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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over
Autoren: Myra Çakan
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Taschen lauerte süßer, tödlicher Wahnsinn.
    Dann kam Skadi, die Kämpferin hervor. Wild um sich tretend, bis sie eine weiche Stelle unter dem Chitinpanzer des Aliens traf. Plötzlich war sie frei, fiel zu Boden. Sie atmete heftig ein und aus und versuchte dabei, den Kopf klarzubekommen. Sie ließ das Rauschen der Brandung aus ihren Erinnerungen emporsteigen und wieder in sich einsickern.
    »He, ’skimo.«
    »Hau ab!« Abwehrend schlug sie nach der Stimme, nicht sicher, ob sie Teil der Dunkelheit war oder aus der realen Welt stammte.
    »Alles okay, ’skimo?«
    Erlerntes Verhalten, dachte Skadi, Sätze bilden, Fragen stellen. Sie lauschte dem Klang der Frage nach, überlegte, ob es die Mühe wert war, die Augen zu öffnen.
    »Was willst du?«
    »Nimm mich mit nach ’skimo-Land, da krieg ich keinen Sonnenbrand, nimm mich in dein ’skimo-Haus, süße, kleine ’skimo-Maus.«
    Die singende Stimme bohrte sich mit der Lästigkeit eines summenden Moskitos in ihr Bewusstsein. Sie drückte das Zentnergewicht ihrer Augenlider nach oben. Es war der Junge aus dem Tunnel. Er tanzte auf einem Bein um sie herum und sang dieses blöde Lied, immer und immer wieder.
    »Was willst du?« Die Worte hinterließen ein Echo in ihrem Kopf, Schallwellen, die sich dumpf in ihr Gehirn gruben.
    »Mitkommen.«
    Es klang selbstsicher und hilflos zugleich. Erstaunt sah Skadi den Jungen an. Er war viel jünger, als sie zuerst gedacht hatte – elf, höchstens zwölf Jahre alt. Neben ihm, auf einem kleinen Mäuerchen, stand eine pinkfarbene Golftasche, die mit grünen und schwarzen Schlägern und Bällen verziert war. Eigenartig. Sie setzte sich auf das Mäuerchen und rieb sich die Stirn.
    »Warum willst du mitkommen? Du weißt doch gar nicht, wo ich hin will.«
    »Alles ist besser als das.« Lapidar zeigte sein Daumen in Richtung des Tunnels.
    Das klang vertraut in ihren Ohren. War es nicht auch der eigentliche Grund für diese verrückte Reise gewesen? Alles andere musste besser sein als die Slums von Longyearbyen. Aber weshalb verspürte sie jetzt diese brennende Sehnsucht nach genau diesem schrecklichen Ort? Vielleicht gehörte das einfach dazu, wenn man auf Reisen ging, dachte Skadi pragmatisch.
    »Na, dann komm.« Sie stand auf und sammelte ihre Habseligkeiten zusammen. Es war noch alles da. Wer weiß, womöglich hatte der Junge sogar das Alien verscheucht. Dann wäre sie ihm in jedem Fall verpflichtet. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Garfield, die Katze.«

Die Krankheit

    Zuerst sagten sie es nur leise, dann immer lauter. Doch bevor sie es hinausschreien konnten, wurden sie zum Verstummen gebracht. Dabei war es nur die halbe Wahrheit. Es stimmte schon, die Krankheit trat vor zwanzig Jahren mit dem ersten, lange vertuschten Eintreffen der Besucher auf. Vielleicht hatten einige Alien-Viren als Katalysator gewirkt. Aber es war keine »Seuche von den Sternen«, wie es die Medien so gerne vollmundig aufgekocht hätten, sondern wie alle Katastrophen, die in den vergangenen Jahrzehnten über die Menschheit hereingebrochen waren, hausgemacht und von einigen Mahnern lange vorhergesagt.
    Die Krankheit war das Ergebnis vieler Faktoren: das Verschwinden der Ozonschicht, die Umweltverschmutzung, die Resistenz mutierter Bakterien gegen Antibiotika, genetisch designte Nahrungsmittel, Schlamperei und Gewinnsucht und nicht zuletzt auch die Lebensgewohnheiten.
    Niemand wusste, wie die Krankheit übertragen wurde oder wie lange die Inkubationszeit war. Fest stand nur dies: Die äußerlichen Erscheinungen der Krankheit waren spektakulär und ihr Verlauf war unweigerlich tödlich.

Die Adresse, die keine war

    Wiesel drückte den Laptop fest an sich. Die Ecken des Cyber 3 scheuerten an seinen Rippen, doch um keinen Preis der Welt hätte er losgelassen – der Cyber 3 war die Welt, war der ganze abgefuckte Planet. Er kicherte. Er fühlte sich leicht schwindelig, angenehm berauscht und euphorisch, auf eine völlig neue Art, die überhaupt nichts mit Drogen oder so zu tun hatte. Es war das Wissen, das ihn so fühlen ließ.
    Wiesel war Mitglied einer universalen Bruderschaft, der der Überlebenskünstler, doch Wiesel war auch Hacker – der beste, wie er sich versicherte. Am alten Bahnhof sah er sie schon von weitem. Es fuhren längst keine Züge mehr, doch der Treffpunkt war geblieben – ist eben ’ne alte Junkie- und Dealer-Tradition, wie rumhängen und warten, hatte ihm Sunshine erklärt. Sunshine wusste eine Menge nützliche Dinge, und sie erzählte sie
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