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Wie es euch beliebt, Madame

Titel: Wie es euch beliebt, Madame
Autoren: Terri Brisbin
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seinen Beistand so sehr gebraucht hatte. Jetzt vertraute sie ihm die schwerste Aufgabe von allen an: über die Möglichkeit zu verhandeln, den Herzog der Normandie zu heiraten.
    „Vielleicht liegt das daran, dass es stimmt?“, bemerkte er. Sein trockener Sinn für Humor zeigte sich selbst in dieser ernsten Situation noch. „Aber erwartet eine Königin von ihrem Leben wirklich etwas anderes?“
    Aliénor seufzte und wandte sich ab. Ob Herzogin oder Königin, die Erwartungen der anderen bestimmten ihr Leben. Sie stammte aus einer Linie, die sich bis zu Karl dem Großen zurückverfolgen ließ, und daher war das Wort Pflicht das erste gewesen, das sie gelernt hatte, und es würde das letzte sein, wenn sie ihr Leben aushauchte. Diese Zweifel, die sie nur gegenüber jemandem äußerte, dem sie absolut vertraute, waren lediglich schwache Augenblicke in den Gedanken einer ansonsten unbeirrbaren Frau.
    „Erzählt mir Eure Eindrücke von ihm, Godfroi! Nicht das, was sich alle am Hofe erzählen. Nicht das, was ich aus unserer kurzen Begegnung erfuhr und aus den wenigen Botschaften, die wir letztes Jahr in Paris austauschten. Erzählt mir, was Ihr wisst über den Mann, den ich mir als Herrn und Gemahl auserwählt habe.“
    „Er ist ganz anders als Louis.“
    Sie lachte und drehte sich zu ihm um. „Es gibt nicht viele Männer, die wie Louis sind.“ Aliénor sah prüfend in Godfrois Gesicht, um festzustellen, ob er spottete oder es ernst meinte. „Mein erster Gemahl wäre in einem Kloster glücklicher gewesen als in seinen Palästen. Er hätte seine Zeit mit Gebeten verbringen und sich nicht eine Frau nehmen müssen, die die Erfüllung der Fleischeslust von ihm verlangt. Inwiefern unterscheidet sich dieser Angeviner von ihm?“
    Wenn sie recht darüber nachdachte, war dies der Anfang ihrer Überlegungen gewesen.
    Ihre Ehe mit Louis Capet war aus dynastischen Gründen geschlossen worden: Es ging um Macht, und ihre gemeinsamen Besitztümer ließen ein Reich entstehen, das doppelt so groß war wie seine Ländereien allein. Sie hatte Reichtum und Titel in diese Ehe mitgebracht, und einen jungen, gesunden Körper, um Erben zu gebären. Unglücklicherweise hatten sie nur Töchter hervorgebracht, Skandale, Kriege und Unzufriedenheit. Als sie während der Kreuzzüge im Heiligen Land ihren lebensfrohen Onkel getroffen hatte, war sie an all das erinnert worden, was sie aufgegeben hatte – nur um als Louis’ Gemahlin zu leben und unter der Verachtung seiner Ratgeber und Bischöfe zu leiden. Am Ende waren es ihre Töchter gewesen, die jetzt unter seiner Vormundschaft und Kontrolle standen, die der Schlüssel zu ihrer Freiheit und zur Annullierung ihrer Ehe waren.
    „Er ist voller Lebensfreude. Er würde sich nie von der Kirche oder irgendwem sonst beherrschen lassen. Die Zeit, in der er auf die Krone Englands wartete, hat er damit verbracht, seine Fähigkeiten als Krieger und König zu verbessern. Und ich vermute, Ihr müsstet ihn nicht zur Erfüllung der Fleischeslust zwingen.“
    Nur Godfroi konnte so etwas sagen, ohne unverschämt zu sein, aber er ging damit auf ihre persönlichen Sorgen ein. Aliénor war erschöpft von den ständigen Ansprüchen, die Louis’ Priester und Kirchenmänner stellten, und auch wenn die Schlimmsten inzwischen verstorben waren, so hatten die anderen doch nicht aufgehört, sie zu verdammen, zusammen mit allem, was sie sagte oder tat. Selbst die Niederlage im Heiligen Land hatten sie ihr vorgeworfen!
    „Wirklich?“, fragte sie und wartete, ob sie diesen unerschütterlichen Mann zum Erröten bringen könnte. Allerdings erkannte Aliénor im selben Augenblick, dass es auch Einiges gab, was gegen diese Art von Ehemann sprach, und errötete nun selbst. Das überraschte sie. Sie besaß Lebenserfahrung, war eine reife Frau von dreißig Jahren und hielt sich für weltgewandter als ein junges Mädchen, das der ersten Hochzeitsnacht entgegensah.
    „So ist es, Madame“, erwiderte Godfroi und neigte den Kopf.
    „Ich möchte ihn treffen, ehe ich in diese Verbindung einwillige“, sagte sie.
    „Das könnte schwierig werden. Sein Bruder und andere haben bereits um Eure Hand angehalten.“ Sie hatten versucht, sie zu entführen, damit sie keine andere Wahl hatte – das traf es eher. Henris Bruder, Geoffroy der Jüngere, hatte ihr aufgelauert, kurz bevor sie Blois erreichte, dann war Thibault nach Poitiers gekommen. Sie mochte zwar nicht mehr Königin von Frankreich sein, doch sie würde keinen zweitgeborenen
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