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Wie es euch beliebt, Madame

Titel: Wie es euch beliebt, Madame
Autoren: Terri Brisbin
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Sohn akzeptieren, der in Rang und Reichtum weit unter ihr stand!
    „Sorgt dafür, Godfroi! Ich habe ihn nur in Gegenwart anderer getroffen. Ich möchte ihn allein sehen und mit ihm sprechen können, ohne dass andere zuhören.“
    Falls Godfroi dies für einen Fehler hielt, so sagte er nichts dazu. Er verneigte sich nur vor ihr und ging davon. Das war seine Art. Sie wusste, er würde ihre Interessen vertreten, so gut er es vermochte, während er die Bedingungen dieser neuen Heirat aushandelte. Und sie ahnte bereits, dass Henri sie in einem persönlichen Gespräch ebenso beeindrucken würde, wie damals, als er zusammen mit seinem Vater vor Louis erschien und verlangte, als Herzog der Normandie eingesetzt zu werden. Zum ersten Mal in ihrem Leben hielt sie die Zügel in der Hand. Zum ersten Mal würde sie mehr Macht haben, als es sonst einer Frau zukam.
    Zum ersten Mal würde Aliénor, Herzogin von Aquitanien und frühere Königin von Frankreich, ihre eigene Entscheidung treffen.
    Henri schritt auf und ab.
    Wenn der Sohn der Kaiserin Matilda und ihres zweiten Gemahls etwas wollte und es nicht sofort bekam, dann begann er, auf und ab zu schreiten. Henri hatte auf die englische Krone gewartet und für sie gekämpft – und dennoch befand sie sich nicht in seiner Reichweite. Jetzt wollte er Aliénor und alles, was sie repräsentierte, doch sie schickte nur ihren Untergebenen.
    „Sie hat was gesagt?“, fragte er und konnte nicht glauben, was der Mann da sagte. Offenbar zierte sich die Frau.
    „Die Königin …“
    „Das ist sie nicht mehr.“
    „Die Herzogin möchte die Verhandlungen persönlich weiterführen.“
    Er brüllte vor Zorn und Ungeduld und trieb damit alle in die Flucht, die sich vor ihm zu verbergen suchten, wenn er in einer derartigen Stimmung war. Gelegentlich erwies Zorn sich als effektiver als eine höfliche Bitte. In Zeiten, wenn er nicht zu gewinnend oder gierig erscheinen wollte, oder wenn es etwas zu besprechen gab, bei dem er keine Zuhörer wollte, machte er sich diesen Umstand gern zunutze.
    Aber sie wollte er für sich gewinnen.
    Und der Mann, der vor ihm stand, schien alles zu sehen, was er vor anderen zu verbergen suchte, und mehr als das.
    „Sprecht“, befahl er. Henri schritt im Raum auf und ab, während er zuhörte.
    „Sie scheint Eure Werbung anderen vorzuziehen“, erklärte der Ritter mit ruhiger Stimme. Henri spürte, dass dies kein leichtes Bekenntnis für einen Mann war, der der Herzogin die Treue geschworen hatte. „Einige Bewerber versuchten, etwas zu erzwingen.“
    Henri überdachte diese Worte und versuchte zu ergründen, was sein Gegenüber damit erreichen wollte. Er erinnerte sich, wie er die damalige Königin von Frankreich letzten Herbst am Hofe ihres Gemahls getroffen hatte. Obwohl sie sich so verhielt, wie es von der Frau eines äußerst frommen Königs erwartet wurde, ließ ihre Lebhaftigkeit sich doch kaum zurückhalten, und er hatte in ihr eine verwandte Seele erkannt. Alle wusste über die zahlreichen Skandale Bescheid, doch er fragte sich, was davon wirklich stimmte. Er sah den Ritter an und betrachtete ihn eingehend.
    „Steht Ihr unter ihrem Bann, so wie alle anderen? Liebt Ihr diese Frau, wie ihr Onkel es tut?“ Es gab sogar Gerüchte über Aliénor und seinen eigenen Vater, doch das ließ er jetzt unerwähnt. „Habt auch Ihr bei ihr gelegen? Wart Ihr einer von jenen, die Louis dazu zwangen, sie Tag und Nacht bewachen zu lassen?“
    Der Mann bewegte sich beinahe so schnell wie Henri selbst und überraschte ihn damit. Innerhalb eines Augenblicks stand Godfroi de Poitiers so nahe vor ihm, dass er dessen Atem in seinem Gesicht spürte.
    „Hässliche Geschichten, die erfunden und erzählt wurden, um sie zu demütigen.“ Der Mann fluchte leise. „Ich habe mehr von Euch erwartet als das.“
    „Die Bischöfe sprachen über kaum etwas anderes in ihren Predigten. Von beinahe jeder Kanzel in Frankreich erklang es. Wie schamlos sie sich in Antiochia verhalten hat, sodass der Heilige Kreuzzug scheiterte und Gott ihrem Gemahl nur Töchter gönnte.“ Henri sah, wie jedes Wort die Ehre dieses Kriegers wie ein Schwerthieb traf. „Gewiss kennen die Hirten aus Gottes Kirche doch die Wahrheit?“
    „Sie hüten nicht Gottes Kirche, Monseigneur. Sie streben nur nach ihren eigenen Zielen. Ebenso wie jene in England.“ Henri lächelte und trat zurück. Er hatte dieselben Vorbehalte gegenüber der Kirche.
    „Und was sind Eure Ziele, Godfroi de Poitiers? Wenn Ihr die Königin
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