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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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Kriegführen besser macht als bei der Sicherung des «Friedens in unserer Zeit» – alle sagen ja, er hat sein Bestes gegeben, aber sein Bestes ist womöglich nicht annähernd gut genug.
    Nun gut! Paggleham ist derweil weiter damit beschäftigt, sich an das Leben im Kriegszustand zu gewöhnen. Am Mittwoch war Feuerübung, unter dem Kommando von Mr. Puffett (seine umfassenden Erfahrungen auf dem Gebiet des Kaminbaus und Schornsteinfegens qualifizieren ihn nach einhelligem Urteil dafür, in Notfällen dieser Art die Führung zu übernehmen). Unter den strikten Auflagen, dass der kleine Paul nicht persönlich in den Ablauf einbezogen würde und sich im Hausinnern lediglich symbolische Wasserströme ergießen sollten, hatte ich meine Zustimmung gegeben, den Anschauungsunterricht hier stattfinden zu lassen. Wir hatten ein Schauspiel erster Güte inszeniert: Eine Brandbombe war vermeintlich durch die Decke deines Schlafzimmers eingeschlagen, als Begleitmusik dazu gab es in der Spülküche einige Sprengkörper, die Dienstmädchen mimten Verletzte und die Kinder und ich Brandopfer. Wir hielten es für besser, die hiesige Sirenenanlage nicht ertönen zu lassen, weil wir befürchteten, es könnte zu Missverständnissen kommen, aber der Pfarrer war so nett, das Signal für den Angriff zu geben, indem er die Kirchenglocken läuten ließ. Alles lief wie am Schnürchen. Miss Twitterton war auch dabei, da sie zur Chorprobe aus Pagford herü bergekommen war (auch im Krieg trifft sich am Mittwoch der Chor), und hat in hervorragender Weise erste Hilfe geleistet. Ich habe ihr deinen alten Blechdeckel geliehen («um Granatsplitter und herabfallendes Gemäuer abzuwehren»), und ihre Freude war unbeschreiblich. Polly und Bredon wurden durchs Schlafzimmerfenster, die beiden anderen in Decken gehüllt aus der Mansarde evakuiert, und gerade wollten wir zum Höhepunkt kommen – die Rettung meiner Wenigkeit vom Dach, unter dem einen Arm eine Säuglingsattrappe, das Familiensilber unter dem anderen –, als völlig außer Atem die Küchenhilfe des Pfarrers erschien, um zu melden, dass der Schornstein des Pfarrhauses in Flammen stehe, ob Mr. Puffett wohl bitte schnell kommen könne. Unser ritterlicher Feuerwehrhauptmann riss umgehend die Leiter fort, womit ich denn auf dem Dach festsaß, und rannte wie der Blitz das Sträßchen hinauf, die Gasmaske immer noch auf dem Kopf, ihm auf den Fersen der Luftschutzwart, der rief, dass die Verdunklung in einer halben Stunde beginne und wenn Hitler den hell erleuchteten Schornstein erspähen sollte, gebe es einen Riesenärger mit der Polizei. Ich zog mich also würdevoll durchs Dachfenster zurück, und wir verlegten die Veranstaltung zum Pfarrhaus, wo das Feuer nach der Uhr des Luftschutzwartes in neunzehneinhalb Minuten gelöscht werden konnte – anschließend begab sich der Löschtrupp zum Bier in die Krone, und ich hatte den Pfarrer und seine Frau zum Dinner da, weil ihre Küche – wie Holland – zwar nicht regelrecht überflutet war, aber doch ganz schön unter Wasser stand …
    Honoria Lucasta, Herzoginwitve von Denver, an Lady Peter Wimsey, Talboys

    Witwenhaus,
Bredon Hall,
Duke's Denver, Norfolk
15. Dezember 1939

    Liebste Harriet,
    wie lästig für dich, dass sich Polly diesen schrecklichen Grippevirus eingefangen hat! Ich kann mir nicht vorstellen, warum der Allmächtige so viele von diesen scheußlichen kleinen Viechern erschaffen musste – bei jedem anderen würde ich von fehlgeleitetem Einfallsreichtum sprechen. Andererseits habe ich neulich in einem Buch gelesen, dass die Viren von Haus aus höchstwahrscheinlich ganz gesittet waren, dann aber hätten sie schlechte Angewohnheiten angenommen und angefangen, auf anderen Lebewesen zu leben wie die Mistel. Sehr interessant, wenn es stimmen sollte, und zweifelsohne sind Adam und Eva die einzig Schuldigen. Wie dem auch sei, ich habe Mary in der Stadt getroffen und ihr gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen, sie lässt dich grüßen und findet es sehr lieb von dir, dass du daheim bleibst und dich um ihre verlorenen Sprösslinge kümmerst. Ich hoffe, alle Päckchen sind bei dir angekommen. Einen Gasmaskenbehälter, der genau zum Muster des Kleides gepasst hätte, habe ich nicht auftreiben können, aber der, den ich geschickt habe, fügt sich vom Ton her ganz gut ein, glaube ich. Die Schuhe mussten leider extra gefärbt werden – die Farbe ist, wie es scheint, nicht sehr gängig. Hoffentlich reichen dir die Weihnachtskarten. Mit den
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