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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut
Autoren: Linda Howard
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und aufgeschossen,
    schlau und draufgängerisch gewesen. Kurz, er vereinte alle Eigenschaften eines
    großen Herrschers und Königs. Die Alternativen waren klar gewesen: entweder
    ihn umzubringen oder es ihm unmöglich zu machen, die Thronfolge anzutreten.
    Niall wurde von seinem Vater und seinem Halbbruder geliebt, also hatte es
    bezüglich der anstehenden Entscheidung überhaupt keinen Zweifel gegeben. Der
    junge Mann würde in den Dienst Gottes treten müssen.
    Das war ein ausgesprochen kluger Schachzug gewesen. Denn sollte Niall seine
    Gelübde gegenüber dem Tempelorden jemals widerrufen, würde er sich

    gleichzeitig für die Krone untragbar machen, denn er wäre entehrt. Den jungen
    Niall dem Schutz des Tempels zu unterstellen hatte ihm das Leben gerettet.
    Gleichzeitig konnte er nicht mehr als schottischer Thronfolger gehandelt werden -
    jedenfalls nicht unter den gegebenen Umständen.
    Wenn Niall schon nicht für den Thron vorgesehen war, so eignete er sich doch
    vorzüglich zum Krieger. Er hatte seine Fleischeslust in Tapferkeit auf dem
    Schlachtfeld verwandelt. Wenn sein Blick auch manches Mal an etwas
    Verbotenem hängen blieb, so war sich der Großmeister doch sicher, dass er seine
    Gelübde niemals gebrochen hatte, denn er war ein Mann, der zu seinem Wort
    stand. Dieser Charakterzug zusammen mit seinen kämpferischen Fähigkeiten
    hatten de Charnay schließlich dazu bewogen, Niall als den nächsten Schutzpatron
    auszuwählen. Wenn auch der Großmeister dem Orden vorstand, so war doch de
    Charnay unbestritten der einflussreichste Ritter. Außerdem hatte de Charnay die
    Verantwortung für den Schatz viele Jahre lang getragen, weshalb er in dieser
    Angelegenheit denn auch das letzte Wort haben sollte. Seine Wahl fiel auf Niall
    von Schottland, und Valcour hatte dem von ganzem Herzen zugestimmt. Der
    Schotte würde den Schatz unter Einsatz seines Lebens verteidigen.
    »Schwöre«, flüsterte Valcour dem gebückten schwarzen Schopf zu. Er spürte die
    Wut des jungen Mannes, wusste aber nicht, wie er sie hätte mildern können.
    »Ganz gleich, was auch passiert, der Schatz darf niemals in fremde Hände fallen.
    Der Orden hat sich dem Schütze unseres Gottes anvertraut, und seine Anhänger
    dürfen in ihrer Pflicht niemals versagen. «
    Den kalten harten Steinfußboden unter seinen Knien bemerkte Niall kaum. Auf
    seinem dichten, schwarzen und vorschriftsmäßig geschnittenem Haar glitzerte
    trotz der Kälte der Schweiß. Dampf stieg von seinem Körper auf. Langsam hob er
    den Kopf. Seine Augen hatten einen bitteren Glanz. »Auch heute noch? « fragte
    er mit tiefer, samtiger Stimme.
    Valcour lächelte kaum merklich. »Gerade heute. Wir dienen Gott, nicht Rom. Mir
    scheint, der Heilige Vater hat vergessen, dass es da zu unterscheiden gilt. «
    »Der zugrunde liegende Gedanke sollte ihm leicht verständlich sein«, erwiderte
    Niall verächtlich. »Er dient nicht Gott, sondern leckt lieber Philipps Hinterteil,
    wann immer der König ihm dieses entgegenstreckt. « Nialls Nachtschwarzer Blick
    wanderte über die Sammlung der Kultgegenstände, die die Ritter vor mehr als
    hundert Jahren aus dem Tempel in Jerusalem mitgebracht hatten. Er betrachtete
    sie mit wachsender Verbitterung. Gute Männer waren eines grausamen Todes

    gestorben, um diese... Dinge zu beschützen. Der König von Frankreich war ganz
    erpicht darauf, den Orden seiner irdischen Güter, wie Gold und Silber, zu
    berauben. Aber das Geheimnis des Ordens beruhte eben gerade auf diesen
    Dingen und nicht nur auf Gold. Sicher, Gold war reichlich vorhanden - und es lag
    bei Niall. Seine eigentliche Aufgabe aber war die, die Sicherheit des tatsächlichen
    Schatzes zu gewährleisten, diese irritierende und magische Ansammlung von...
    Dingen. Ein ganz einfacher, zerkratzter Kelch. Ein Tuch, dem ein Geheimnis in
    den Stoff gewebt war. Ein Thron, verstörend und heidnisch - war das wirklich nur
    ein Thron? Eine Art Fahne, trotz ihres Alters dicht und schön, die laut
    Überlieferung eine merkwürdige Kraft in ihren alten Fasern verborgen halten
    sollte. Und eine altertümliche Schriftrolle, halb hebräisch, halb griechisch, die von
    einem Geheimnis und einer jenseits aller Vorstellung liegenden Macht kündete.
    »Ich könnte noch einmal in den Kampf zurückkehren«, sagte Niall und dachte
    dabei an das Schriftstück. Er hob seinen unerbittlichen Kämpferblick zu Valcour
    empor. »Sowohl Philipp als auch Clemens könnten unter meinem Schwert fallen.
    Die ganze
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