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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
Autoren: Marlitt Wendt
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zu tun haben. Auch die Stellung der Mutter sagt nichts über die spätere Stellung der Fohlen aus. Eng befreundete Pferde verbringen viel Zeit miteinander, sie grasen eng beieinander, sie dösen nebeneinander und wedeln sich gegenseitig die Fliegen aus dem Gesicht. Besonders auffällig ist das gegenseitige innige Fellkraulen, das Allogrooming, das neben der Fellpflege auch der Festigung von freundschaftlichen Beziehungen der Tiere untereinander dient.
Dabei wählen Pferde ihre engsten Freunde nach Sympathie über Altersunterschiede und Rassezugehörigkeiten hinweg individuell aus. Obwohl sie die Fähigkeit besitzen, lebenslang neue Beziehungen zu knüpfen, kann man häufig eine Form von Trauer um einen Freund beispielsweise bei einem Stallwechsel feststellen.

Im Rausch der Sinne
    Im Rausch der Sinne
    U
    m die Welt eines anderen Lebewesens zu entdecken, müssen wir uns zunächst mit seinen Sinneseindrücken beschäftigen. Vieles, was Tiere ganz alltäglich erleben, bleibt uns Menschen verschlossen. Dass Pferde eine Wasserstelle allein aufgrund des Geruchs finden können, wird uns immer ein Rätsel bleiben. Wie andersartig die Welt wohl wäre, wenn wir sie mit den Sinnen des Pferdes erfahren könnten?
    Wir Menschen nehmen unsere Welt hauptsächlich optisch wahr. Dennoch sind auch die anderen Sinne enorm wichtig, und aus allen Informationen, die über die Sinnesorgane pausenlos auf uns einprasseln, errechnet unser Gehirn ein Gesamtbild, das mit Empfindungen verknüpft wird und so erst die eigentliche, sehr individuelle Realität ergibt. Pferde erleben eine andere Welt als wir Menschen, denn sie verarbeiten Sinneseindrücke, die uns völlig unbekannt sind. Neben der Wahrnehmung über Augen und Ohren besitzen Pferde einen hocheffizienten Geruchssinn und einen äußerst sensiblen Tastsinn, sie können feinste Vibrationen über die Hufe wahrnehmen und ihr ausgeprägter Körpersinn hilft ihnen, ihre vier Beine zu sortieren. Diese ungewohnte Fülle an Informationen macht es nicht gerade leichter, die Erlebniswelt der Pferde nachfühlen zu können.
    Daher wollen wir uns im Folgenden hauptsächlich auf das Sehen und Hören beschränken, um den Rahmen dieses Buches nicht zu sprengen und genügend Raum für eine kleine Entdeckungsreise in die uns am meisten vertraute und doch so fremde Sinneswelt zu haben.
    Die Welt mit Pferdeaugen sehen
    Die Welt mit Pferdeaugen sehen
    Pferdeaugen sind extrem groß, es sind so ziemlich die größten Augen im Reich der Säugetiere. Daher können wir annehmen, dass das Sehen auch im Pferdeleben eine sehr wichtige Rolle spielt.
    Der erste offensichtliche Unterschied zwischen Menschenaugen und Pferdeaugen besteht in der Positionierung am Kopf. Unsere Augen sind nach vorn gerichtet, die des Pferdes befinden sich eher seitlich am Kopf. Das Pferd verfügt damit über ein Sichtfeld, das fast eine Rundumsicht seiner Umgebung ermöglicht. Für ein Beutetier wie das Pferd hat dies den enormen Vorteil, dass es beim Grasen in seinem gesamten Umfeld nach Feinden Ausschau halten kann. Nur so kann es gleichzeitig seine eigene Sicherheit gewährleisten und auch die immensen Futtermengen, die es zum Überleben braucht, zu sich nehmen. Ein Pferd kann also in einer Herde gleichzeitig seinen Vordermann als auch seine Nebenläufer und die Nachzügler hinter sich sehen. Wie schön wäre diese Fähigkeit für alle Autofahrer: endlich Schluss mit dem lästigen Schulterblick und den andauernden Spiegelkontrollen.
     

    Die seitliche Positionierung der Augen am Pferdekopf sorgt für ein sehr großes Sichtfeld.
     
    Zudem ist das periphere Sehvermögen bei Pferden sehr gut entwickelt, Pferdeaugen nehmen deshalb vor allem von seitlich-hinten sehr empfindlich Bewegungen wahr. Dass sie sich dabei besonders leicht erschrecken, hat einen guten Grund: In ihrer natürlichen Umwelt ist es wichtig, dass Pferde frühzeitig Bewegungen am Rande ihres Sichtfeldes wahrnehmen, um eine drohende Gefahr rechtzeitig zu erkennen.
    Pferde sind im Vergleich zum Menschen eher weitsichtig, das heißt, dass sie Dinge, die sich ganz in der Nähe befinden, nicht besonders scharf sehen. Damit ist der optische Sinn perfekt an den ursprünglichen Lebensraum des Pferdes, die Steppe, angepasst, da Raubtiere schon aus großer Entfernung gut erkannt werden – nicht jedoch an die von Menschen gestaltete Umwelt. Für eine scharfe Abbildung im Nahbereich bräuchten Pferde wie unsere Großmutter eine Lesebrille.
    Die Rundumsicht der Pferde besitzt eine
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