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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung
Autoren: Elizabeth George
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Becca davor. Sie beschloss, sich jetzt endlich etwas zu essen zu holen, was sie ja schon gewollt hatte, als der Polizeiwagen hinter ihr angehalten hatte.
    Sie nahm den Rucksack ab, stellte ihn neben ihr Fahrrad und ging auf die Treppe zu. Sie konnte es nicht riskieren, dem Jungen einen weiteren Blick zuzuwerfen, aber als sie an dem Polizeiwagen vorbeiging, sah sie, dass auf der Seite Island County Sheriff stand.
    Zufällig ging sie direkt hinter dem Polizisten die Treppe hinauf. Sie vermutete, dass er irgendeine Art Deputy oder vielleicht sogar der Sheriff selbst war. Er war offenbar bekannt, weil ihn die Leute, die auf der Treppe an ihm vorbeigingen, Dave nannten, fragten, wie es Rhonda ginge, und sich nach dem neugeborenen Baby seiner Tochter erkundigten. Becca zog den Kopf ein, damit er sie nicht bemerkte. Das war jedoch gar nicht nötig, weil sein Anruf angenommen wurde und er anfing, sich mit jemandem über irgendeine Klippe zu unterhalten.
    Becca schnappte Gesprächsfetzen auf, aber kein Flüstern. Das Gespräch drehte sich darum, dass Daves Terminkalender nächste Woche zu voll war, es aber in der darauffolgenden Woche klappen könnte, »falls du da auch Zeit hast«. Und stellte die Klippe wirklich kein Risiko dar, so ungeschützt, wie sie war? Außerdem lungerte dort Du-weißt-schon-wer mit seinem kleinen Bruder herum. Da fing Becca an, sich Fragen über die Insel zu stellen. Sie war an Südkalifornien gewöhnt, das schon jede Art von Naturkatastrophen erlebt hatte: Erdbeben, Brände, Überschwemmungen, Trockenheit, Stürme und Erdrutsche. Aber jetzt wurde ihr klar, dass Naturkatastrophen möglicherweise auch hier an der Tagesordnung waren, und sie fragte sich, um welche es sich dabei handeln könnte, wenn sie etwas mit der Sicherheit von Klippen zu tun hatten.
    Oben angekommen, blieb der Polizist stehen, um sein Gespräch in der Nähe der Aussichtsfenster fortzusetzen, während Becca der Menge zu einer Cafeteria folgte, vor der sich bereits eine Schlange gebildet hatte. Da sie ihr Geld gut einteilen musste, bis ihre Mom ihr mehr schicken konnte, entschied sich Becca für Kekse. Es gab eine Dreierpackung Kekse mit orangefarbenem Zuckerguss im Angebot. Sie vermutete, dass das etwas Besonderes sein musste, als ein kleines Mädchen hinter ihr sagte: »Schau, Grandma. Die sind diesmal gar nicht rosa«, worauf die Großmutter erwiderte: »Vielleicht sind die für Halloween.«
    Halloween. Das Wort versetzte Becca einen Stich. Es war immer ihr Lieblingsfeiertag gewesen. Laurel sagte, das läge an den Süßigkeiten, die sie umsonst abstauben konnte, und wie wichtig es sei, dass »wir deine Zuckerabhängigkeit genauer unter die Lupe nehmen, Schätzchen, weil heutzutage Typ-2-Diabetes unter Jugendlichen deines Alters weit verbreitet ist«. Beccas Großmutter entgegnete dann gerne, dass es Becca zu Halloween doch immer so viel Spaß machte, zu erraten, welches Kind sich hinter welcher Maske versteckte, weil sich die Kinder jedes Mal durch ihr Flüstern verrieten. Ihre Großmutter hatte Becca überhaupt ermuntert, besonders auf die Gedanken von Kindern zu achten. »Die können sich noch nicht selbst etwas vormachen«, sagte sie stets.
    Sie fehlte Becca sehr. Es fehlte ihr, zu hören: »Laurel, lass sie einfach in Ruhe , ja? Sie wird sich schon daran gewöhnen.« Und obwohl Laurels Antwort immer dieselbe war: »Ich will, dass sie normal ist, Mutter«, hatte Becca das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, wenn ihre Großmutter darauf erwiderte: »Pah. Es gibt nichts Langweiligeres, als normal zu sein.«
    Der Wunsch, normal zu erscheinen, war auch der Grund, warum Laurel auf die Idee mit der AUD-Box gekommen war. Sie hatte behauptet, dass es allein zu Beccas Wohl sei, damit sie sich in der Schule besser konzentrieren konnte. Aber auch wenn die AUD-Box Beccas Konzentration verbesserte, diente sie vor allem dazu, die Gedanken anderer Leute fernzuhalten. Vor allem natürlich die von Laurel.
    Becca beachtete das Mädchen vor ihr in der Cafeteria-Schlange nicht, bis sie an der Kasse waren. Dann sah sie, dass sie einen in Folie eingewickelten Hamburger in der Hand hielt und mit zwei Jungs redete, die nicht weit von ihr entfernt bei dem Tisch mit den Gewürzen auf sie warteten. Einer der Jungs hatte lange Haare, Pickel im Gesicht und trug eine hochgerollte Skimütze auf dem Kopf; der andere war ordentlich angezogen und frisiert, hatte einen besorgten Ausdruck im Gesicht und schluckte ständig zwanghaft. Das Mädchen war sehr klein
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