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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition)
Autoren: Jeanette Sanders
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kurzen Lagebericht verfassen und nach oben senden. Mittels eines speziellen Modems und einer Technik, die beide auf Erden völlig unbekannt waren.
    Hiesige Computerfreaks würden vor Freude einen tödlichen Herzanfall erleiden, hatte es in den Instruktionen wortwörtlich und warnend geheißen. Weshalb es Angie strengstens untersagt war, den Laptop in der Öffentlichkeit zu benutzen oder gar zu verleihen. Die Menschheit trieb nach Meinung der obersten Etage schon so genug Unfug mit moderner Technik. Man musste sie wahrlich nicht noch auf mehr abwegige Ideen bringen.
    Sie hatte außerdem ein Passwort erhalten.
    Mit dessen Hilfe würde Angie eine ganz bestimmte Datei öffnen können, deren Inhalt nichts anderes als eine detaillierte Beschreibung ihrer neuen bürgerlichen Existenz war. Das Nötigste wusste sie allerdings bereits.
    Die junge Frau, in deren Fußstapfen sie vorhin bei ihrer Landung automatisch getreten war, weilte angeblich seit wenigen Wochen nicht mehr unter den Lebenden. Ein Umstand, der sowohl ihrer Familie als auch ihren Freunden derzeit unbekannt war. Und es, zumindest vorerst, auch bleiben sollte. Jedenfalls wenn es nach der obersten Etage ging! Und nach der ging es ja immer.
    Angela Engel war knapp 35 Jahre alt geworden. Sie war Künstlerin gewesen, Bildhauerin und Malerin. Vorzugsweise Aktmodelle. Nebenbei stand – oder besser lag – sie selbst ohne eine Faser am Leib in der Akademie Modell, damit Geld in die oft leere Kasse kam.
    Geburts- und letzter offizieller Wohnort: München, Stadtteil Sendling.
    Außerdem war Angela eine überzeugte Globetrotterin gewesen. In den vergangenen zehn Jahren hatte sie sich mehr oder weniger ständig in der Weltgeschichte umhergetrieben. Bis ihr kürzlich ein Trip ins Amazonasgebiet zum Verhängnis geworden war.
    Angie seufzte leise, als sie an diese dürftigen Informationen dachte, die sie momentan besaß.
    Sie würde sich in Kürze näher mit dem Laptop und der gespeicherten Datei auseinandersetzen müssen. So viel stand fest.
    Die Rede war weiter gewesen von sorgfältig ausgewählten Ausschnitten eines oder mehrerer Tagebücher, die Angela in den erwachsenen Jahren ihres Lebens regelmäßig geführt hatte.
    Es war Angie dringend ans Herz gelegt worden, sich auch hiermit ausreichend vertraut zu machen. Nähere Angaben hatte sie allerdings nicht erhalten.
    Nun, es wird sich schon alles finden!, dachte sie zu ihrer eigenen Beruhigung. Notfalls stehen mir ja im Engelstatus so einige Tricks zur Verfügung, sollte es irgendwann mal wo brenzlig werden.
    Sie warf die Sachen zurück in die Hermes-Reisetasche. Nur der Schminkbeutel durfte draußen an der frischen Meeresluft bleiben.
    Während Angie am Strand anfing, ihr Gesicht zu säubern und neu zu schminken, bekam einige hundert Meter weiter ein Mann allmählich einen Wadenkrampf vom Wassertreten.
    Allister Fraser hatte eine durchzechte, lange Nacht hinter sich. Er und seine Freunde, eine Gruppe junger Iren und Schotten, waren die Letzten gewesen, die heute Morgen gegen fünf aus dem Dubliner geflogen waren. Lange, nachdem die Band die Instrumente weggepackt und sich zu den meist betrunkenen Gästen an die lange Bar gesellt hatte.
    Während Allisters Kumpel beschlossen, gemeinsam ein Taxi zurück zum Hotel zu nehmen, war er einfach in die warme Nacht hinausgelaufen. Es war Zeit, den Kopf wieder klar zu kriegen. Immerhin weilte er nicht zu einem Urlaub auf der Insel, wie die meisten seiner Freunde.
    Allister Fraser hatte beschlossen, ein neues Leben anzufangen. Weit weg vom schönen, aber kalten und nassen Schottland. Und vor allem weit weg von seiner letzten, enttäuschenden Beziehung.
    Allein die Erinnerung an Amy brachte vor Wut bereits wieder das Blut in ihm zum Kochen.
    Diese unbändige Wut in ihm hatte Allister heute Nacht Flügel verliehen. Und so kam es, dass er sich plötzlich weit außerhalb von Las Americas wiederfand. An einem zweifellos schönen, breiten Sandstrand, den er bislang untertags noch kein einziges Mal besucht hatte.
    Kurzerhand war er aus seinen verschwitzten Sachen gehüpft und splitternackt der sanften Brandung entgegengelaufen. Der Atlantik war jetzt im Frühsommer noch ein wenig kühl, aber was ein waschechter Schotte ist, der kann das ab.
    Allister hatte sich in die Arme des Meeres geworfen und war mit kräftigen Zügen weit hinausgeschwommen.
    Er wusste, dass er nicht nüchtern war, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Er wusste auch, dass der Atlantik an vielen Stellen rund um die
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