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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition)
Autoren: Stephen King
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davor. In einem davon saß Jake. Neben ihm saß ein alter Mann, der einen breitkrempigen Strohhut, weite grüne Hosen und hohe Schaftstiefel trug. Sein Oberkörper war lediglich mit einem dünnen weißen Kleidungsstück bedeckt – eine Art Trägerunterhemd, die Roland als Slinkum bezeichnete. Jake und der Alte aßen irgendwelche gefüllten Popkins. Roland lief das Wasser im Mund zusammen.
    Oy saß hinter ihnen am Rand des zirkusartig bunten Fahrzeugs und starrte fasziniert sein Spiegelbild im Wasser an. Vielleicht auch das Spiegelbild des Drahtseils, das über ihnen den Fluss überspannte.
    Susannah wandte sich an Roland. »Ist das der Whye?«
    »Yar.«
    Eddie grinste. »Du sagst Whye; ich sage Whye Not?« Er hob eine Hand und schwenkte sie über dem Kopf. »Jake! He, Jake! Oy!«
    Jake winkte seinerseits. Der Fluss und das an seinem Ufer vertäute Floß waren noch ein paar Hundert Meter entfernt, aber alle hatten die gleichen scharfen Augen und konnten deshalb die Zähne des Jungen beim Lächeln weiß aufblitzen sehen.
    Susannah legte beide Hände an den Mund. »Oy! Oy! Komm zu mir, Süßer! Komm zu deiner Mama!«
    Mit einem schrillen Jaulen, das ein Bellen imitieren sollte, flitzte Oy über das Floß. Er verschwand in dem scheunenartigen Gebäude und kam auf ihrer Seite wieder zum Vorschein. Mit angelegten Ohren und glänzenden goldgeränderten Augen kam er den Weg heraufgerast.
    »Langsamer, Schatz, sonst trifft dich der Schlag!«, rief Susannah lachend.
    Oy schien das als Aufforderung zu verstehen, sein Tempo noch zu steigern. In weniger als zwei Minuten erreichte er Susannahs Rollstuhl und war mit einem Satz auf ihrem Schoß. Gleich darauf sprang er wieder zu Boden und sah vergnügt zu ihnen auf. »Olan! Ed! Suze!«
    »Heil, Sir Throcken«, sagte Roland, der das alte Wort für Bumbler gebrauchte, das er erstmals gehört hatte, als seine Mutter ihm das Buch Der Throcken und der Drache vorgelesen hatte.
    Oy hob ein Bein, bewässerte ein Grasbüschel, setzte sich dann wieder, blickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren, schnüffelte in die Luft und ließ den Horizont nicht aus den Augen.
    »Wieso macht er das dauernd, Roland?«, fragte Eddie.
    »Weiß ich nicht.« Aber er wusste es beinahe . Stand da nicht etwas in irgendeiner alten Geschichte, nicht in Der Throcken und der Drache , aber in einer ziemlich ähnlichen? Roland war so. Er dachte flüchtig an grüne Augen, die aus dem Dunkel lugten, und empfand einen leichten Schauder – nicht direkt aus Angst (obwohl auch die eine Rolle spielen mochte), sondern einer Erinnerung wegen. Dann war der Augenblick vorüber.
    Es wird Wasser geben, so Gott will, dachte er und merkte erst, dass er laut gesprochen hatte, als Eddie verständnislos »Hä?« sagte.
    »Schon gut«, sagte Roland. »Ich schlage vor, wir halten mit Jakes neuem Freund ein kleines Palaver ab. Vielleicht hat er sogar ein paar Popkins übrig.«
    Eddie, der ihr zähes Grundnahrungsmittel, das sie Revolvermann-Burritos nannten, satthatte, war sofort besser gelaunt. »Teufel, yeah«, sagte er und sah auf eine imaginäre Uhr an seinem gebräunten Handgelenk. »Du meine Güte, wie ich sehe, ist gerade Fresszeit.«
    »Halt einfach die Klappe, und schieb, Schätzchen«, sagte Susannah.
    Eddie hielt die Klappe und schob.

3
    Der Alte hatte gesessen, als sie ins Bootshaus kamen, empfing sie aber stehend, als sie auf der anderen Seite auf den Steg hinaustraten. Er besah sich Rolands und Eddies Waffen – schwere Revolver mit Sandelholzgriffen – mit großen Augen. Er ließ sich auf ein Knie sinken. Es war so still, dass Roland tatsächlich die Gelenke des Alten knacken hörte.
    »Heil, Revolvermann«, sagte er und legte eine von Arthritis geschwollene Hand an die Stirn. »Ich grüße dich.«
    »Erhebe dich, Freund«, sagte Roland, der nur hoffen konnte, dass der Alte wirklich ein Freund war – Jake jedenfalls schien es zu glauben, und Roland hatte gelernt, auf dessen Instinkt zu vertrauen. Von dem des Billy-Bumblers ganz abgesehen. »Erhebe dich.«
    Der Alte hatte beim Aufstehen Mühe, weshalb Eddie an Bord sprang und ihn unter dem Arm stützte.
    »Dank dir, Sohn, dank dir. Bist du auch ein Revolvermann oder noch Lehrling?«
    Eddie sah zu Roland hinüber. Als von Roland nichts kam, erwiderte er den Blick des Alten, zuckte die Achseln und grinste. »Irgendwie ein bisschen beides. Ich bin Eddie Dean von New York. Das hier ist meine Frau Susannah. Und das hier ist Roland Deschain. Von Gilead.«
    Der alte
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