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Wie August Petermann den Nordpol erfand

Wie August Petermann den Nordpol erfand

Titel: Wie August Petermann den Nordpol erfand
Autoren: Philipp Felsch
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auch er hielt Isothermenkarten in die Höhe, auch er war ein Theoretiker, der sich herausnahm, die Arktis am Reißbrett zu konstruieren. »Zwar sind es ja alles nur Theorien, aber eine Sammlung von wahrscheinlichen Theorien kann ja der Sicherheit sehr nahe kommen«, bekannte Nansen in nicht ganz fehlerfreiem Deutsch, als er Petermanns Gothaer Nachfolger Ernst Behm um die Polarkarten des verstorbenen Professors bat. Er brauchte sämtliches Material, das er kriegen konnte. Vor spekulativen Würfen hatte der Zoologe keine Angst. Ref. 205
    Im Gegensatz zu Petermann kam Nansen »der Sicherheit« tatsächlich nah. Denn bei allen Gemeinsamkeiten gab es einen entscheidenden Unterschied: In seiner Theorie plätscherte kein offenes Polarmeer. Statt mit schiffbaren Gewässern rechnete Nansen mit einer geschlossenen Packeisdecke, und statt auf die titanische Kraft von Dampfern zu setzen, ließ er ein Schiff konstruieren, das im Eis einfrieren konnte, ohne zerdrückt zu werden. Drei Jahre lang, von 1893 bis 1896, trieb die Fram durch den arktischen Ozean, Petermanns vergilbte Karten trocken unter Deck. Als sich abzeichnete, dass die Drift nicht über den Nordpol führen würde, marschierte Nansen in Begleitung von Hjalmar Johansen mit Skiern und Hundeschlitten los. Bei 86° nördlicher Breite mussten sie ihren Versuch abbrechen. Doch der Nordpol schien wieder in greifbare Nähe gerückt. Jahr für Jahr brachen jetzt neue Expeditionen auf, bis Robert Peary den Wettlauf schließlich für sich entschied. Ob August Petermann, in seinem Lehnstuhl, dieses
Ende gefallen hätte? »Für die Wissenschaft ist es ein wahres Glück«, hatte er 1874 geschrieben, »dass der Nordpol noch nicht erobert ist.«

DANK
    Für die Förderung dieser Arbeit danke ich dem Schweizerischen Nationalfonds und dem Forschungsschwerpunkt eikones /Bildkritik in Basel. Michael Hagner danke ich für den Freiraum und die Ermutigung, dieses Buch zu schreiben. Dank an Petra Weigel von der Sammlung Perthes in Gotha für ihr großes Entgegenkommen bei der Quellenbeschaffung. Und an Martin Mittelmeier für so viel Interesse am Nordpol.

Lewis Carroll, Meereskarte, 1876.

    August Petermann, Spezial-Charte vom Harzgebirge, 1837.

    Alexander Keith Johnston, Die Verteilung der europäischen Vögel, 1850.

    August Petermann, Bevölkerungsdichte der Britischen Inseln, 1848.

    Admiralität der Royal Navy, Stand der Suche nach John Franklin, 1850.

    August Petermann, John Franklin und das offene Polarmeer, 1852.

    August Petermann, Monatsisothermen, 1852.

    Adolph Gether, Die hohle Erde, 1863.

    David Gray, Kurs durchs Polarmeer, 1876.

    August Petermann, Weltkarte in Polarprojektion, nach Gustav Jäger, 1865.

1. Auflage
Originalausgabe
    Copyright © 2010 by Luchterhand Literaturverlag, München, ein Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH
     
    eISBN 978-3-641-05004-7
     
    www.luchterhand-literaturverlag.de
    www.randomhouse.de
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