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Wikinger der Liebe

Wikinger der Liebe

Titel: Wikinger der Liebe
Autoren: Josie Litton
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nichts ahnende Reisende zu überraschen. Nach dem glitzernden Blick unter den buschigen Brauen zu urteilen, konnte man ihm solche Bosheiten durchaus Zu trauen.
    »Mylord, ich bin Thorgold«, stellte er sich vor, »Lady Krystas Diener.«
    »Bedeutet deine Ankunft, dass Lady Krysta uns bald mit ihrer Gegenwart beglücken wird?«
    Die meisten Männer hätte Hawks bissiger Unterton bewogen, einen Schritt zurückzuweichen. Aber Thorgold zuckte nur die Achseln und breitete die knotigen Hände aus. »Sie kommt, wenn sie kommt, Mylord.«
    Offenbar hielt er diese Antwort für ausreichend, und Hawk begnügte sich damit. An diesem sonderbaren kleinen Kerl wollte er seinen Ärger nicht auslassen.
    Er gab das Trio in die Obhut seiner Schwester. Bevor er sich wieder zu Edvard wandte, beobachtete er die junge Frau, die Daria und den beiden anderen Dienstboten durch den Hof folgte. Dabei drehte sie sich zu ihm um und begegnete seinem Blick. Erschrocken stolperte sie, fand nur mühsam ihr Gleichgewicht wieder und senkte zerknirscht den Kopf, was ihn aus unerfindlichen Gründen belustigte.
    Bis er verstand, warum sein Verwalter so verdutzt dreinschaute, dauerte es eine Weile. Edvard hatte seinen Herrn lange nicht so lachen hören. Ein höchst ungewöhnliches Ereignis...
     
    Dieses Gelächter erwärmte Krystas Blut und jagte einen eigenartigen Schauer über ihren Rücken, während sie hinter Thorgold, Raven und der mürrischen Frau zum Dienstbotenquartier ging. Natürlich durfte sie nicht wagen, noch einmal über die Schulter zu schauen, obwohl die Versuchung fast unwiderstehlich war. Gerade noch rechtzeitig siegte ihre Vernunft, auf die sie sehr stolz war.
    Noch nie hatte sie einen so großen Mann gesehen, ausgenommen den mächtigen Jarl von Sciringesheal, bei jener kurzen Begegnung vor ein paar Monaten. Wolf Hakonson war ins Haus ihres Halbbruders gekommen, um mit ihm zu sprechen. Ohne zu erfahren, zu welchem Zweck, wurde Krysta auf den Familiensitz beordert, den sie zum ersten Mal besuchte. Ein paar Wochen später hatte man ihr mitgeteilt, sie würde Wolfs Schwager heiraten, einen gefürchteten sächsischen Lord namens Hawk.
    Er besitzt die Augen eines Raubvogels, dachte sie. Aber wenn er lacht... Ein Lächeln umspielte ihre vollen Lippen unter der zierlichen Stupsnase. Seit Lord Hawk gelacht hatte, glaubte sie beinahe, ihre Vorsichtsmaßnahmen wären überflüssig. Aber als kluge Frau verwarf sie diesen Gedanken. Erst wollte sie sich Gewissheit verschaffen, ehe sie dem Wunsch nachgab, das schwache Glücksgefühl in ihrem Herzen wachsen zu lassen.
    Zunächst musste sie sich vor den stechenden Augen und der scharfen Zunge Lady Darias schützen, die anscheinend den Haushalt führte. Dieser formidablen Frau ging man besser aus dem Weg.
    Daria führte die drei durch den Hof zu einem lang gestreckten, niedrigen Bauwerk aus gespaltenen, mit Mörtel zusammengefügten Baumstämmen und einem spitzen Strohdach. Im Vergleich zu den bemalten, mit kunstvollen Schnitzereien geschmückten norwegischen Gebäuden wirkte das Dienstbotenquartier äußerst bescheiden.
    Als Krysta eintrat, brauchte sie eine Weile, um ihre Augen nach dem hellen Sonnenschein an das Dunkel zu gewöhnen. Da die gesamte Dienerschaft ihre Pflichten anderswo erfüllte, herrschte hier gespenstische Stille. Nur das leise Summen einer Biene war zu hören. Die Binsen, die den festgestampften Erdboden bedeckten, verströmten einen trockenen, staubigen Geruch.
    Aufmerksam sah sie sich um. In der Mitte der Halle stand ein großer steinerner Herd, unter einem Rauchabzug, den rußgeschwärzte Balken umgaben. An den Längsseiten des rechteckigen Raums reihten sich Alkoven mit Vorhängen aneinander, offenbar die Schlafplätze der Dienstboten. Tagsüber waren die Vorhänge geöffnet und enthüllten eine spärliche Einrichtung.
    »Da könnt ihr zwei euer Bettzeug hineinbringen.« Daria zeigte auf einen leeren Alkoven. »Und du«, fuhr sie an Thorgold gewandt fort, »gehst zur Männerhalle. Sie liegt auf der anderen Seite des Hofes. Da wirst du schlafen. Haltet eure Unterkunft sauber, findet euch pünktlich zu den Mahlzeiten ein und erfüllt alle Aufgaben, die man euch zuteilt. Habt ihr mich verstanden?«
    Die schwarz gekleidete Raven öffnete den Mund, um zu antworten. Aber Thorgold kam ihr zuvor. »Gewiss, Mylady, wir werden Euch keine Schwierigkeiten bereiten.«
    »Das würde ich euch dringend empfehlen. Da eure Herrin immer noch durch Abwesenheit glänzt, setzt sie sich ohnehin schon
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