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Wie es euch beliebt, Madame

Titel: Wie es euch beliebt, Madame
Autoren: Terri Brisbin
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nachdem sie sie persönlich gesehen hatte, wollte sie gern mehr über sie erfahren. Obwohl Louis sie stirnrunzelnd ansah, schickte er sie nicht fort, daher folgte Aliénor ihm in die Räume, die er nur für solche Zwecke benutzte. Überraschenderweise leistete der Abbé ihnen nicht Gesellschaft, obwohl andere Bischöfe anwesend waren, außerdem einige verbündete Adelige, deren Besitz an das Anjou grenzte oder an andere Provinzen, die der Familie gehörten.
    Louis wartete, bis sie sich gesetzt hatte, ehe er den anderen Plätze anbot und die Diskussion begann. Geoffroy brachte seine Argumente überzeugend vor, und Aliénor unterdrückte ein Lächeln darüber, wie gut er das machte. Sein Sohn stand zwar neben ihm, doch der junge Mann sagte nichts, sah und hörte nur zu und nahm jedes Wort auf, das gesprochen wurde. Nichts entging ihm, nicht einmal der Umstand, dass sie ihn beobachtete, und als Antwort darauf neigte er diskret den Kopf.
    In diesem Moment begann sie, ihn zu beobachten. Obwohl er noch jung war, besaß er den Körper und die Statur eines Kriegers, und sie erinnerte sich, dass er von seinem Großonkel David, dem König von Schottland, zum Ritter geschlagen worden war.
    Er strahlte Macht und Selbstbewusstsein aus, sodass es ihr schier unmöglich war, ihn nicht anzusehen. Zu einigen der Bemerkungen seines Vaters nickte er, aber er sagte nichts. Obwohl er mit Louis’ Meinung zu einigen Themen nicht einverstanden war, verriet das nur seine Haltung, und vermutlich war sie die einzige, die ihn genau genug im Auge hatte, um es zu bemerken.
    Mehr als eine Stunde verging, und noch immer stritten sie wegen Anjous Gefangenen, den aufzugeben er sich weigerte, solange der König ihm keine Garantien gab. Die Minister regten sich auf, doch die Angeviner wichen nicht zurück. Keine Drohungen schienen die Meinung des Grafen und des Herzogs ändern zu können. Dann erklangen plötzlich unfreundliche Worte, und die Angeviner wandten sich zum Gehen.
    Dergleichen hatte Aliénor noch nie gesehen – ein Adeliger, der mitten in einer Unterredung aufbrach, der alle Angebote und Bitten ablehnte und ging, ehe eine Lösung gefunden worden war. An Louis’ Miene erkannte sie, dass ihr Verhalten auch ihn überraschte, denn er presste die Lippen zusammen und runzelte die Stirn. Doch ehe sie hinausgingen, begegnete der Herzog ihrem Blick und zwinkerte ihr zu, ein Zeichen, dass dies nur ein taktisches Manöver war, um sich von ihren Gegnern zu befreien.
    Die französischen Adligen waren beleidigt und verlangten von Louis, etwas zu unternehmen. Doch er gebot allen mit einem Wort Einhalt. Jene, die sich in dem Gemach aufhielten, begannen, sich zu zerstreuen – zum einen, um ihren eigenen Geschäften nachzugehen, zum anderen, um die Nachricht von Geoffroys empörenden Verhalten zu verbreiten. Aliénor nickte Louis zu, traf draußen ihre Zofen und Hofdamen und suchte ihre eigenen Gemächer auf.
    Später am Tag, nachdem sie die Frauen fortgeschickt und mit ihrem vertrauten Ratgeber über die Ereignisse des Tages gesprochen hatte, beschloss Aliénor, die Angeviner zu einem persönlichen Gespräch zu bitten. Sie meinte, sie könnte ihnen helfen, sich sicher durch diesen Sumpf zu bewegen, und diese wiederum könnten ihr das Einzige bieten, was eine bald geschiedene Königin brauchte: Schutz.
    Oder sogar etwas mehr als das …
    Eine Zukunft, in der Aquitanien und Poitou sich mit der Normandie und Anjou zu einem Bündnis zusammengeschlossen hatten, das stärker war, als irgendjemand es für möglich halten würde.
    Mehr noch, in der Nacht und auch in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten fühlte sie sich von der Möglichkeit verlockt, einen Gemahl zu finden, der sie wertschätzte und alles, was sie zu bieten hatte.
    Könnte Henri Fitz-Empress dieser Mann sein?

1. KAPITEL
    Poitiers, Herzogtum von Aquitanien, Frühling im Jahre des Herrn 1152
    „Warum habe ich das Gefühl, dass ich einfach nur von einem Gefängnis ins andere wandere?“ Aliénor drehte den Saum ihres Ärmels zwischen ihren Fingern und betrachtete den Mann, der vor ihr stand. Zum Glück war der Stoff bereits in Falten gelegt worden, sodass ihre raue Behandlung keinen Schaden anrichtete.
    Früher einmal war Godfroi jahrelang der Befehlshaber ihrer persönlichen Garde gewesen, bevor sie ihn Aquitanien zurückgelassen hatte, um ihre Heimat und ihre Ländereien zu verteidigen. Während der letzten schwierigen Ehejahre mit Louis hatte sie ihn jedoch an den Hof gerufen, weil sie
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