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Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)

Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)

Titel: Wie alles begann ... Die Geschichte eines Coming-Out (German Edition)
Autoren: Nik S. Martin
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hatte, als ich dachte. Auf der einen Seite war ich überglücklich, weil er sich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte. Andererseits stützte mich das in ein absolutes Gefühlschaos. Ich ahnte, wie er sich fühlte, hatte das alles selbst erlebt. Jetzt wusste ich nicht mehr, ob sich zwischen uns etwas entwickeln würde, oder ob alles den Bach runterging. Ich wollte ihn nicht als Freund verlieren – Josh war als Kumpel unschlagbar. Lange musste ich nicht darüber grübeln, denn schon als ich mit meinen Eltern am Frühstückstisch saß, klingelte es an unserer Tür.
    Mein Vater zog missbilligend die Brauen zusammen, als meine Mutter zur Tür ging.
    „Hat man nicht mal Sonntags seine Ruhe?“, murrte er.
    Ich erwiderte nichts.
    Kurz darauf kam meine Mutter zurück, mit Josh im Schlepptau. Sein Gesicht war leicht gerötet, als wäre ihm peinlich, dass er da war und das Sonntagsfrühstück störte.
    „Guten Morgen. Verzeihung, dass ich schon am Vormittag störe, doch ich brauche die Hilfe von Niklas“, sagte er.
    Mein Vater sah ihn streng an. „Guten Morgen junger Mann. Schön zu hören, dass du wenigstens den Anstand hast, dich zu entschuldigen. Ich hoffe, es ist tatsächlich wichtig.“
    „Ja. Latein steht mit mir auf Kriegsfuß“, erwiderte Josh zerknirscht.
    Das zauberte meinem Vater ein nachsichtiges Lächeln auf die Lippen.
    „Gut, mit Niklas hast du eine ordentliche Hilfe, will ich meinen. Fleiß ist immer lobenswert. Daher kann ich dir deine sonntägliche Störung auch Verzeihen. Aber nicht, dass mir das zur Gewohnheit wird“, mahnte er.
    „Keine Sorge, wir machen einen anderen Tag aus, um zu lernen“, beschwichtigte ich meinen Alten und stand auf.
    „Komm, wir gehen rauf. Wo dran hängst du denn?“, wandte ich mich an Josh und hoffte, er würde eine Antwort parat haben.
    „Irgendwie – alles. Hätt ich bloß Französisch gewählt!“, stöhnte Josh auf. Dazu setzte er ein zerknirschtes Gesicht auf, meine Eltern kauften ihm die Show ab.
    Ich ging voraus, die Treppe hoch und mein Herz klopfte so hektisch, dass ich glaubte, es wolle mir aus der Brust springen. Dazu kam ein Kribbeln im Bauch und ein verräterisches Ziehen im Unterleib. Ich mahnte mich selbst, mich nicht vorschnell über Joshs Auftauchen zu freuen.
    Mit zitternden Fingern öffnete ich meine Tür. Josh ging an mir vorbei und ich lehnte mich an das Türblatt, nachdem ich selbiges geschlossen hatte. Ich sah ihn an, unfähig etwas zu sagen. Er selbst kam mir vor, als wüsste er nicht, wo er anfangen sollte. Josh wirkte etwas betreten, was ich ihm nicht verübeln konnte. Sein Blick schweifte durch mein Zimmer, obwohl er es bereits gut genug kannte. Schließlich war er schon oft hier gewesen. Doch heute war alles anders – es würde wohl auch nicht mehr so werden, wie vorher. Mir dämmerte, dass jetzt die Entscheidung fallen würde. Da Josh mit sich rang, wagte ich den Anfang.
    „Warum bist du hergekommen?“, fragte ich leise.
    Endlich fiel sein Blick auf mich – das Funkeln in den Augen verriet schon, was er zu sagen hatte. Die leichte Röte auf seinen Wangen sprach ebenfalls für sich.
    „Nik, ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich werde wahnsinnig, verstehe nicht, warum und was da mit mir passiert ist. Aber eins ist mir klar geworden …“, sagte er und brach ab. Langsam kam er auf mich zu. Ich ahnte schon, was folgte. Blieb einfach stehen, mit dem Rücken an der Tür. Drehte hinter mir den Schlüssel im Schloss. Im gleichen Augenblick stoppte Josh dicht vor mir.
    „Selbst wenn es bedeutet, dass ich schwul bin – ich will dich immer wieder, so wie gestern. Deinen Mund, deine Haut, deinen Geruch. Ich kapier nicht, was mich so umgedreht hat. Aber wenn ich die Augen zumache und dich nackt vor mir sehe, krieg ich ne Latte, Mann.“
    Das alles raunte er mir zu, die Stimme gesenkt, damit das Gesagte im Zimmer blieb. Die Röte auf seinem Gesicht, verriet mir, wie unangenehm ihm diese Beichte war.
    „Josh, ich …“, mir fehlten die Worte. Seit Monaten hatte ich ihn angehimmelt. Davon geträumt, ihn in meinem Bett zu haben, seinen Mund zu küssen, seine Haut zu spüren. Das Blatt hatte sich gedreht und mir kam die Realität wie ein Traum vor.
    „Sag nichts“, bat er. Dann verschloss er meinen Mund mit seinem.
    Sofort flammte die Gier in mir auf. Ich wusste, die Idee war nicht gut – meine Eltern waren schließlich zu Hause! Doch die weichen Lippen und die Zunge, die leidenschaftlich in
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