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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme
Autoren: Robert Stallman
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Ziegen und eine unfähige Stammesvertretung nicht kümmern.«
    »Da steckt mehr dahinter«, versetzte Johnny geheimni s voll. »Aber kommen Sie mit. Ich werd ’ s Ihnen zeigen. Oder besser gesagt, unser kleiner brauner Vater wird es Ihnen zeigen.« Er griff in die Tasche seiner blauen Köpe r jacke und zog ein rundes, verrunzeltes Kaktusauge heraus. Er grinste. »Wollen Sie mal beißen ? «
    Später, als er zur Universitätsbibliothek hinauffuhr, ging Barry die Möglichkeiten durch: Erstens, mit den Indianern wurde wieder mal Schindluder getrieben; zweitens, die neue Sekte füllte das Machtvakuum; drittens, die Schande, daß die guten Indianer nun mit Peyote verführt wurden. Zuerst jedoch mußte er sich über diesen Kaktus informi e ren.
    Auf dem Weg zur Bibliothek hielt er an, um über das Universitätsgelände hinweg auf die beinahe fertiggestellte Bibliothek mit ihrem neunstöckigen Turm zu blicken, im Stil der einheimischen Häuser aus luftgetrockneten Leh m ziegeln erbaut. Jetzt, dachte er, würde es dort massenweise Bücher geben. Der Turm erinnerte ihn ein wenig an Bilder vom Devil ’ s Tower, einem Berg im Nordwesten.
    Im alten Lesesaal, wo nur wenige Studenten in ihre B ü cher vergraben an den langen Eichentischen saßen, fand er mehrere Hinweise auf die Droge Peyote. Zunächst die übl i chen Berichte hysterischer Missionare, voller Sorge um die Seelen der Indianer, die auf skandalöse Weise ihren Lüsten frönten; dann entdeckte er im Atlantic Monthly vom N o vember neunzehnhunderneunundzwanzig einen Artikel von Huntington Cairns.
    Soweit Barry feststellen konnte, war es der einzige halbwegs lesenswerte Bericht über die Droge, der in den vergangenen zehn Jahren verfaßt worden war. Artikel über den Gebrauch der Droge bei den Navajos gab es keine. Der Bericht war › Ein göttliches Rauschmittel ‹ überschrieben, und es wurden darin einige Passagen aus dem Tagebuch eines Padre Bernhardino zitiert, die im Jahr fünfzehnhu n dertneunundzwanzig niedergeschrieben worden waren.
    › Einige tanzten, einige sangen; andere weinten . . Und manche spürten kein Verlangen zu singen, sondern setzten sich in ihre Kammern und blieben dort, als meditierten sie. Manche hatten die Vorstellung zu sterben und vergossen Tränen; andere bildeten sich ein, sie würden von einem wilden Tier zerrissen; wieder andere, daß sie im krieger i schen Getümmel gefangengenommen wurden; andere, daß sie reich wären; andere, daß sie viele Sklaven hätten; and e re, daß sie Ehebruch begangen hätten und daß ihnen zur Strafe der Kopf zerschmettert werden sollte; andere, daß sie sich eines Diebstahls schuldig gemacht hätten, für den sie hingerichtet werden sollten; und viele andere Visionen wurden von ihnen gesehen. ‹
    Er stellte fest, daß die Droge nach einem Wort in der Nahuatl-Sprache Peyote genannt wurde, manchmal aus Mescal, nicht zu verwechseln allerdings mit dem mexik a nischen Getränk gleichen Namens; daß ihr Gebrauch einst bis an die kanadische Grenze hinauf verbreitet gewesen war und daß die Missionare sie mit ihrem üblichen fanat i schen Eifer bekämpft hatten.
    Danach folgten, recht überraschend, die Berichte mehr e rer in Amerika bekannter Männer über ihre Bekanntschaft mit Peyote; William James, Havelock Ellis und der Autor des Artikels gehörten dazu. Die Schilderungen, ausg e nommen die von James, dessen wissenschaftlicher Eifer nur mit einer Magenverstimmung belohnt worden war, klangen phantastisch. Keine Droge, von der Barry je gehört hatte, rief solche Wirkung hervor. Die Experimentierenden waren Wissenschaftler, von denen anzunehmen war, daß sie ihre Versuche sachlich und vernünftig angegangen wa r en. Er las die Berichte begierig; in der populären Presse erschien ja kaum etwas über die Wirkungen dieser Droge. Die amerikanische Regierung beklagte in jüngster Zeit die um sich greifende Gewohnheit, Hanf – Marihuana – zu rauchen, doch das schien ein so orientalisches Vergnügen.
    Der Bericht eines Experimentators namens Weir Mi t chell zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
    › Prachtvolle Farben und wunderbare Formen schwebten vor meinen Augen. Ein Bild beeindruckte mich besonders tief: Der Rand eines riesigen Felsens schien über einen A b grund von unergründlicher Tiefe hinauszuragen. Mein g e sichtsloser Bezauberer setzte auf die Kante eine gewaltige Vogelklaue aus Stein. Darüber, vom Stiel oder Bein herab hing ein Fragment desselben Stoffs. Dies begann sich zu entfalten und in eine Ferne
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