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Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Titel: Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Autoren: Sabine Berger
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war, ohne entsprechendes Wissen und Kontakte, vermutlich ein Unterfangen von Wochen, wenn nicht sogar von Monaten. Emmeline hatte daher schon im Vorfeld viel recherchiert und von ihrem Großvater zusätzlich eine Liste von wichtigen Büchern und Bibliotheken bekommen. Tomar hatte er wegen der geheimen Bibliothek des Convento de Cristo besonders hervorgehoben. Von dieser ehemaligen Klosteranlage wusste Emmi nur, dass sie 1162 von den Tempelrittern zu einer Festung umgebaut und 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden war. Aber alleine durch das historische Mitspielen der Templer erwartete Emmi sich von dieser Burg und ihrer Geheimbibliothek viel. Dennoch machte es keinen Sinn ihre Arbeit in Tomar zu beginnen, ohne vorab ein paar Basics in Lissabon zu erarbeiten.
    Alles schön der Reihe nach ... pflegte ihr Großvater stets zu sagen, denn erst wenn Emmi die Grundlagen in Lissabon studiert hatte, würde sie die Werke in Tomar richtig lesen können.
     
    Aufzeichnungen über Felim gab es nur wenige, weil die Maske seit dem zwölften Jahrhundert als verschwunden galt. Aus diesem Grund hatte ihr plötzliches Auftauchen auf der Berliner Fachmesse vor ein paar Wochen für gehörigen Wirbel gesorgt. Das außergewöhnliche Stück hatte kaum einer der Besucher zu Gesicht bekommen, aber die detaillierte Beschreibung dazu auf einer der Bestandslisten nachlesen können.
    Seit Jahrhunderten rankten sich um diese Maske die schrägsten Legenden und Spekulationen, aber die glaubwürdigste war die von einer muslimischen Prinzessin, die mit der Maske ihren Geliebten aus dem Reich der Toten erwecken wollte. Ob dieser Zauber damals funktionierte oder wie , konnte natürlich nie geklärt werden. Geschichtliche Fakten, aber vor allem Mystisches war aus dieser Zeit kaum nachweisbar. Es gab nur immer vereinzelte Hinweise in alten Schriftrollen, die Kunsthistoriker schließlich zu der Überzeugung gebrachte hatten, dass die Maske ihren Ursprung im Marokko des fünften Jahrhunderts haben musste und im Laufe der Zeit nach Portugal gelangt war. Dort verschwand sie dann im zwölften Jahrhundert endgültig von der Bildfläche ... und tauchte schließlich jetzt wieder in Berlin auf.
    Das Ungewöhnliche an der Maske aber war nicht nur die Legende dazu oder ihr Alter, sondern das Gestein aus dem sie gefertigt worden war. Nephrit gilt auch heute noch als eine Art Jade, obgleich die International Mineralogical Association Nephrit nie als eigenständiges Mineral akzeptieren konnte. Die Farben des Gesteins reichen in der Regel von grau- und dunkelgrün bis hin zu schwarz und werden durch Chrom und Eisen verursacht. Der Legende nach soll die Felim -Maske eine besonders unvergleichliche Farbe haben, weil ihr Material auch Magnetit-Einschlüsse besitzt, die eine Kategorisierung als Magnetit-Jade rechtfertigen würde. Genau diese Nephritbeschreibung auf der Liste der Messe hatte Fachleute schließlich auch davon überzeugt, es mit der richtigen Maske zu tun zu haben.
    Dem Volksglauben nach besaß der Stein heilende und stark kräftigende Wirkung – wenn auch hauptsächlich auf Niere, Blase und Harnwege. Von Totenkult und Erweckungen war in der Vorgeschichte bisher nie die Rede gewesen. Dabei war es gar nicht so abwegig die Niere und damit die Wirkung des Gesteins mit dem Leben und dem Tod in Verbindung zu bringen. Schließlich galt und gilt die Niere in den verschiedensten Kulturen seit jeher als DAS Lebensorgan schlechthin. Einen Beweis für Heilkräfte des Steins gab es dennoch nie, ebenso wenig wie für die magische Kraft, Tote zum Leben erwecken zu können.
    Vieles zur Maske war also ein Rätsel und lag im Verborgenen. Selbst jene, die der Legende Glauben schenkten, konnten sich nicht erklären, warum eine muslimische Prinzessin ausgerechnet Nephrit für eine magische Maske gewählt hatte, wenn dieses Gestein noch nicht einmal in ihrem eigenen Land zu finden war. So mancher vermutete daher einen Fehler in den spärlichen Aufzeichnungen oder gar gefälschte Pergamente, andere wiederum glaubten an ein sehr ursprüngliches Wissen und Grenzen überschreitende Magie. Und wer wusste schon, ob diese schöne Prinzessin nicht wirklich eine Zauberin mit ungeahnten Kräften gewesen sein mochte?
    Nach dem mysteriösen Auftauchen der Maske in Berlin, verschwand sie kurz darauf erneut. Der Besitzer hatte über Raub geklagt, andere wiederum über einen lukrativen Verkauf getuschelt. Letztendlich aber konnte niemand mit Bestimmtheit sagen, was genau passiert war
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