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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten
Autoren: Jeanine Krock
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und so spürte ich die Wärme seines festen, kräftigen Körpers beunruhigend deutlich durch mein Nachthemd. Vergeblich versuchte ich mir weiszumachen, dass das Prickeln auf meiner Haut die Folge der heißen Dusche war. Um wieder zu Verstand zu kommen, schloss ich kurz die Augen. Ein Fehler, denn sofort übernahmen die anderen Sinne deren Aufgabe. Er roch nach wilder Heide, dunklem Harz und nach … Mann.
    Ich hätte dahinschmelzen können. Doch stattdessen zwang ich mich, ihn anzusehen. »Sie können mich jetzt wieder loslassen, die Gefahr ist vorüber«, sagte ich, konnte jedoch nicht verhindern, dass es mehr nach verführerischem Gurren als nach einer sachlichen Aufforderung klang.
    »Ich glaube, es wird erst jetzt richtig gefährlich.« Einen Augenblick lang dachte ich, er wollte mich küssen.
    O ja. Bitte, nur ein winziger Kuss , bettelte meine Libido, und ich wusste, wohin das führen würde. Dennoch war ich geneigt, ihrem Flehen nachzugeben. Seine Berührung fühlte sich einfach
zu verlockend und merkwürdigerweise irgendwie vertraut an.
    Doch statt sinnlicher Hingabe verdunkelte ein Schatten sein Gesicht. »Ich habe schon einmal gesagt, Sie sollten besser achtgeben, wohin Sie treten.« Er drehte sich um und ging lautlos davon.
    Rüpel. Ich konnte dem Impuls nicht widerstehen, ihm die Zunge herauszustrecken, bevor ich mit zitternden Knien die Treppe hinablief, um meine Tasche zu holen.
     
    Am nächsten Morgen wurde ich von warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht geweckt. Seit Monaten fand ich nachts kaum Ruhe und wachte morgens ebenso erschöpft auf, wie ich abends ins Bett gefallen war. Und auch heute war mein Bett zerwühlt, als hätte darin ein Kampf stattgefunden. Das Kissen lag auf dem Boden, und mein Flanellnachthemd, dessen flauschige Wärme mir als Seelentröster diente, hatte sich wie eine Würgeschlange um mich herumgewickelt. Dennoch war irgendetwas anders. Orientierungslos blickte ich mich um. Ein Schatten der Erinnerung verharrte kurz in meinem Kopf, bevor er unwiederbringlich davonschwebte und eine eigenartige Leere hinterließ.
    Was mir blieb, war der Duft der Heide, in der ich, in die Arme des geheimnisvollen Fremden geschmiegt, eingeschlafen war. Es heißt, die Träume der ersten Nacht in einem neuen Zuhause gingen in Erfüllung. Ob dies auch für Hotelzimmer galt?
    Doch es würde keine Gelegenheit geben herauszufinden, ob an diesem Volksglauben etwas dran war, denn ich hatte vorerst die Nase von Männern voll, selbst wenn sie so fantastisch aussahen wie mein geheimnisvoller Retter. Ganz besonders
dann , bestärkte ich mich noch einmal in meinem guten Vorsatz und stieg aus dem Bett.
    Es war schon spät, als ich endlich so weit war, mein Zimmer zu verlassen, und so hatte ich den Frühstücksraum im Erdgeschoss fast für mich allein. Er befand sich auf der Rückseite des Gebäudes und war in sanften Farben geschmackvoll eingerichtet. Natürlich durfte auch hier das obligatorische Tartankaro nicht fehlen, aber es zierte nur dezent die Stuhlkissen und Sets auf den Tischen. Der Raum strahlte einen ebenso heiteren ländlichen Charme aus wie das Zimmer, das nun für viele Wochen mein neues Zuhause sein würde. Caitlynns gestalterisches Talent war in zahllosen Details zu erkennen. Ich konnte mir gut vorstellen, wie lange sie gebraucht hatte, um das Geschirr auszusuchen oder die geschmackvolle Beleuchtung. Es war wunderbar, dass sie mit Iain offensichtlich einen geeigneten Partner gefunden hatte, mit dem sie ihren langgehegten Traum von einem gastlichen Haus wahrmachen konnte. Dank ihres Talents hatte sie nach dem Studium schnell einen gut bezahlten Job gefunden. Schon immer war es ihre Leidenschaft gewesen, Häuser einzurichten, und es gab viele Menschen, die sich ein repräsentatives Heim eine Menge kosten ließen. Nun investierte sie in ihr eigenes Zuhause.
    Zum Estate gehörten auch Cottages, die sie nacheinander restaurieren und neu einrichten wollte. Sie selbst wohnte mit Iain im alten Verwalterhaus, das von außen bereits großartig aussah. Von meinem Fenster aus hatte ich vorhin allerdings eine kleine Armada von Handwerkerfahrzeugen gesehen. Sie hatte offenbar nicht damit übertrieben, dass es dort noch eine Menge zu tun gab.
    In der Ferne glitzerte das Meer, und auf einmal wusste ich,
dass es die richtige Entscheidung gewesen war, hierherzukommen. Große Fenster erlaubten einen weiten Blick über die herrliche Landschaft. Noch war das Gras der Wiesen vom langen Winter braun, aber einen Hauch
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