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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung
Autoren: Elizabeth George
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Sicherheitsnetz, in dem sie ihre Tochter in der Obhut einer Freundin aus Kindertagen zurücklassen konnte, bis sie für sie beide einen dauerhaften Zufluchtsort in British Columbia eingerichtet hatte. Dort, glaubte sie, würde Jeff Corrie sie und Becca nicht aufspüren können.
    Laurel war unglaublich erleichtert gewesen, dass ihre Freundin wegen Laurels langjährigem unkonventionellen Lebensstil keine Fragen gestellt hatte. Carol Quinn hatte sich nicht einmal überrascht darüber gezeigt, dass Laurel sie zwar darum bat, sich um ihre vierzehnjährige Tochter zu kümmern, ihr jedoch nicht einmal annähernd sagen konnte, für wie lange.
    Anstatt irgendetwas zu hinterfragen, hatte Carol gesagt: »Kein Problem, bring sie zu mir, sie kann mir hier zur Hand gehen. Ich habe mich in letzter Zeit nicht sehr wohlgefühlt und könnte ein wenig Hilfe im Haus gebrauchen.«
    »Aber wirst du es für dich behalten?«, hatte Laurel sie immer wieder gefragt.
    »Bis ins Grab«, hatte Carol Quinn ihr versprochen. »Mach dir keine Sorgen, Laurel. Bring sie her.«
    Jetzt ließ Laurel ihr Fenster ein paar Zentimeter herunter und bat Becca, dasselbe zu tun, damit die Windschutzscheibe nicht ständig beschlug. Es war Mitte September und ihr war überhaupt nicht klar gewesen, dass sich das Wetter so verändern würde. In Südkalifornien war der September der heißeste Monat des Jahres, die Hauptsaison für Waldbrände, die von Wüstenwinden angefacht wurden. Hier fühlte es sich jedoch bereits wie Winter an. Laurel zitterte und griff sich hinten aus dem Auto ein Sweatshirt, das auf dem Vorderrad von Beccas altem Zehn-Gang-Fahrrad lag.
    Sie fragte: »Ist dir kalt?«
    Becca schüttelte den Kopf. Sie atmete tief ein. Normalerweise tat sie das, um sich zu beruhigen, aber diesmal hatte es einen anderen Grund: Der Duft von Eiswaffeln lag in der Luft und er kam aus Woody’s Market .
    Sie waren schon im Laden gewesen. Becca hatte nach einem Eis gefragt, worauf Laurel automatisch entgegnet hatte: »In den Mund und direkt auf die Hüften.« Obwohl sie auf der Flucht vor einem Mörder waren, zählte sie immer noch unbeirrt die Kalorien, die ihre Tochter zu sich nahm. Aber Becca hatte Hunger. Sie hatten seit dem Mittagessen nichts mehr gegessen. Ein kleiner Imbiss würde ihre Oberschenkel bestimmt nicht wie Hefeteig aufgehen lassen.
    Sie begann: »Mom …« Ihr Magen knurrte.
    Laurel wandte sich ihr zu. »Sag mir, wie du heißt.«
    Sie waren diese Übung seit ihrer Flucht aus San Diego fünfmal am Tag durchgegangen, daher war Becca nicht sonderlich darauf erpicht, es schon wieder zu tun. Sie verstand, wie wichtig es war, aber sie war ja nicht auf den Kopf gefallen. Sie hatte alles auswendig gelernt. Sie seufzte und wandte den Kopf ab. »Becca King«, antwortete sie.
    »Und was ist deine wichtigste Aufgabe?«
    »Carol Quinn im Haus zu helfen.«
    »Tante Carol«, sagte Laurel. »Du sollst sie Tante Carol nennen.«
    »Tante Carol, Tante Carol, Tante Carol«, wiederholte Becca.
    »Sie weiß, dass du nur wenig Geld hast, bis ich dir mehr schicken kann«, erklärte Laurel. »Aber je mehr du ihr helfen kannst … Du verdienst dir damit praktisch deinen Lebensunterhalt.«
    »Ja«, sagte Becca. »Ich werde mein Leben in vorübergehender Knechtschaft fristen, weil du einen durchgeknallten Psychopathen geheiratet hast, Mom.«
    Oh Gott, was hat er dir nur angetan, du bist doch mein einziges …
    »Es tut mir leid«, sagte Becca, als sie das schmerzerfüllte Flüstern ihrer Mutter hörte. »Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid .«
    »Verschwinde aus meinem Kopf«, gab Laurel zurück. »Und sag mir deinen Namen. Deinen ganzen Namen diesmal.«
    Zu Beccas Rechten befanden sich ein großer Parkplatz und die Hauptstraße, die beim Fähranleger endete. Leute schlenderten zu einer Imbissbude neben dem Hafenbecken. Ein durch den Dunst leuchtendes Schild verkündete, dass die Imbissbude Ivar’s hieß, und es hatte sich eine Schlange von Kunden gebildet, die sich etwas zu essen kauften. Beccas Magen meldete sich noch einmal knurrend zu Wort.
    »Sag mir, wie du heißt, Becca«, wiederholte Laurel. »Es ist wirklich wichtig.«
    Auch wenn ihre Stimme ganz ruhig klang, schwang in dem sanften Tonfall Los, komm schon, wir haben nur noch wenig Zeit, danach lasse ich dich in Ruhe mit und Becca konnte spüren, wie die Gedanken ihrer Mutter, die im Vergleich zum Flüstern anderer Leute immer klar und deutlich waren, auf sie zuströmten und in ihr Gehirn eindrangen. Sie wollte
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