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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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nichts als Einkaufsgeschichten und Unfug, aber ich habe beschlossen, dass wir uns um Peter gar keine Sorgen machen müssen, denn im letzten Krieg ist er so oft verschwunden und immer wieder mehr oder weniger wohlbehalten aufgetaucht. Sein Selbsterhaltungstrieb ist recht ausgeprägt, glaube mir. Und dumm ist er auch nicht, was ja doch tröstlich ist – mag Kingsley auch seinen Teil sagen, von wegen das Gute tun und den, der schlau sein will, brillieren lassen, auch wenn mir nicht einleuchtet, wie man durch bloße Willenskraft schlau werden soll. Peter besteht immer darauf, Kingsley habe «kann» und nicht «will» gesagt, und vielleicht ist es so. Ich hoffe nur, dass Bunter noch bei ihm ist, obwohl ich mir andererseits nicht vorstellen kann, was er mit ihm anfangen soll, wenn er an irgendwelchem obskuren Ort inkognito unterwegs ist – denn wenn jemandem ins Gesicht geschrieben steht «Kammerdiener eines englischen Gentleman», dann doch wohl Bunter. Gestern habe ich einen Brief von ihm bekommen (so zurückhaltend, als hätte er ihn von Piccadilly geschrieben), mit dem er der «Werten» (mit großem W) Familie frohe Weihnachten wünscht.
    Wir freuen uns darauf, euch alle an Weihnachten hier zu haben, sofern die Viren mitmachen. Ich hoffe, unser hiesiges Gewusel zwischen Evakuierten und Horden von Kindern macht dir nichts aus – Bescherung und Zaubervorstellung im Großen Saal, nach dem Essen Scharaden und Spiele – ich fürchte, es wird recht geräuschvoll und turbulent und nicht sehr erholsam zugehen.

    Stets deine dich liebende Mutter

    PS: Es tut mir Leid, dass ich mich so unklar ausdrücke. Es war Bunter, nicht Peter, der den zurückhaltenden Brief geschrieben hat, und Bunter ist bei Peter, nicht bei Kingsley – jedenfalls hoffe ich das.

    Lady Peter Wimsey an Lord Peter Wimsey, irgendwo im Ausland (Auszug)

    6. Februar 1940

    … Das ist der kälteste Winter seit Menschengedenken. Der Pagg ist völlig zugefroren, und auf dem Dorfteich laufen sämtliche Kinder und die landwirtschaftlichen Helferinnen Schlittschuh – ein Bild wie von Breughel. Kohle ist weder für Geld noch gute Worte zu bekommen, aber das ist mehr dem Dauerfrost geschuldet als dem Feind. Man zieht Soldaten zum Freischaufeln der Eisenbahnschienen heran. Ich fürchte, der Weinstock im Kalthaus wird eingehen, aber mehr dagegen zu unternehmen, als die Scheiben mit Zeitungspapier zu isolieren – wie die Fenster des Hauses sind sie ja schon kunstvoll kreuz und quer mit Klebeband versehen –, fällt mir beim besten Willen nicht mehr ein. Für einen Extraofen haben wir kein Brennmaterial übrig; ohnehin sammeln wir schon in Blackden Wood Holz und verbringen den größten Teil des Tages in der Küche, wo Mrs. Trapp aufs trefflichste den Herd am Bullern hält und es immer warm ist.
    In dieser großen Kälte brauchen wir ein heißes Thema, und das liefern uns die jungen Frauen vom Landdienst. Sieben von ihnen arbeiten auf dem Datchett-Hof und fünf bei Bateson. John Bateson hat sie in den Wirtschaftsgebäuden gleich hinter unserem Küchengarten einquartiert – du weißt schon, wo früher die Stallungen und das Zaumzeug untergebracht waren, bevor unser Haus vom restlichen Hof abgetrennt wurde. Auf mich machen sie alle einen ziemlich gut gelaunten Eindruck, und sie arbeiten hart. Recht hart springt auch John Bateson mit ihnen um, neulich hörte ich ihn sagen: «Ihr seid hergekommen, um wie ein Mann anzupacken, nun seht zu, wie ihr damit fertig werdet!» Für den Dienst hat man sie mit scheußlichen graubraunen Aertex-Hemden, grauen Arbeitshosen und grünen Pullovern ausstaffiert, aber nach Dienstschluss tragen sie Seidenstrümpfe und Lippenstift, und im Handumdrehen hatten sie den Ruf weg, «von der leichten Sorte» zu sein, was dazu führt, dass die jungen Männer um sie herumschwirren wie die Bienen um den Honigtopf. Es besteht überhaupt kein Mangel an jungen Männern, die fürs Schwirren infrage kämen, da es jetzt zwischen hier und Broxford zwei Flugplätze gibt und dazu irgendeine ultrageheime militärische Einrichtung im requirierten Herrenhaus des Squire, das nur so brummt vor jungen Kerlen in Zivil mit einem Faible fürs Tanzen und fürs Kino. Alles ziemlich unfassbar für die Älteren, die aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr herauskommen!
    Die zweite große Neuigkeit: Die AndersonUnterstände, Luftschutzhütten für den Garten, sind eingetroffen – endlich. Broxford und Lopsley haben schon seit Wochen welche – und natürlich ist der
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