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Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)

Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)

Titel: Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
Autoren: Laura Griffin
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sie von Washington oder New York geträumt. Nie hatte sie auch nur den kleinsten Gedanken daran verschwendet, einmal in veiner Stadt wie Brownsville, Texas, zu landen. Das Büro dort war eine Klitsche. Sie fühlte sich vollkommen fehl am Platz.
    Heute allerdings zum ersten Mal nicht.
    Denn Polizeichef Matt Breck von Lito Island hatte in Brownsville um bundesstaatliche Unterstützung in einer Mordserie gebeten. Wahrscheinlich erwartete er zwei altgediente Beamte mit Bürstenhaarschnitt, die in dunklen Anzügen steckten.
    Stattdessen bekam er eine blutige Anfängerin in einem Donna-Karan-Imitat.
    Sie rückte das Revers zurecht, sammelte sich innerlich, sperrte den Wagen ab und stieg ein halbes Dutzend Holzstufen hoch, wo ihr ein Schild verriet, was sie schon wusste.
    Hier war niemand.
    BIN BALD ZURÜCK . Die Zeiger der Pappuhr hatte jemand auf halb elf gestellt. Elaina sah zur Sonne hoch, die direkt über ihr stand und auf sie niederbrannte. Dann spähte sie durch die getönte Glastür. Alle Büros lagen im Dunkeln. Als ob das Polizeirevier dichtgemacht hätte.
    Doch wo konnte man sich erlauben, ein Polizeirevier stillzulegen?
    An welches Fleckchen Erde hatte das Schicksal sie da verschlagen?
    Verärgert sah Elaina sich um. Hinter dem klitzekleinen Parkplatz verlief, umsäumt von hohen Palmbäumen, der Highway 106, den sie hier auch gern Lito Highway nannten, war er doch der einzige auf der Insel. Auf den ersten beiden Meilen drängten sich Motels, Restaurants und Surfshops dicht aneinander. Die restlichen zwanzig Meilen – ja, was war mit denen? Auf der Landkarte schien der Highway sich südlich der Stadt im Lito Island Nationalpark zu verlieren. Gras, Wasser und Sumpfland. Sumpfland – so weit das Auge reichte.
    Oder war es eine Flussmündung? Wen interessierte das schon?
    Eine verwitterte Holzterrasse umgab das vor sich hin dösende Polizeirevier. Elaina schlich vorsichtig nach hinten, sie wollte sich mit ihren niedrigen Absätzen nicht in den welligen Latten verheddern. Wie ein Spiegel reflektierte das weiße Haus aus Lehmziegeln die Sonne. Hinter dem Gebäude lag Laguna Madre, die Bucht, die Lito vom Festland trennte. Auf dem Wasser entstand plötzlich Unruhe.
    Ein Boot fuhr auf die Küste zu. Entweder war das Revier sein Ziel oder die Anlegestelle daneben, die den vielversprechenden Namen Marina von Lito Island trug.
    Das Boot kam näher. Elaina erkannte an seinem Bug ein offizielles Logo. Sie zählte vier Passagiere. Als sie an den fünften Passagier dachte, zog sich ihr Magen zusammen. Denn der lag auf dem Bootsboden. Davon war sie überzeugt.
    Das Boot jagte am Polizeidock vorbei und beschrieb einen weiten Bogen, bevor es in den Yachthafen einfuhr. Das Kielwasser spritzte so hoch, dass ihre Schuhe nass wurden.
    Als sie durch den dicken Teppich aus Büffelgras watete, der das Revier vom Hafen trennte, patschte es ganz ordentlich zwischen ihren Zehen. Der Parkplatz des Yachthafens war mit Pick-ups und SUV s voll gestellt, aber auch zwei Wagen der Polizei und einer der örtlichen Feuerwehr waren darunter.
    Elaina spazierte um ein Gebäude aus Wellblech, vorbei an einem Mann mit lederner Haut, der eine Krabbenfalle schleppte, und an zwei Teenagern, die Eimer mit Fischköder trugen. Neben einem brummenden Colaautomaten stand ein Mann, der eine Zigarette rauchte und sie musterte. Ein anderer mit Bart und beginnender Glatze, ließ sich durch ihren Anblick vom Abhacken eines Fischskopfs abbringen. Elaina ignorierte die neugierigen Blicke und richtete ihren Blick auf das Ende des Landungsstegs.
    Dort raunzte der Bootskapitän – Polizeichef Breck? – einen Mann in Khakiuniform an. Der sprang vom Boot und band es mit einem Palstekknoten fest.
    Zwei Männer in Uniform beugten sich gleichzeitig nach unten und hoben etwas vom Bootsboden auf. Sie hievten ein langes schwarzes Bündel auf den Landungssteg und legten es in der prallen Sonne ab. Als Letzter verließ der Kapitän das Boot.
    Elaina fasste sich ein Herz. »Polizeichef Breck?«
    Der Mann drehte sich sofort um, und ebenso schnell fixierte er sie mit Misstrauen. »Was wollen Sie?«
    Sie blieb vor ihm stehen und blickte in seine verschlossenen braunen Augen.
    »Zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentar«, sagte er schroff.
    »Wie bitte?«
    »Sie sind doch von der Presse?« Er sah flüchtig an ihr hinab, blieb an ihren nassen Hosenaufschlägen hängen und blickte wieder zurück in ihr Gesicht. »Oder sind Sie vom Fernsehen? Egal, im Moment kein Kommentar, also
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