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Wie zaehmt man einen Scheich

Wie zaehmt man einen Scheich

Titel: Wie zaehmt man einen Scheich
Autoren: Trish Morey
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der Scheich ihr beantworten, versprach er. Also folgte sie wortlos dem drahtigen alten Mann über den Weg durch die prächtige Gartenanlage, die sie von ihrem Fenster aus gesehen hatte, auch wenn ihre Ungeduld von Minute zu Minute wuchs.
    Die Sonne stand bereits tief am Himmel, überzog den Sandstein des Palasts mit leuchtendem Rot, aber eigentlich war es noch viel zu heiß für den weißen Leinenanzug, den sie aus ihrer Garderobe gewählt hatte.
    Es störte sie nicht, im Gegenteil. Sie hatte sich aus einem ganz bestimmten Grund nicht für eine der kühleren Seiden-Abayas entschieden – es sollte von vornherein klar sein, dass sie sich bei der ersten Gelegenheit auf den Weg nach Jemeya machen wollte, am besten heute noch. Ihre Sachen konnte man ihr nachschicken.
    Ein leichter Windhauch, gekühlt vom Wassernebel der vielen Springbrunnen, strich über ihren Nacken. Nur gut, dass sie ihr Haar aufgesteckt hatte. Sie hatte darauf geachtet, mit ihrem Erscheinungsbild den Eindruck von gelassenem Ernst und Selbstbewusstsein zu bieten. Beides brauchte sie, und von beidem besaß sie genug. Dennoch war ihr nicht wohl bei dem Gedanken, dass ihre gesamten Sachen sich hier befanden. Es ergab einfach keinen Sinn.
    Die Erleichterung, Mustafas Wüstenlager entkommen zu sein, wich schnell einem neuen Argwohn. Etwas stimmte hier nicht.
    Der Wesir führte sie in den Hauptteil des Palastes und durch einen Irrgarten von Gängen. Wunderschöne Mosaike aus Kristallen und Halbedelsteinen schmückten die Wände, Wandbehänge und Brokatteppiche stellten farbenfrohe Szenen von Tieren an ihren Tränken dar. Und überall das ewige Thema Wasser – in Tierszenen, Mosaiken und in den Nischen, in denen kleine Springbrunnen plätscherten.
    Es war wunderschön und zweifelsohne dazu gedacht, Ruhe zu spenden … würde nicht die Ungeduld das Geräusch eines jeden fallenden Tropfens, eines jeden leise zischenden Sprühens, eines jeden Murmelns in das Kratzen von Fingernägeln auf einer Schultafel verwandeln.
    Bis sie bei den geschnitzten Flügeltüren ankamen, die sich imposant und geheimnisvoll vor ihnen erhoben, lagen Aishas Nerven so blank, dass sie gut und gern die eigenen Fingernägel über etwas hätte ziehen können.
    Dabei war sie normalerweise weder angriffslustig noch gewalttätig.
    Können Sie so gut rennen, wie Sie beißen?
    Noch immer hörte sie das Lachen in seiner Stimme. Hätte sie doch nur härter zugebissen! Doch da bedeutete Hamzah ihr, ihm zu folgen, und sie verdrängte den Gedanken an den fremden Mann. Wahrscheinlich war er längst auf und davon und verprasste seine Belohnung im nächstgelegenen Kasino oder in irgendeiner berüchtigten Kontaktbörse. Sie nahm an, dass Söldner so etwas taten. Es ging ihnen um das schnelle Geld und den Kick der Jagd.
    Sie betraten eine Bibliothek, die Regale an den hohen Wänden bis zur Decke vollgestellt mit Büchern und alten Manuskripten. Viel Marmor machte den großen Raum angenehm kühl, ein Stuhl hier oder ein Sessel dort mit einem Seitentischchen mit Intarsienarbeiten luden zum Sitzen ein. In der äußersten Ecke des Raumes saß ein Mann an einem Schreibtisch hinter einem Computer, sein Haar schimmerte blauschwarz im Licht des Bildschirms.
    Er hob den Kopf und sah den Ankömmlingen entgegen. Ein Sekretär, dachte Aisha. Ihre Laune sank. Wie viele Ränge der Bürokratie würde sie noch durchlaufen müssen, bevor sie endlich von dem mysteriösen Scheich Antworten auf ihre Fragen bekam?
    „Prinzessin Aisha.“
    Ihre Geduld war am Ende. „Können Sie meine Fragen beantworten? Oder können Sie mich wenigstens an jemanden verweisen, der es kann? Sosehr ich Ihre Gastfreundschaft zu schätzen weiß, ich will wissen, wieso ich nicht längst auf dem Weg nach Jemeya bin. Stattdessen finde ich meine gesamte Garderobe hier in einem Ankleidezimmer.“
    Der ältere Mann schreckte zusammen. „Sie müssen entschuldigen, Hoheit.“
    Ruckartig drehte sie den Kopf zum Wesir. Hoheit?
    „Danke, Hamzah. Von hier an übernehme ich.“
    Ihr Blick glitt zu dem Mann, der jetzt hinter seinem Schreibtisch aufstand. Er war groß und hatte breite Schultern. Und etwas an seiner Stimme …
    Ihre Kehle wurde trocken. Das konnte doch unmöglich er sein! Verlor sie den Verstand? Ihr Vater hatte Söldner zu ihrer Rettung geschickt, dieser Mann jedoch gehörte … zum Adel?
    Der Wesir hatte sich ehrerbietig zurückgezogen. Aisha nutzte die erste Chance. „Wieso hat er Sie mit ‚Hoheit‘ angesprochen? Dieser Titel ist doch
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