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Wiener Schweigen

Wiener Schweigen

Titel: Wiener Schweigen
Autoren: Iris Strohschein
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Kleidung zeigte mit der rechten Hand auf eine Ikone, die hinter ihr an der Wand hing.
    »Eine Marienikone«, brummte Rosa.
    Schurrauer tippte mit dem Finger auf ein paar lose Blätter auf dem Tisch. »Das sind Kopien aus dem Notizbuch. Zieliński hat die Ikone mit Bleistift auf fast jede Seite gezeichnet.«
    Rosa warf einen Blick auf die Kopien. »Habt ihr eine Theorie, wie das alles zusammenhängt? Und was den Mörder von Friedrich Kobald hierhergeführt hat?«
    Liebhart begann gereizt hin und her zu wetzen. »Moment, Rosa, mit dir gehen schon wieder die Pferde durch. Wir wissen nicht, ob Andrzej Zieliński der Mörder von Kobald ist. Seine Fingerabdrücke waren nicht die einzigen auf dem Weihwassersprengel. Der Gerichtsmediziner muss erst feststellen, wie lange Zieliński schon im Wasser gelegen hat. Wenn er länger als zwei Tage tot ist, kommt er als Täter nicht in Frage.«
    »Aber er muss das Aspergill in der Hand gehabt und den Sammler vermutlich gekannt haben.«
    »Stimmt, und mehr kann man darüber auch nicht sagen.«
    »Auf jeden Fall«, schaltete sich Schurrauer ein, »ist auffällig, dass Kobald sakrale Gegenstände gesammelt hat und Zieliński ein Foto von einer Ikone bei sich hatte, die ihm offensichtlich viel bedeutet hat, sonst hätte er sie nicht so oft gezeichnet.«
    Liebharts Mobiltelefon läutete. Er nahm ab und gab mehrere knappe Anweisungen.
    »Entschuldige.« Er rieb sich müde die Augen, nachdem er das Gespräch beendet hatte. »Wir sind hinter einer Bande von Autodieben her, die bei ihrem letzten Coup zwei Unbeteiligte, die ihnen in die Quere gekommen waren, getötet haben. Ich schlafe wegen dieser Sache seit drei Tagen im Büro.« Er wandte sich an Schurrauer. »Wir müssen in einer halben Stunde im 3. Bezirk sein. Unsere Leute haben einen leer stehenden Autotransporter mit vier gestohlen gemeldeten Fahrzeugen gefunden.«
    Er atmete tief ein. »Rosa, kannst du herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen der gestohlenen Monstranz von Friedrich Kobald und der Ikone von Andrzej Zieliński gibt?«
    Rosa rieb sich die Hände. »Das Problem ist, dass ich weder die Monstranz noch die Ikone untersuchen kann, oder?«
    Liebhart nickte und warf einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr.
    Sie runzelte die Stirn. »Ich werde versuchen, anhand des Bildthemas und der Darstellungsform festzustellen, woher die Ikone stammt. Eine Analyse des verwendeten Materials halte ich trotzdem für unumgänglich, sonst wird das Ergebnis recht dürftig.«
    Ungeduldig antwortete Liebhart: »Versuche, aus dem, was wir haben, möglichst viel herauszuholen. Wenn wir mehr über die Kunstgegenstände wissen, könnte uns das unter Umständen etwas über den Mörder und Dieb sagen.«
    »Wenn die Monstranz, wie du sagst, in dem Katalog genau beschrieben ist, hilft mir das auf jeden Fall weiter.« Sie überlegte kurz und fügte dann hinzu: »Falls Andrzej Zieliński der Mörder von Friedrich Kobald ist, müsste die Monstranz in seinem Besitz gewesen sein.«
    »Wir wissen noch nicht, wo er gewohnt hat, und im Rucksack war sie nicht.« Liebharts Telefon läutete erneut, er stand auf und ging mit dem Gerät am Ohr ein paar Schritte Richtung Wasser.
    Rosa meinte zu Schurrauer: »Soviel ich weiß, gehört eine Monstranz zur Lateinischen Messe. Ikonen wiederum sind Heiligenbilder der Ostkirche, besonders der orthodoxen Kirche des byzantinischen Ritus. Ich vermute daher, dass es bei dem Fall allgemein um wertvolle sakrale Gegenstände geht.«
    Sie dachte kurz nach, bis Liebhart an den Tisch zurückkam. »Ich habe gehört, dass die Sammlung von Friedrich Kobald sehr umfangreich ist. Warum wohl ist gerade   diese   Monstranz gestohlen worden?«
    »Klingt verdächtig nach Auftragsdiebstahl«, meinte Liebhart und blieb mit den Händen in die Hüften gestützt stehen. »Die Spurensicherung hat Fingerabdrücke eines vorbestraften Autodiebes, den wir in unserer Datenbank haben, in dem leer stehenden Transporter gefunden«, informierte er Schurrauer schnell und seufzte an Rosa gewandt: »Ich hab keine Ahnung, wie wir die viele Arbeit bewältigen sollen.«
    »Am besten, ich nehme dir so viel ab, wie ich kann, und sehe mir Kobalds Sammlung an.« Rosa erhob sich, sie wollte die beiden nicht länger aufhalten. »Dann kann ich mir ein besseres Bild machen. Da es eine Privatsammlung ist, hatte ich noch keine Gelegenheit, sie zu sehen. Ist die Wohnung schon freigegeben?«
    »Du meinst wohl eher das Museum. Dort befinden sich über hundert
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