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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut
Autoren: Linda Howard
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Sache könnte sich in Wohlgefallen auflösen, und unsere Brüder
    müssten nicht sterben. «
    »Nein«, entgegnete Valcour. Sein Gesichtsausdruck war stumpf, wie bei
    jemandem, der bereits jeden Schrecken und alle Müdigkeit hinter sich gelassen
    hatte. »Wir dürfen nicht um unsretwillen die Entdeckung des Geheimnisses
    riskieren. Nur um Gottes willen darf das Geheimnis benutzt werden. «
    »Gibt es denn einen Gott? « fragte Niall bitter. »Oder sind wir ganz einfach nur
    Narren? «
    Valcours magere, blutleere Hand hob sich und berührte Nialls Kopf in einer
    sowohl segnenden als auch verhaltenen Geste. Er fühlte die dampfende Hitze, die
    von dem muskulösen Körper des Kriegers aufstieg, denn Niall hatte gerade
    seinen Helm abgelegt und trug immer noch die schwere Rüstung. Hätte er doch
    einen Bruchteil von Nialls außergewöhnlicher Kraft, dachte Valcour müde. Der
    Schotte war wie aus Stahl, weder brach er zusammen, noch wurde er müde,
    ganz gleich, welchen Umständen er auch trotzen musste. Seine Schwerthand war
    unermüdlich, sein Wille schwankte nie. Es gab keinen größeren Krieger im
    Dienste Gottes als diesen vorbildlichen Schotten, in dessen Mischlingsvenen
    königliches Blut floss. Er war nicht nur adlig, sondern königlich. Es war
    ebendieses Blut, das ihm den Eintritt in den Orden überhaupt erst verschafft
    hatte, denn eigentlich wäre das mit unehelicher Abstammung nicht möglich

    gewesen. Der Großmeister hatte weise entschieden und in diesem Fall die
    Blutsbande für wichtiger erklärt als die Vorschriften. Diese Blutsbande waren es
    auch, die Niall Schutz gewährten. Clemens konnte seine blutigen, gierigen Hände
    nicht auf den Schotten legen, denn er würde in seiner Heimat, den Zacken
    gekrönten Bergen der Highlands, in Sicherheit sein.
    »Wir glauben«, beantwortete Valcour schließlich Nialls Frage. »Du bist von allen
    anderen Gelübden befreit, aber bei dem Blut deiner Brüder musst du schwören,
    dass du dein Leben dem Schutz dieser heiligen Reliquien widmen wirst. «
    »Ich schwöre«, wiederholte Niall inbrünstig. »Aber ihretwegen. Niemals wieder
    nur für Ihn. «
    Valcour blickte ihn betrübt an. Der Abfall vom Glauben war eine schreckliche
    Sache - und keine Seltenheit in dieser furchterregenden Zeit. Noch mehr Männer
    würden ihren Glauben oder ihr Leben verlieren. Nicht alle Brüder waren ihm treu
    geblieben. Manche hatten sowohl dem Orden als auch dem Gott den Rücken
    gekehrt, der ihnen solch teuflische Dinge hatte widerfahren lassen. Freunde und
    Brüder waren gefoltert worden. Der Orden war auseinander gefallen - und alles
    nur aus Gier nach dem Gold. Es war schwer, außer an Verrat und Rache noch an
    etwas Gutes zu glauben.
    Und doch versuchte Valcour, eine kleine, aber entscheidende Ecke seiner Seele
    rein zuhalten. Dort bettete er seinen Glauben, denn ohne Glauben erschien ihm
    alles bedeutungslos. Wenn er nicht glaubte, dann müsste er einsehen, dass so
    viele tapfere Männer umsonst gestorben waren. Mit diesem Gedanken hätte er
    nicht leben können. Er glaubte also, weil die Alternative unerträglich war. Er
    wünschte, dass Niall auch diesen Trost besäße, aber der Schotte war zu
    kompromisslos, sein Kriegerherz kannte nur schwarz oder weiß. Er war auf zu
    vielen Schlachtfeldern gewesen, wo die Wahl eine ganz einfache gewesen war:
    töten oder getötet werden.
    Valcour hatte für den Herrn gekämpft, aber er war nie ein Krieger wie Niall
    gewesen. Die Hitze des Gefechts macht den Kopf in aller Regel klar, weil sie das
    Leben auf die einfachsten Wahlmöglichkeiten beschränkt.
    Der Orden brauchte Niall, um seinem wichtigsten und geheimsten Gelübde
    nachzukommen. Die Bruderschaft war am Ende, jedenfalls in ihrer jetzigen Form.
    Ihre heilige Pflicht jedoch bestand fort. Und Niall war als ihr Hüter auserwählt
    worden.

    »Gut, aus welchem Grund auch immer«, murmelte Valcour. »Beschütze sie gut,
    denn sie sind die wahren Schätze unseres Herrn. Sollten sie in die Hände des
    Bösen fallen, so wäre das Blut unserer Brüder vergeblich geflossen. So soll es
    denn sein: wenn nicht für Ihn, dann für sie. «
    »Bei meinem Leben«, schwor Niall von Schottland.

    Dezember 1309 Creag Dhu, Schottland

    »Seit deinem letzten Besuch haben noch drei weitere Ritter den Weg hierher
    gefunden«, murmelte Niall an seinen Bruder Robert gewandt, während die
    beiden in Nialls Kammer vor dem knisternden Feuer saßen. Eine große, dicke
    Talgkerze stand auf dem Tisch, an dem sie
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