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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme
Autoren: Robert Stallman
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schlief, wenn das Tier seine nächtlichen Ausflüge unternahm, doch ein Gefühl des Unbehagens plagte ihn, und er erinnerte sich, am Hals gebissen worden zu sein. Es tat auch an di e sem Morgen noch weh, obwohl die Haut nicht verletzt war.
    Er schlug sich die Gedanken daran vorläufig aus dem Kopf. Heute wollte er mit dem Indianer, John Strong Ho r se, über die neue Serie sprechen, die er plante.
    Am Tisch in der Küche aß Mina Cornflakes und addierte auf einem Blatt Papier, das neben ihrem Teller lag, lange Zahlenreihen. Barry führte sich einen Teller Rührei zu Gemüte, und Renee, das Kleid auf einer Seite geöffnet, saß behaglich in dem alten Sessel, den sie in die Küche getr a gen hatte, und fütterte Martin. Barry sah seine schöne, dunkelhaarige Frau an und lächelte.
    »Ich bin eifersüchtig«, sagte er leise.
    »Ist er nicht süß?« meinte Renee. »Jetzt schläft er schon die ganze Nacht durch.«
    »Ich hab ’ dich heute Nacht heimkommen hören«, b e merkte Mina, die noch immer ihre Zahlen addierte. »Du hast geknurrt.«
    Barry warf einen Blick auf seine Stieftochter.
    »Das war ich nicht, Kleines«, erwiderte er geduldig. Es war ein alter Scherz.
    Er stand auf, wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und küßte Renee auf die Wange.
    »Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?« fragte er.
    Sie hob einen Arm, um seinen Kopf zu sich herunterz u ziehen und ihn auf den Mund zu küssen.
    »Sei klug und gut heute.«
    »Mein liebes Eheweib, das bin ich doch immer«, ve r setzte er.
    »Tschüs, Papa«, rief Mina, noch immer rechnend. »Sag Benny, daß ich gleich komme.«
    Er gab Mina einen Kuß und trat durch die Hintertür h i naus in den kühlen Morgen von New Mexico. Es wird heiß werden heute, dachte er, während er in seinen Model A stieg. Er winkte dem kleinen spanischen Jungen, der in dem Autoreifen hin und her schwang, der aus der Balsa m pappel herabhing.
    »He, Benny, venira muy pronto.«
    Drinnen in der Stadt ging Barry in die Liberty Bar. Er setzte sich in eine der vorderen Nischen, wo es nicht ganz so düster war und das Rasseln des Ventilators hinter dem Tresen nicht ganz so laut. Er beobachtete einen gebeugten alten Indianer mit hängendem Bauch, der schwankend am Tresen en t langschlürfte und den Männern, die dort saßen, seinen Schmuck hinstreckte. Er trug ein rostrotes Sa m themd und die farblose Lewis des Stadtindianers. An be i den Armen klirrten Armbänder aus Silber und Türkis. Der I n dianer schlingerte wie ein alter Matrose, als wären seine Füße an den Sohlen abgerundet, und als könnte er seine Knie nicht beugen.
    Von einem jungen Mann, der aus dem Hintergrund der Kneipe auftauchte und sich ihm gegenüber setzte, wurde Barry aus seinen Betrachtungen gerissen.
    »Der alte Jimmie wäre Stoff für eine interessante Story, wenn Sie was für tränenselige Jammergeschichten übrig haben«, sagte der junge schwarzhaarige Indianer.
    Barry streckte den Arm über den Tisch und schüttelte dem jungen Mann kurz die Hand. Der Händedruck des I n dianers war kühl und fest, die Haut glatt.
    »Wie geht es Ihnen, John?«
    »Gut. Was macht Ihre Familie?«
    »Rundum Wohlgefallen«, erwiderte Barry grinsend. »Na, wie sieht ’ s aus mit einem Knüller? Ich brauch einen Pulitzer-Preis, um meinen Herausgeber davon zu überze u gen, daß ich mein Gehalt wert bin.«
    Der junge Indianer beobachtete den Alten, der jetzt mit erhobenen Armen, um seine Armbänder zu zeigen, an den Nischen entlangschlürfte und nuschelnd auf die Leute einr e dete, die dort beim Mittagessen saßen. Er verkaufte nichts. Barry wollte eben etwas sagen, als er den Atem des alten Mannes roch und eine Berührung an seinem Arm spürte.
    »Echte Navajo Ringe?«
    »Nein danke«, sagte Barry etwas verlegen.
    Der alte Mann warf Johnny im Vorübergehen einen Bick zu und machte eine Bemerkung in der Sprache der Navajo. Der junge Indianer antwortete in gedämpftem Ton mit e i nem einzigen Wort.
    »Ich wünschte, ich könnte das verstehen«, bemerkte Barry eigentlich nur, um etwas zu sagen.
    »Der alte Jimmie hat mir gerade gewünscht, daß mir mein Arschloch zur Stirn herauskommt«, erklärte Johnny grinsend.
    »Und was haben Sie ihm erwidert?«
    »Ach, daß er ein impotenter alter Gockel ist.«
    Barry lachte. »Ich dachte, Sie wären alle Stammesbr ü der.«
    »Dieser alte Scheißer ist bestimmt nicht mein Bruder. Nein, er ist schwachsinnig«, sagte Johnny. »Jeder weiß, daß er hier oben nicht ganz richtig ist.« Er tippte
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