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William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)

William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)

Titel: William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)
Autoren: Alfons Th. Seeboth
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wird kein Tag vergehen, an dem ich nicht an dich denken werde.«
    Gemeinsam mit ihren Eltern trat sie an die Stufen zum Eingang des Waisenhauses. Zögerlich kniete sie sich nieder und legte ihr Baby vor der schweren Eichentür ab. Ihr Gesicht war von Tränen durchnässt, sie zitterte am ganzen Leib. Sie konnte es nicht! Als sie den Versuch unternahm, ihr Kind wieder aufzunehmen, hielt ihr Vater sie davon ab. Er zog kräftig an einer Kordel und ein lautes Glockenspiel ertönte. Danach teleportierte er sich, seine Frau und seine Tochter in den magischen Bremer Schnoor.

Episode 1
    Eine besondere Begegnung
     
     

Kapitel 1
    Mit der Polizei nach Hause
     
    Auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens saß ein großer schwarzhaariger Junge. Seine Haut war braun gebrannt, er hatte Somme rsprossen und trug ein Clownkostüm. Er sah viel älter aus, als er eigentlich war. Jeder, der ihn bemerkte, dachte, er sei bereits sechzehn Jahre alt. Jedoch würde er erst im Oktober sein zehntes Lebensjahr erreichen.
    William, so hieß der Junge, ärgerte sich darüber, dass die Polizei ihn bei einer Kontrolle im Zirkus erwischt hatte. Am meisten erzürnte es ihn jedoch, dass ihn eine innere Stimme davor gewarnt hatte, den Zirkuswagen zu verlassen. Dennoch war er hinausgelaufen und somit einem Polizisten direkt in die Arme.
    Dabei hätte er es fast geschafft, Deutschland mit dem Zirkus den Rücken zu kehren. Weg aus diesem kalten Land, das Kinder hasste und ihnen keinen Freiraum gab. Denn eines wusste er genau: Hier würde er, bis er erwachsen war, in der Bäckerei seiner Pflegeeltern schuften. Wenn sein Pflegevater nicht trank, war er noch zu ertragen. Aber das war eher selten. Sobald er Alkohol intus hatte, schlug er ihn regelmäßig und warf heiße Brotformen nach ihm.
    Für seine Pflegefamilie war er nur eine billige Arbeitskraft. Die Beamtin des Jungendamts ignorierte seine Klagen und ließ ihn bei ihnen. An wen sollte er sich schon wenden? Die Erwachsenen steckten alle unter einer Decke und einem Kind glaubte man nicht. Oft genug hatte er versucht, Hilfe bei Lehrern zu finden. Vergebens, nie war etwas passiert. Zu genau erinnerte sich daran, wie er seinem Klassenlehrer erzählte, woher seine blauen Flecken stammten. Anfangs schien es, als würde dieser ihm glauben. Jedoch, nachdem sein Pflegevater behauptete, William wäre ungeschickt und stolpere dauernd über seine eigenen Füße, distanzierte sich sein Klassenlehrer von ihm.
    Egal wo er sich Hilfe suchte, am Ende hieß es immer, das Kind hätte eine blühende Fantasie. In diesem Land glaubte keiner einem Kind!
    William blickte aus dem Seitenfenster des Polizeiwagens, während es über die Autobahn Richtung Bremen fuhr. Es regnete stark und der Fahrer fuhr deswegen besonders langsam. Die Tropfen fielen so dicht, dass man keine zehn Meter weit sehen konnte und die Autobahn wirkte wie ein breiter Fluss.
    Der Polizist, der mit ihm auf der Rückbank saß, sprach ihn an: »Freust du dich schon darauf, wieder nach Hause zu kommen?«
    William schaute den Polizisten an, als würde er ihn auf den Arm nehmen, und antwortete trocken: »Nein! Würden Sie sich auf Ihren Henker freuen?«
    Der Polizist blickte den Jungen neben sich entsetzt an und schwieg.
    William war das klar. Bloß nicht nachfragen, der Junge könnte ja etwas berichten, was Arbeit verursachte. Wie er die E rwachsenen dafür hasste, dass sie ihn nie ernst nahmen. Er schaute erneut aus dem Fenster und fing an, in Erinnerungen zu schwelgen. Er dachte an seine Auftritte im Zirkus, wie er als Clown die Besucher begeisterte. Er mochte es geschminkt in der Manege zu stehen und gemeinsam neben den anderen Clowns Späße mit den Zuschauern zu treiben. Später kam er durch Zufall in die Tanzgruppe, aber auch wenn diese erkannte, dass er ihre Tänze ohne große Fehler nachmachen konnte, reichte William das alles nicht. Irgendwann fingen die Zirkusmädchen an, ihm das Reiten beizubringen. Schon nach wenigen Wochen war er auch als Dressurreiter in der Show dabei.
    In seinem ganzen bisherigen Leben war er noch nie so glücklich wie in den vergangenen Monaten. Daher stand sein Entschluss jetzt schon fest: Sobald sich eine Gelegenheit bot, würde er wieder weglaufen und dem Zirkus nachreisen.
    William schreckte aus seinem Tagtraum auf. Er hatte wieder diese innere Stimme gehört, die ihm etwas zuflüsterte. Dass er nicht nochmal weglaufen dürfe. Er hörte sie öfter in seinem Kopf, konnte sich aber nie erklären, was sie bedeutete. Er empfand
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