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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Nora Roberts
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anmaßenden Männer glaubten doch immer, sich überheblich lächelnd aus jeder Schwierigkeit lavieren zu können – und normalerweise gelang es ihnen auch. Aber nicht mit ihr. Und doch würde es zu nichts führen, sich mit einem gewerkschaftlich organisierten Arbeiter anzulegen.
    »Es ist Ihnen nicht erlaubt, sich hier aufzuhalten.« Frustriert rollte sie die Konstruktionspläne zusammen. »Und in die Pläne dürfen Sie Ihre Nase erst recht nicht hineinstecken.«
    »Mrs Wilson …«, versuchte es Charlie wieder vorsichtig.
    »Was, verdammt?« Sie schüttelte seine Hand ab, obwohl sie sich innerlich ermahnte, höflich zu sein. Zum Teufel mit der Höflichkeit! Sie war aufgeregt, müde, frustriert und froh, ein Ziel zu haben. »Haben Sie Ihren berühmten Architekten endlich aus seiner warmen Wanne holen können? Thornway ist am termingerechten Bau dieses Projektes interessiert.«
    »Ja, verstehen Sie …«
    »Augenblick.« Erneut schnitt sie ihm das Wort ab und drehte sich wieder zu Craig um. »Ich habe Ihnen geraten zu verschwinden. Sie sprechen doch Englisch, oder?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Dann bewegen Sie sich.«
    Er tat es, aber nicht ihrer Erwartung entsprechend. Träge erhob er sich. Als er zum Tisch hinüberging, machte er überhaupt nicht den Eindruck eines Mannes, der den Verlust seines Jobs fürchtete. Er griff sich sein Bier, nahm einen tiefen Schluck und lehnte sich dann erneut frech grinsend an den großen Kühlschrank.
    »Sie sind hier wohl eine ganz Große, Rotschopf.«
    In allerletzter Minute fing sie sich gerade noch, bevor sie der Versuchung erlag, ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Baustellen mochten immer noch Männerdomäne sein, doch bisher hatte sich Amy gegenüber noch keiner eine herablassende Haltung herausgenommen. Wenigstens nicht in ihrer Gegenwart. Er war gefeuert. Termine hin oder her, Gewerkschaft hin oder her, sie würde ihm persönlich seine Entlassungspapiere aushändigen.
    »Suchen Sie Ihre Siebensachen zusammen, steigen Sie in Ihren Wagen und verschwinden Sie, Freundchen.« Wieder schnappte sie sich sein Bier, doch dieses Mal leerte sie den Inhalt der Dose über Craigs Kopf aus. Zum Glück – für Craig – war nur noch ein Schluck drin.
    »Mrs Wilson.« Charlies Gesicht hatte alle Farbe verloren, und seine Stimme zitterte. »Sie verstehen nicht.«
    »Gehen Sie, Charlie.« Craigs Stimme war ruhig, während er sich mit den Fingern durchs feuchte Haar fuhr.
    »Aber …«
    »Hinaus.«
    »Ja, Sir.« Mehr als bereitwillig räumte Charlie das Feld. Deswegen und weil er den schlaksigen Cowboy mit dem attraktiven Gesicht Sir genannt hatte, dämmerte es Amy, dass sie offensichtlich auf dem ganz falschen Dampfer war.
    »Ich glaube nicht, dass wir einander schon vorgestellt worden sind.« Craig nahm seine Sonnenbrille ab. Seine Augen waren braun, ein weicher goldener Braunton. Aus seinem Blick sprach weder Ärger noch Verlegenheit. Er musterte Amy einfach nur gleichmütig. »Ich bin Craig Johnson. Ihr Architekt.«
    Sie hätte irgendetwas daherreden können. Sie hätte sich entschuldigen können. Sie hätte den Vorfall mit einem Lachen abtun und ihm ein neues Bier anbieten können. Doch Craigs ruhiger, fester Blick ließ sie alle drei Möglichkeiten verwerfen. »Nett von Ihnen, einmal vorbeizuschauen«, sagte sie stattdessen.
    Eine ganz Harte, dachte er, trotz ihrer verträumten graugrünen Augen und ihres sinnlichen Mundes. Aber er hatte es schon mit ganz anderen Kalibern aufgenommen. »Wenn ich gewusst hätte, welch freundlicher Empfang mich hier erwartet, wäre ich schon früher gekommen.«
    »Entschuldigung, aber wir konnten das Blasorchester nicht länger warten lassen.« Sie brauchte nur leicht das Kinn zu heben, um ihre Augen auf gleiche Höhe mit seinen zu bringen. »Noch Fragen?«
    »Oh, ein paar. Kippen Sie Männern beim Kennenlernen immer Bier über den Kopf?«
    »Hängt von den Männern ab.« Dabei beließ sie es und machte den Versuch, an ihm vorbeizugehen, was einerseits der Kühlschrank, andererseits der Mann nicht zuließ, der keine Anstalten machte, sich zur Seite zu drehen, um es ihr zu ermöglichen. Er sah sie nur an, und als er die funkelnde Wut in ihrem Blick entdeckte, musste er einfach wieder grinsen.
    »Eng hier, nicht wahr, Mrs Wilson?« Das Mrs zog er unverschämt betont in die Länge.
    Sie mochte Ingenieurin sein, die sich hart durchgeboxt hatte und alle Fallstricke kannte. Aber sie war auch eine Frau, die den Druck seines Körpers an ihrem deutlich spürte, seine Hüfte,
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