinnere mich daran, und ich spürte, wie mich etwas berührte. Dann war ich voller Wut und Lust. Bei den anderen war es das gleiche. Wir haben letzte Nacht darüber gesprochen.« Er sah zu Nogusta hoch. »Ich schwöre dir, Nogusta, ich glaube, wir waren besessen. Vielleicht war der Kaufmann ein Zauberer. Jedenfalls war irgend etwas Böses dort. Es hat uns alle berührt. Du kennst mich gut. In all den Jahren, in denen wir zusammen gekämpft haben, habe ich nie eine Frau vergewaltigt. Niemals.«
    »Aber du hast es vor drei Tagen getan«, sagte Nogusta, machte einen Schritt nach vom und zog sein Schwert.
    Orendo hob eine Hand. »Wenn du gestattest werde ich es selbst tun.«
    Nogusta nickte und kauerte sich auf der anderen Seite des Feuers nieder. Langsam zog Orendo seinen Dolch. Einen Augenblick lang überlegte er, ab er ihn nach dem schwarzen Mann werfen sollte. Dann trat das Bild des Mädchens vor seine Augen, und er hörte, wie sie um ihr Leben flehte. Rasch zog er die scharfe Klinge über sein linkes Handgelenk. Sofort strömte Blut. »In meiner Satteltasche ist eine Flasche Schnapp Würdest du sie holen?«
    Nogusta holte sie, und Orendo trink in tiefen Zügen.
    »Es tut mir wirklich leid um das Mädchen«, sagte der Sterbende. »Wird sie wieder gesund?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Orendo trank noch einmal, dann warf er Nogusta die Flasche hinüber. Der schwarze Mann nahm einen tiefen Schluck. »Alles ist schiefgelaufen«, sagte Orendo. »Traue niemals Königen, heißt es. In früheren Zeiten war alles so glorreich. Wir wussten, wo wir standen. Die Ventrier marschierten ein, und wir kämpften gegen sie. Wir wussten, wofür wir kämpften.« Blut sammelte sich in einer Lache im Schnee. »Dann überredete der Knabenkönig uns, nach Ventria einzumarschieren und den Kaiser zu zwingen, den Krieg zu beenden. Keine territorialen Ambitionen, sagte er. Gerechtigkeit und Frieden war alles, was er wollte. Wir glaubten ihm, nicht wahr? Jetzt sieh ihn dir an. Kaiser Skanda, der Möchtegerneroberer der ganzen Welt. Jetzt wird er nach Cadia einmarschieren. Aber er hat keine territorialen Ambitionen. O nein … der Bastard!« Orendo legte sich zurück, und Nogusta ging um das Feuer herum und setzte sich neben ihn. »Erinnerst du dich an den Jungen, den ich gerettet habe?« fragte Orendo.
    »Ja. Es war eine gute Tat.«
    »Glaubst du, das zählt zu meinen Gunsten? Du weißt schon … falls es ein Paradies gibt?«
    »Ich hoffe es.«
    Orendo seufzte. »Ich kann die Kälte nicht mehr fühlen. Das ist gut. Ich habe die Kälte immer gehasst. Sag Bison, er soll nicht zu hart über mich urteilen, ja?«
    »Das wird er sicher nicht.«
    Orendos Stimme wurde undeutlich, dann, auf einmal, riss er die Augen auf. »Es gibt Dämonen«, sagte er plötzlich. »Ich kann sie sehen. Es gibt Dämonen!«
    Damit starb er, und Nogusta stand auf, nahm den Beutel mit den Juwelen an sich und ging zu seinem Pferd.
    Er warf einen Blick zum Himmel, der blau, klar und frisch war. Keine einzige Wolke.
    Er stieg in den Sattel, nahm die anderen drei Tiere am
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