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Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut

Titel: Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
Autoren: Nalini Singh
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Joshua bewegte sich nicht, bis der Fährtensucher ihn wieder losließ. Die Entschuldigung war angenommen.
    Indigo versuchte vergebens, den Regen aus den Haaren zu schütteln. »Eine Woche lang darfst du nicht Wolf werden.« Er sah so enttäuscht aus, dass sie ihm auf die Schulter klopfte. »Das ist keine Strafe. Aber du warst zu nah am Abgrund. Lieber kein Risiko eingehen.«
    »Okay, stimmt ja.« Er schwieg, in seinem Blick sah sie so etwas wie Scham. »Der Wolf ist immer schwerer im Zaum zu halten. Wie damals, als ich noch Kind war.«
    Das war wohl die Erklärung für seine irrationale Reaktion auf den Unfall. Indigo notierte sich im Geist, dass sie ein paar Leuten kräftig in den Hintern treten wollte. Halbwüchsige bekamen öfter mal Schwierigkeiten mit ihrer Selbstbeherrschung – Joshuas Lehrern hätte das auffallen sollen. »Das kommt manchmal vor«, sagte sie so ruhig und beiläufig wie möglich. »Ging mir auch so in deinem Alter, dafür musst du dich nicht schämen. Komm einfach sofort zu mir, wenn es wieder passiert.« Als er erleichtert nickte, nahm sie wieder Wolfsgestalt an.
    Der Heimweg zur Höhle – dem riesigen Tunnelsystem, gut versteckt vor allen Feinden in den Weiten der Sierra Nevada in Kalifornien – verlief ruhig. Nachdem sie etwa zehn Minuten unterwegs gewesen waren, ließ auch der Regen nach. Menschen wären sicher hundert Mal auf den schlüpfrigen Wegen ausgeglitten, doch die Wölfe waren trittsicher, ihre Schritte fest, und sie wählten die leichtesten Pfade für Joshua.
    Indigo ging voraus, und der Fährtensucher lief hinter dem Jungen. Sie führten Joshua bis vor die weit offen stehende Tür in der Felswand, wo seine bestürzte Mutter schon an der Seite eines Wolfs mit silbriggoldenem Fell wartete, dessen Augen so blassblau waren, dass sie beinahe wie Eis wirkten.
    Der Junge fiel vor dem Leitwolf auf die Knie.
    Indigo und der Fährtensucher zogen sich zurück, ihre Aufgabe war erledigt. Der junge Wolf war in Sicherheit, man würde sich um ihn kümmern. Sie dagegen mussten noch ein wenig Stress abbauen und durch den Wald jagen. Indigo hatte geglaubt, sie müssten den Jungen töten. Als sie ihn früher schon einmal in die Enge getrieben hatten, hatte ihn nicht mehr viel vom Wahnsinn getrennt. Sie warf ihrem Begleiter einen Blick zu – der große Wolf hielt mit Leichtigkeit Schritt – , dann fiel ihr auf, dass er blutete.
    Knurrend blieb sie stehen. Er machte kurz darauf kehrt, rieb seine Nase an ihrer. Sie nahm menschliche Gestalt an und beugte sich über ihn. »Du solltest das Lara zeigen.« Ihre Heilerin konnte besser beurteilen, wie schwer seine Verletzungen waren.
    Der Wolf schnappte nach ihrem Kinn und knurrte tief in der Kehle. Sie schob ihn von sich. »Muss ich dir erst den Befehl dazu geben?« Um ganz ehrlich zu sein, war sie nicht einmal sicher, ob sie das konnte – was sowohl die Frau als auch die Wölfin in ihr irritierte. Er nahm einen ungewöhnlichen Platz in der Hierarchie des Rudels ein. Er war zwar kein Offizier und noch dazu jünger als sie, aber nur dem Leitwolf selbst Rechenschaft schuldig. Als Fährtensucher waren seine Fähigkeiten sehr wichtig für die Sicherheit und das Wohlergehen des Rudels.
    Wieder knurrte er und schnappte nach ihr – diesmal nach ihrer Schulter.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Pass bloß auf, sonst beiße ich dir in deine vorlaute Schnauze.«
    Er knurrte unwillig und fletschte die Zähne.
    Sie schlug ihm kurz aufs Maul. »Wir gehen zurück.«
    Farbige Funken unter ihren Händen, dann war der silberne Wolf ein Mensch mit Augen wie Bergseen und regennassem Haar. »Das glaube ich nicht.« Bevor sie reagieren konnte, lag er auf ihr, hielt ihr Gesicht in beiden Händen und drückte seine Lippen auf ihren Mund.
    Heiß war diese Liebkosung, sie konnte sich kaum rühren. Und dann … brannte es wie Feuer in ihr, sie vergrub ihre Finger in dem dicken braunen Schopf und zog seinen Kopf zurück. »Was tust du da?«, fragte sie außer Atem.
    »Ich dachte, das wäre offensichtlich.« Seine Augen lachten, Sonnenstrahlen blitzten in den Seen auf, und er strich mit den Daumen über ihre Wangen. »Ich würde dich gern auffressen.«
    Sie nahm es nicht persönlich. »Dein Adrenalinspiegel ist noch hoch von der Jagd.« Sie schob seine Hände fort und hob leicht den Kopf. »Und der Blutverlust bewirkt ein Übriges.« Mit Regen vermischt lief eine hellrote Spur an seiner Seite hinunter. »Du musst sicher genäht werden.«
    »Bestimmt nicht.« Er küsste sie noch
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