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Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Titel: Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Autoren: Sabine Berger
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helfen?“, fragte inzwischen ein groß gewachsener Mann in der Uniform eines Hotelportiers.
    „Ja, danke! Welches Hotel ist das hier?“
    „Sie befinden sich vor dem Sana Capitol Hotel.“
    „Oh! Das ist ... das ist ja meines! “, erwiderte sie verblüfft, weil sie nicht mitbekommen hatte, dass der Entführer genau ihr Hotel genannt hatte.
    Was für ein Zufall! Und was für ein Gott verdammtes Pech! Schließlich konnte das nur bedeuten, dass der Mistkerl im gleichen Hotel abgestiegen war.
    „Danke – äh – dann bin ich ja richtig“, erklärte sie dem Portier und fügte in Gedanken hinzu, dass das auf ihren Kopf nicht mehr ganz so zutraf. Der Mann aber lächelte freundlich und ließ sie mit einer eleganten Handbewegung in die Aula des Hotels ein. Emmeline nickte ihm zu und ging mit ihrem spärlichen Gepäck weiter zur Rezeption.
    Die Vorhalle war riesengroß und voller Menschen. Emmi liebte es, wenn die unterschiedlichsten Sprachen durcheinander wirbelten, ineinander überflossen und eine interessante Mischung aus Tönen und Lauten produzierten. Selbst beherrschte sie nur drei Sprachen, aber jede hatte so ihren Reiz. Auch die Unterschiedlichkeit der Menschen faszinierte sie und brachte sie oft zum Schmunzeln. Bei Japanern spähte sie automatisch nach einer Menge von Fotoapparaten, bei Franzosen nach gut duftenden Croissants, und bei Amerikanern nach riesigen Cowboyhüten. Emmi liebte diese Klischees und dachte gar nicht daran, sie zu bestreiten, sondern eher Bestätigungen dafür zu finden.
    Und tatsächlich! Da war er schon, der emsig wuselnde Japaner, der alles knipste, was er vor die Linse bekam und dabei so glücklich und zufrieden lächelte, dass Emmi endlich den finsteren Mann aus Flugzeug und Taxi vergessen konnte.
     
     
     
     
     
     
     
     

3 . Kapitel
     
     
     
     
    Sie hatte geschlafen wie ein Murmeltier. Das Bett war sauber, wunderbar weich und duftete nach Lavendel. Der Rest vom Zimmer war keine Sensation, aber in Or dnung. Ihr Großvater hatte ein gutes Hotel gebucht, aber bei der Größe und Lage des Zimmers offensichtlich erneut gespart. Die Ausrede von irgendeinem Kongress in der Stadt und den vielen, ausgebuchten Hotels hatte sie nie geglaubt.
    Das Fenster ihres Zimmers ließ sich öffnen, zeigte aber nur hässliche Wände eines gemauerten Luftschachts. Zum Glück war ihr Opa nicht allzu empfindlich, denn sie hatte vor, ihm nach ihrer Rückreise ordentlich die Meinung zu sagen. Zuerst der klapprige Flug und dann ein Zimmer mit null Aussicht! Immerhin war sie wegen seiner Recherchearbeiten hier und wurde nicht annähernd so gut dafür bezahlt, wie eine richtige Angestellte. Für Emmi war es mehr ein Verwandtschaftsdienst, der zufällig auch ihrer Liebe zu mystischen Artefakten entgegenkam. Nicht einmal einen freien Tag in diesem schönen Land wollte er ihr gönnen. Dabei befand sich der berühmte Wallfahrtsort Fátima gerade mal zwei Autostunden von Lissabon entfernt.
    Emmi ballte unwillkürlich die Hände und brummte leise. Für die privaten Interessen seiner Enkelin hatte ihr Großvater noch nie sehr viel übrig gehabt und für Wunder oder heilige Orte noch weniger. Er mochte ja mystische Artefakte lieben, aber Orte der Kraft fürchtete er ganz gehörig. Entweder war ihm einmal etwas Schlimmes widerfahren oder aber er witterte dort den Hauch der Göttlichkeit und damit den seiner eigenen Vergänglichkeit. Gesprochen hatten sie darüber noch nie, denn mit Grundsatzdiskussionen brauchte sie ihrem alten Herrn erst gar nicht kommen. Dafür war er viel zu stur und engstirnig. In Diskussionen neigte er stets zu Monologen und redete sich darauf aus, schwerer zu hören. Doch in Wirklichkeit hörte er wie ein Luchs! Aber egal wie streng, exzentrisch oder geizig er auch sein mochte: Emmi liebte ihren Großvater über alles. Mit seinen 78 Jahren war er noch erstaunlich fit, aber nicht mehr gewillt längere Reisen zu unternehmen oder in öffentliche Verkehrsmittel zu steigen. So würde Emmi also auch in Zukunft bei anstehenden Auslandsreisen für ihn einspringen.
    Speziell in Portugal sollte sie nun in den Bibliotheken Lissabons und weiter nördlich in der Region von Tomar nach einer begehrten Nephrit-Maske namens Felim forschen. Als typisches Seefahrervolk hatten die Portugiesen eine Menge Schätze in ihren Museen und Büchereien verwahrt. In den legendären Bibliotheken Lissabons gab es für Emmeline sicherlich historisches Material in unschätzbarer Vielfalt.
    Eine Recherche zu dieser Maske
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