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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger
Autoren: David Gemmell
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Gefrierpunkt. »Wie fühlst du dich, mein Junge?« fragte er und strich dem Tier über den Hals. Der Wallach stupste ihn gegen die Brust. »Heute kriegen wir sie, und dann bringe ich dich zurück in deinen warmen Stall.« Er ging noch einmal in die Hütte, säuberte den Kamin und schichtete wieder neue Scheite hinein, so dass ein Feuer bereit war für den nächsten müden Reisenden, den sein Weg hierher führte. Er sattelte den Wallach und ritt hinaus in den winterlichen Wald.
     
    Orendo starrte düster auf die Juwelen, purpurne Amethyste, helle Diamanten, rote Rubine, die in seiner behandschuhten Hand funkelten. Mit einem Seufzer öffnete er seinen Beutel und ließ sie wieder hineingleiten.
    »Ich werde mir einen Hof kaufen«, sagte Cassin, der Jüngling. »Auf der Sentranischen Ebene. Mit Milchkühen. Ich habe immer schon gern frische Milch getrunken.« Orendos müder Blick fiel auf den schlanken jungen Mann, doch er sagte nichts.
    »Wozu?« erwiderte Eris, ein untersetzter, bärtiger Krieger mit kleinen dunklen Augen. »Das Leben ist zu kurz, um es mit harter Arbeit zu vergeuden. Gib mir die Freudenhäuser von Drenan und ein schönes, kleines Haus auf dem Sechsten Hügel. Jeden Tag der Woche ein anderes Mädchen, klein, hübsch, mit schlanken Hüften.«
    Schweigen breitete sich aus, als sie an das kleine, hübsche Mädchen dachten, das sie in Usa ermordet hatten. »Sieht aus, als bekämen wir heute keinen Schnee«, sagte Cassin schließlich.
    »Schnee ist gut für uns«, erklärte Orendo. »Verbirgt die Spuren.«
    »Warum sollte jemand unseren Spuren folgen?« fragte Eris. »Niemand sah uns bei dem Kaufmann, und vor morgen gibt es keinen Appell.«
    »Sie werden Nogusta hinter uns herschicken«, sagte Orendo, beugte sich vor und legte noch Holz aufs Feuer. Es war eine kalte Nacht in der Mulde gewesen und er hatte schlecht geschlafen, mit schrecklichen Träumen von Schmerz und Tod. Was wie ein einfacher Raub ausgesehen hatte, war eine Nacht voll Mord und Schande gewesen, die er niemals vergessen würde. Er rieb sich die müden Augen.
    »Also was?« höhnte Eris. »Wir sind drei, und wir sind nicht gerade leicht zu haben. Wenn sie diesen schwarzen Bastard schicken, reiße ich ihm das Herz heraus.« Orendo verkniff sich eine wütende Entgegnung. Statt dessen stand er auf und trat auf den größeren, schwereren Mann zu.
    »Du hast Nogusta noch nie in Aktion gesehen, Junge. Bete darum, dass du es auch nie erlebst.« Orendo ging an den beiden Jüngeren vorbei zu einem Baum und urinierte. »Der Mann ist unheimlich«, sagte er über die Schulter. »Ich war einmal mit ihm unterwegs, als wir vier Mördern ins Land der Sathuli folgten. Er kann selbst auf Felsen Spuren lesen, und er riecht eine Fährte, die sogar einem Hund entgeht. Aber das ist es nicht, was ihn gefährlich macht.« Orendo pinkelte weiter, das Wasser kam in langsamen, rhythmischen Stößen und verdampfte im Schnee. Er hatte jetzt seit über einem Jahr Schwierigkeiten mit seiner Blase und musste mehrmals in der Nacht austreten. »Wisst ihr, was ihn gefährlich macht?« fragte er. »Er hat nichts Herausforderndes an sich. Wenn er sich bewegt, tötet er. Er ist so schnell. Als wir die Mörder fanden, ging er einfach in ihr Lager, und sie waren tot. Ich sage euch, es war eindrucksvoll.«
    »Ich weiß«, ertönte die grabestiefe Stimme Nogustas. »Ich war dabei.«
    Orendo stand ganz still, Übelkeit stieg in ihm auf. Er hörte auf zu pinkeln, band seine Beinkleider wieder zu und drehte sich ganz langsam um. Eris lag flach auf dem Rücken, ein Messer im rechten Auge. Neben ihm lag Cassin, eine Klinge im Herzen. »Ich wusste, sie würden dich schicken«, sagte Orendo. »Wie hast du uns so schnell gefunden?«
    »Das Mädchen hat überlebt«, antwortete Nogusta.
    »Ich danke der QUELLE dafür«, sagte Orendo mit einem Seufzer. »Bist du allein?«
    »Ja.« Das Schwert des schwarzen Mannes steckte in der Scheide, und er hatte kein Wurfmesser in der Hand. Es spielt ohnehin keine Rolle, dachte Orendo. Ich habe keine Chance gegen ihn.
    »Ich bin froh. Ich hätte nicht gern, dass Bison mich jetzt sieht Bringst du mich zurück?«
    »Nein. Du bleibst hier, bei deinen Freunden.«
    Orendo nickte. »Eine Schande, dass eine Freundschaft so enden muss, Nogusta. Wirst du unsere Köpfe mit zurücknehmen?«
    »Der Weiße Wolf sagte, mein Wort wäre ihm gut genug.«
    Orendo spürte einen Funken Hoffnung. »Sieh mal, Mann, ich war nur der Späher. Ich wusste nicht dass es einen Mord
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