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William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)

William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)

Titel: William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)
Autoren: Alfons Th. Seeboth
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Seit ein paar Nächten patrouillieren immer zwei Wölfe, um mich zu erwischen«, erklärte ihr Naika. »Ich verstehe einfach nicht, warum mein Rudel mir die Jagdausbildung ve rweigert! Jeder Silberwolf jagt in meinem Alter eine Sonne und einen Mond allein im Tal. So verlangt es die Tradition unserer Ahnen!«
    »Sie haben Angst um dich. Du bist ihr einziger Nachwuchs. Sie wollen nicht, dass dir etwas geschieht«, erklärte ihr Topsannah. »Glaubst du etwa, mir ergeht es anders? Auch ich möchte mit den Jungen meines Dorfs zur Jagd gehen. Aber stat tdessen muss ich lernen, wie man Tiere häutet, Felle bearbeitet und auf den Feldern arbeitet. Mir gefällt …«
    Eigensinnig unterbrach Naika sie: »Das kann und will ich nicht akzeptieren! Sie haben mich jedes Mal dafür bestraft, wenn ich zu dir ins Dorf zum Spielen ging. Jetzt brechen sie die Gesetze unserer Ahnen und keiner bestraft sie dafür. Das ist ei nfach ungerecht!«
    Um sie zu beruhigen, strich Topsannah sanft durch Naikas Fell. Naika gefiel das, sie rollte sich auf den Rücken und ließ sich den Bauch kraulen.
    »Weißt du, woher das Bärental seinen Namen hat? Ich habe dort unten nicht einen Bären gesehen. Nur Dachse, Pumas und viele kleinere Tiere. Dazu ist das Wetter dort völlig anders als bei uns. Es ist dort schwül und heiß. Selbst bei Nacht kann man es dort kaum aushalten. Weißt du, warum?«, erkundigte sich Naika.
    »Erinnerst du dich an den Alten Schamanen in meinem Dorf?«
    »Wie kann ich den vergessen! Der Schamane erzählt immer eigenartige Geschichten«, erinnerte sich Naika.
    »Genau. Von ihm weiß ich, dass ihr Silberwölfe die Verbindung zur Mutter Natur seid. Ihr haltet dieses Tal im ewigen Frü hling und wacht über uns und alle Geschöpfe. Durch euch können wir das ganze Jahr über Früchte ernten und unsere Felder bestellen. Vergießen wir jedoch das Blut eines Silberwolfes, so ist dieses Land verflucht«, berichtete Topsannah.
    Nachdenklich rollte sich Naika auf die Seite. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Volk dafür verantwortlich sein sollte. Jedoch erinnerte sie sich an die Lehren der Altwölfe, die ihr einst erzählten, dass sie mit bestimmten Gefühlen vo rsichtig sein soll. Es gefährlich sei, seinen Zorn und seine Wut auszuleben. Naika verstand aber immer noch nicht, warum sie dies nicht durfte. » Ob es mit dem Glauben der Zweibeiner zusammenhängt? «
    Ihre Blicke streiften die hohen schneebedeckten Berge, die das Tal umgaben. Umso mehr sie darüber nachdachte, kamen ihr Zweifel. » Könnte es der Wahrheit entsprechen? «
    »Du glaubst es nicht, oder?«, unterbrach Topsannah sie, wartete aber keine Antwort ab: »Deine Besuche bei uns im Dorf, empfindet mein Volk als eine große Ehre. Selbst als du vor zwei Monden den Sohn des Häuptlings gebissen hast, empfand man dein Verhalten als gerecht.«
    »Der war aber auch gemein zu dir! Immer ärgerte und hänselte er dich, nur weil du keine Eltern mehr hast«, entgegnete Naika. »Der hatte es nicht anders verdient. Wer meiner Freundin weh tut, der verletzt auch mich.«
    Topsannah grinste. »Oh ja, das war er. Seit dem Vorfall behandelt mich das ganze Dorf anders und unser Schamane unte rrichtet mich jetzt in Kräuterheilkunde. Früher kümmerte sich kaum einer um mich. Jetzt sind alle so freundlich zu mir.«
    Naika ging dazwischen: »Das verstehe ich nicht. Aber es erklärt zumindest, warum ich dich in letzter Zeit oft mit dem Schamanen im Wald sehe.«
    »Das ist ganz einfach. Alle glauben, dass du dem Dorf Glück bringst. Und wenn sie mich schlecht behandeln, du sie dafür bestrafen wirst«, erklärte ihr Topsannah.
    Naika fing lauthals zu lachen an. »Was soll eine Wölfin wie ich schon gegen sie ausrichten? Bei dem Sohn des Häuptling war das etwas ganz anderes. Der wollte dir dein Fell am Kopf versengen, das konnte ich nicht zulassen. Du bist meine allerbeste Freundin und ich habe dich sehr gern!«
    »Das ist kein Fell auf meinem Kopf, das sind Haare. Du bist auch meine …«
    Naika sprang auf und fiel ihr erneut ins Wort. Ihre goldenen Augen leuchteten. »Mir kommt da eine tolle Idee. Willst du heute Nacht nicht mitkommen? Wir könnten doch zusammen das Jagen im Bärental üben.«
    Liebevoll umarmte Topsannah sie und strich ihr sanft durchs Fell. Ein paar Freudentränen rollten ihr die Wange herunter. »Du würdest mich mitnehmen?«
    »Aber klar! Das wird auf jeden Fall ein tolles Abenteuer. Wir treffen uns am Abhang des Bärentales. Versprich mir, dass du auf mich
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