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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten
Autoren: Jeanine Krock
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von Grün konnte ich bereits entdecken. Ich suchte mir einen sonnigen Platz und setzte mich.
    Erst jetzt bemerkte ich Iain, der in der Tür zur Küche stand und mir freundlich zunickte, bevor er sich weiter leise mit einem Mann unterhielt, der in eine Art unordentlichen Kilt gewickelt war. Fasziniert beobachtete ich, wie Tröpfchen des Breis, den er aus einer Schale löffelte, in seinem Bart glitzerten. Er fuchtelte mit dem Löffel in der Luft herum, um seinen Worten besonderen Nachdruck zu verleihen, und warf mit einer ungeduldigen Kopfbewegung sein Haar über die Schulter zurück.
    »Das ist Angus. Er kann einem Angst machen, nicht wahr? Die Leute hier nennen ihn den Pferdemagier, und glaube mir, er vollbringt wahre Wunder«, flüsterte Caitlynn mir zu, bevor sie sich setzte. »Guten Morgen.« Sie musterte mich anerkennend: »Aus dir ist eine richtige Lady geworden. Ich kann mich nicht erinnern, dich je in solch feinem Zwirn gesehen zu haben. Dann stimmt es also – die reiche Erbin darf ihr Geld jetzt selbst ausgeben?«
    Plötzlich war mir mein offensichtlicher Wohlstand furchtbar peinlich. Caitlynns Familie war arm, und sie hatte das teure irische Klosterinternat, in dem wir uns kennengelernt hatten, nur besuchen dürfen, weil dort auch Kinder aus der unmittelbaren Nachbarschaft unterrichtet wurden. Ein Stipendium hatte es ihr später ermöglicht, in London zu studieren.
    Erbarmungslos fuhr sie mit ihrer Inspektion fort: »Und eine nette Figur hast du bekommen, du treibst doch nicht
etwa Sport?« Lachend langte sie über den Tisch und zog an einer dicken Strähne, die sich schon wieder aus meinem Zopf gelöst hatte. Meine dunklen Haare waren viel zu glatt und schwer, um frisierbar zu sein. »Aber gut, dass sich an deiner Frisur nichts geändert hat. Du wärst ja sonst schon nahezu unheimlich makellos.«
    Waren ihr die dunklen Ringe unter den Augen und meine viel zu knochigen Schultern entgangen? Offenbar will sie mich aufmuntern, dachte ich und versuchte ein Lächeln. Dabei traten mir aber Tränen in die Augen, denn ich musste daran denken, wie mich mein Ex mehr als einmal am Haar gepackt und gegen die Wand geschleudert hatte, wenn ihm – wie so oft – etwas nicht gefiel. Meine wenigen Freunde hatten nicht bemerkt, wie ich direkt vor ihren Augen ganz allmählich Stolz und Selbstachtung verloren hatte. Ich galt schon immer als wunderlich, und wahrscheinlich beneideten die meisten Frauen mich sogar um meinen Freund, der sich in der Öffentlichkeit charmant und fürsorglich gab.
    Gerade noch rechtzeitig hatte ich begriffen, was mit mir geschah. Und ich hatte mich entschieden zu fliehen – mehrmals. Aber jedes Mal war er mir gefolgt und hatte mit Engelszungen auf mich eingeredet, ich möge doch zu ihm zurückkehren, er habe es nicht so gemeint, und überhaupt liebe er mich doch. Was er liebte, war zweifellos mein Geld. Ich war ihm vollkommen gleichgültig. Das hatte ich ihn selbst sagen hören.
    Dieses Mal war meine Entscheidung endgültig. Ich würde nicht mehr zurückkehren, bevor ich mit mir selbst ins Reine gekommen war. Das hatte ich mir geschworen, und die Einzige, die mir helfen würde, bei meiner Entscheidung zu bleiben, war Caitlynn. Meine Freundin pflegte eine sehr pragmatische
Einstellung zu Männern und hatte mir einmal geraten: Ab und zu musst du eine emotionale Kosten-Nutzen-Bilanz ziehen. Wenn du ins Minus rutschst, ist es höchste Zeit zu gehen. Ich hätte schon viel früher auf ihren Rat hören sollen.
    Caitlynn bemerkte meinen Stimmungsumschwung und lenkte ab: »Hast du etwas Schönes geträumt?«
    Die Erinnerung an meine romantischen Fantasien sandte eine heiße Welle der Verlegenheit durch meinen Körper.
    Caitlynn grinste, als wisse sie genau, was in mir vorging. Misstrauisch blickte ich sie an. Mit den roten Haaren, die ihr Gesicht wie Flammen umzüngelten, sah sie nicht nur aus wie eine wilde irische Fee, sie besaß manchmal tatsächlich eine erstaunliche Intuition, wie man sie den Wesen aus der Anderswelt nachsagte. Von der gestrigen Begegnung mit dem Unbekannten konnte sie jedoch auf keinen Fall etwas wissen, beruhigte ich mich und schwieg.
    Nach dem Frühstück führte sie mich stolz durch ihr Hotel. Ich fand es wunderbar und sagte ihr das auch.
    »Ohne Iain wären wir noch längst nicht so weit. Er ist unglaublich geduldig und versteht sich wie kein anderer auf alte Handwerkstechniken.« Sie zeigte auf eine Sammlung alter Schwerter und lachte. »Und wehrhaft ist er auch. Ganz zu
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