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Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Titel: Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Kamin und beantwortete höflich eine Frage. Nealy war wahrscheinlich die Einzige im Raum, die wusste, dass alle Führer von Besuchergruppen dem Secret Service angehörten. Sie erwartete jeden Moment, dass die Frau sie entdeckte und Alarm schlüge, aber die Agentin schaute kaum einmal in ihre Richtung.
    Wie viele Secret-Service-Agenten hatte sie im Lauf der Jahre schon erlebt? Sie hatten sie zur Highschool begleitet und danach zum College. Sie waren bei ihrer ersten Verabredung dabei gewesen und auch beim ersten Rausch ihres Lebens. Ein Secret-Service-Agent hatte ihr das Autofahren beigebracht, und ein anderer war Zeuge ihrer Tränen geworden, als der erste Junge, an dem ihr wirklich etwas lag, ihr eine Abfuhr erteilte. Eine Agentin hatte ihr sogar beim Aussuchen eines Kleids für die Graduationsparty geholfen, als ihre Stiefmutter wegen einer Erkältung unpässlich war.
    Die Gruppe machte sich auf den Weg durch einen Quergang zum North Portico. Es war schwül und heiß, ein typischer Washingtoner Julitag eben. Nealy blinzelte in die grelle Julisonne und fragte sich, wie lange es wohl noch dauern mochte, bis die Wachen merkten, dass sie keine ältliche Touristin war, sondern die First Lady.
    Ihr Herz klopfte schneller. Neben ihr fauchte eine Mutter ihren kleinen Sohn an. Nealy ging weiter, mit jedem Schritt nervöser werdend. In den dunklen Tagen von Watergate hatte sich eine vollkommen verzweifelte Pat Nixon in Kopftuch und Sonnenbrille, mit nur einer Agentin als Begleitung, aus dem Weißen Haus geschlichen, um durch die Straßen von Washington zu bummeln, in Schaufenster zu schauen und von dem Tag zu träumen, an dem alles vorbei war. Aber mit der zunehmenden Wut der Welt waren die Zeiten, in denen First Ladys sich diesen Luxus leisten konnten, untergegangen.
    Nach Luft ringend erreichte sie den Ausgang. Der Codename des Secret Service für das Weiße Haus war Crown , Krone, aber er hätte eher Fortress , also Festung, lauten sollen. Die meisten Touristen, die am Zaun entlangschlenderten, wussten nicht, dass dort Mikrofone installiert waren und dass die Sicherheitskräfte im Haus alles mitanhören konnten, was in dieser Bannmeile gesprochen wurde. Und immer wenn der Präsident das Gebäude betrat oder verließ, lag ein SWAT-Team mit Maschinengewehren auf dem Dach bereit. Überall auf dem Grundstück befanden sich versteckte Videokameras, Bewegungsdetektoren, Drucksensoren und Infrarotgeräte.
    Wenn es doch bloß einen einfacheren Weg gäbe! Sie hatte überlegt, ob sie nicht eine Pressekonferenz abhalten und verkünden sollte, dass sie sich aus dem öffentlichen Leben zurückzog – doch dann wäre ihr die Presse auf Schritt und Tritt gefolgt. Das hätte sie vom Regen in die Traufe befördert. Nein, dies war ihre einzige Chance.
    Lady Cornelia erreichte die Pennsylvania Avenue. Mit bebender Hand schob sie ihre Begleitbroschüre in die große Plastiktasche, wo sie an einen Umschlag stieß, in dem Tausende von Dollars Bargeld steckten. Starr geradeaus blickend, marschierte sie dann am Lafayette Park vorbei und auf die Metro zu.
    Da sah sie, dass ein Polizist auf sie zukam, und ein dicker Tropfen Schweiß rann ihr zwischen den Brüsten abwärts. Wenn er sie nun erkannte? Ihr blieb fast das Herz stehen, als er ihr zunickte und sich danach abwandte. Der gute Mann hatte keine Ahnung, dass er soeben der First Lady der Vereinigten Staaten gegenübergestanden hatte.
    Ihr hektischer Atem beruhigte sich ein wenig. Alle Mitglieder der First Family trugen winzige Geräte bei sich, mit deren Hilfe man sie im Falle einer Entführung ausfindig machen konnte. Ihres, so dünn wie eine Kreditkarte, lag unter ihrem Kissen im Schlafzimmer ihres privaten Apartments im vierten Stock des Weißen Hauses. Mit sehr viel Glück blieben ihr vielleicht zwei Stunden, bevor ihr Verschwinden bemerkt würde. Nealy hatte zwar Maureen Watts, ihrer Stabschefin, erklärt, es gehe ihr nicht gut und sie müsse sich für ein paar Stunden hinlegen: Doch sie zweifelte nicht daran, dass Maureen sie wecken würde, wenn es ihrer Meinung nach wichtig war. Dann würden sie den Brief finden, den Nealy hinterlassen hatte, und auch das kleine Gerät unter ihrem Kopfkissen und – ach, du liebe Güte!
    Nealy zwang sich, nicht zu rennen, als sie die Metrostation betrat. Sie ging zu einem der Ticketautomaten, von deren Existenz sie erst erfahren hatte, als sich zwei ihrer Sekretärinnen darüber unterhielten. Einmal musste sie umsteigen, wofür sie den Fahrpreis
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