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Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)

Titel: Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Autoren: Asia Greenhorn
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Schneidersitz auf dem Schreibtisch und machte nicht den Eindruck, als wollte sie so bald wieder aufstehen. »Sie ist mächtig stolz darauf, wie sie es eingerichtet hat, und ich möchte ihr ungern die Schau stehlen. Schätzungsweise will auch die Anwältin sich alles ansehen, bevor sie dich hierlässt …«
    Davon war Winter keineswegs überzeugt. Susan würde wahrscheinlich alles, was sie interessierte, bei einer Tasse Tee erfahren.
    Und wenn sie nicht gerade eine Leiche in der Kühltruhe fand, würde Susan ihre Meinung bezüglich Winters Aufenthalt hier kaum ändern.
    »Schaut aber die chinesischen Vasen nicht allzu genau an«, fiel Gareth ein. »Dai hat eine zerschlagen, als er im Wohnzimmer Ball gespielt hat, und wir mussten sie heimlich zusammenleimen. Mama hat es bis jetzt noch nicht entdeckt …«
    Der kleine Junge zog einen Schmollmund und warf Winter einen misstrauischen Blick zu. Er dachte wahrscheinlich, dass ein solches Geheimnis nicht mit Fremden geteilt werden sollte.
    »Du hast schlecht geworfen«, protestierte er streitlustig. Sollte Winter petzen, würden die anderen beiden wenigstens mit drinhängen!
    »Wenn du keine Bälle halten kannst, ist das nicht meine Schuld«, erwiderte sein Bruder.
    Winter blinzelte. Familiendynamiken zu beobachten brachte sie immer in Verlegenheit. Wie die Streitereien zwischen Madison und Kenneth … Sie fühlte sich dann immer noch mehr wie eine Außenstehende, quasi ein Eindringling, der an einen Ort geraten war, wo er nicht hingehört.
    Plötzlich schien es ihr albern, weiter auf ihre Schuhspitzen zu starren. Etwas steif setzte sie sich aufs Bett.
    »Aber den Stadtrundgang machen wir mit dir«, verkündete Eleri. »Es gibt zwar rein gar nichts zu sehen, aber wenn du dir Mühe gibst, findest du es vielleicht sogar interessant.«
    »Danke.«
    Das Mädchen zog amüsiert die Schultern hoch.
    »Mach dir keine Illusionen, diese Stadt ist tödlich langweilig.«
    Instinktiv führte Winter ihre Hand an den Hals und tastete nach der vertrauten Kette.
    Willkommen in Wales, Winter Starr
, sagte sie sich freudlos.
    E leri hatte nicht übertrieben, als sie sagte, dass Cae Mefus nicht viele Unterhaltungsmöglichkeiten bot. Das Zentrum war klein, die wenigen Geschäfte waren voller Dinge, die für Hausfrauen recht nützlich, für Jugendliche jedoch völlig uninteressant waren, die Filme in der Videothek waren allesamt schon älter, und dann gab es noch einen Spielplatz voller Kinder und das Manaros, ein Pub, dessen Besitzer sich meistens weigerte, Alkohol an Minderjährige auszuschenken.
    Fünf Tage waren seit ihrer Ankunft vergangen, und Winter hatte sie mehr oder weniger zurückgezogen in der Mansarde verbracht und ihre Gastfamilie nur zu den Mahlzeiten getroffen. Sie hatte keine Lust auf Gesellschaft, und die Chiplins wollten ihr Zeit lassen.
    Sie hatte in dieser Zeit praktisch den ganzen Tag nur gelesen. Und eine rasche Überschlagsrechnung des verbliebenen Vorrats an mitgebrachten Büchern machte ihr klar, dass sie dringend etwas unternehmen musste.
    Die Bibliothek von Cae Mefus befand sich im öffentlich zugänglichen Flügel eines großen Gebäudekomplexes, in dem auch die St-Dewi’s-Schule untergebracht war.
    Winters Turnschuhe quietschten auf dem gebohnerten Fußboden, als sie mit prüfendem Blick an den Bücherregalen entlangging. Was sie sah, war ermutigend. Es gab hier Bücher jeder Gattung, antike Ausgaben ebenso wie Neuerscheinungen.
    Seltsam war nur, dass trotz der offensichtlich großen Investitionen in den Bibliotheksbestand der Ort fast menschenleer war.
    Vielleicht, dachte Winter, kommen die Jugendlichen von Cae Mefus nur ungern in die Nähe der Schule, solange sie nicht dazu gezwungen sind …
    Etwas Einsamkeit war jedenfalls genau das, was sie brauchte. Sie wollte Ruhe tanken, bevor sie wieder in das betriebsame Haus der Chiplins zurückkehrte.
    Sie wählte aus den zahlreichen Romanen, die ihr Interesse geweckt hatten, einen aus und setzte sich im Lesesaal an den Tisch, der dem großen Fenster am nächsten stand.
    Es begann zu dämmern.
    Rhys Llewelyn seufzte, klappte sein Buch zu und rollte die Schultern, um seine verkrampften Muskeln zu lockern.
    Es musste schon fast Zeit sein für die Bibliotheksschließung und Mr Graves würde bald zu meckern anfangen wegen der beiden verspäteten Leser im Saal.
    Das Mädchen neben dem Fenster hatte er noch nie gesehen, und das war ungewöhnlich in einem kleinen Ort wie Cae Mefus. Sie war vor Stunden lautlos eingetreten,
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