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Winter, Jeanne

Winter, Jeanne

Titel: Winter, Jeanne
Autoren: Gefangen
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missmutig.
    »Herr Flamme«, begann einer der Ärzte, der sich an die Spitze der Versammlung gestellt hatte. Alle anderen starrten mich mit Stielaugen an. Jetzt wusste ich wie sich der Affe im Zoo fühlen musste.
    »Herr Flamme, ich bin Oberarzt Dr. Dr. Benedikt. Wie geht es Ihnen?«
    »Den Umständen entsprechend«, murrte ich. »Vielleicht können Sie mir endlich sagen, seit wann ich hier bin und was mir fehlt? Und mir endlich ein Glas Wasser geben? Mein Hals brennt wie Feuer.«
    Hatte ich die Frage nicht laut und deutlich genug ausgesprochen? Wieso antwortete denn niemand hier?! »Doktor…?«
    »Das ist eher eine suboptimale Antwort«, meinte der Oberarzt zynisch, dessen Namen ich bereits wieder vergessen hatte. »Herr Flamme, können Sie mich überhaupt verstehen?«
    »Verdammt noch mal, wollen Sie mich eigentlich verarschen, Sie inkompetenter Vollidiot? Ich will endlich wissen, was hier los ist!«
    »Hr. Müller«, wandte sich der Oberarzt an einen wesentlich jüngeren Arzt.
    »Ich… heiße Meyer«, antwortete der angesprochene Weißkittel.
    »Müller, Meyer, mir egal. Ich will einen Rapport von Ihnen hören.«
    »Eh, ja«, antwortete Meyer und blätterte in seinen Akten. »Dominic Flamme, Zweiunddreißig Jahre, nach einen Verkehrsunfall am 1. November um 20:24 Uhr mit instabilen Kreislauf im schlechten AZ und gutem EZ per Notarzt eingeliefert worden. Patient war als Radfahrer unterwegs und hatte eine frontale Kollision mit einem PKW. Trauma-CT…«
    Also doch der Unfall. Aber ich konnte es nicht begreifen. Was war hier bloß mit diesen Leuten los?! War das irgendein dummes Spiel? Verarsch den Patienten oder so?
    »… mit subduralem Hämatom, deutliche Mittellinienverschiebung, GCS V. Wurde Intubiert und beatmet. Es erfolgte eine-«
    »Hey! Verdammt noch mal, könnten Sie Deutsch reden und mir endlich sagen, was hier abgeht!?«
    »Wenn er nicht gleich endlich die Klappe hält, kriegt er Midazolam. Fahren sie fort, Meyer.«
    »Direkte operative Entlastung durch die Neurochirurgie um 22:37 Uhr.«
    »Wie reden Sie aufgeblasenes Arschloch denn mit mir?!«
    »…Mehrfach instabile Fakturen der BWK und HWK.«
    War das mein Bruch…? Meine Arme?
    »Inkomplette Tetraparese bei erhaltener Atemdynamik.«
    Mir platzte der Kragen. »Sie verdammten Sauhunde!«, schrie ich, »Ich will Antworten! Antworten darüber was mit mir passiert ist! Ich schwöre bei Gott, dass ich sie allesamt verklagen werde-» »3 mg Midazolam, pronto!« »…wenn ich hier noch irgendeinen medizinischen Begriff höre, der mir nicht erklärt wird!«
    Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie einer der Ärzte aus dem Raum rannte und mit irgendeiner Ampulle wiederkam, dessen Inhalt er auf eine Spritze aufzog. Er reichte sie dem Oberarzt, der schnurstracks zu mir hinging.
    »Was ist das?! Gehen Sie mit dem Scheiß weg! Ich will das nicht!« Mit aller Macht versuchte ich mich zu bewegen – vergeblich.
    Statt mir die Bettdecke wegzureißen und mir die Nadel in irgendeine Körperregion zu rammen, fummelte er in der Nähe meines Halses rum. Oh Gott, was machte er da? Hatte ich da irgendeinen Schlauch hängen?! Was für ein Teufelszeug spritze er da rein?! Sobald meine Frau hier ist, würde ich dafür sorgen, dass ich verlegt werden würde, ich würde…
    Auf einmal wollte ich mich nicht mehr aufregen und hatte das Gefühl den tiefsten Seelenfrieden zu erfahren, den ich jemals hatte. Ich hörte die Ärzte weiterhin reden, hatte aber das Gefühl, als würden ihre Stimmen in ganz anderen Sphären schweben. Sie redeten lange miteinander. Es störte mich nicht, der Informationsaustausch war sogar ganz gut angebracht, immerhin ging es um mich. Irgendwann trugen ihre Stimmen mich in einen tiefen Schlaf.
    Als ich wieder erwachte, hörte ich die Stimme meiner Frau. Mein Herz schlug augenblicklich schneller. Sie stand in der Tür und redete mit diesem gottverdammten Oberarzt.
    »Alexandra!« rief ich.
    Sie sah zu mir. Sie reagierte! Oh Gott, war das doch alles nur ein schlechter Traum gewesen? Sie kam zu mir… doch, wieso weinte sie?
    Es brach mir das Herz als ich dabei zusah wie sich meine Liebste neben mir ans Bett setzte. Ihr Mascara war vollkommen verschmiert und in ihren Wimpern hangen dicke Perlen von Tränen. Tiefe Ringe umrahmten ihre Augen und zeugten von schlaflosen Nächten. Trotz allem, sah sie immer noch wunderschön aus.
    »Wieso weinst du?« fragte ich leise.
    »Gott… Dominic«, heulte sie und schmiegte sich an meine Brust. »Warum du… warum
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