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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Autoren: Colette Livermore
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einen Besuch abzustatten.
    Nach der Schule fingen meine Brüder und ich mit Bindfaden und Fleischbröckchen Yabbies, kleine Flusskrebse, in einem Bach hinter dem Haus, kletterten auf die Terpentinkiefern und bauten Baumhäuser. Manchmal fuhren wir mit den Fahrrädern auch bis zu den fünfzehn Kilometer entfernten Fitzroy Falls. Wir hüteten eine Milchkuh, kümmerten uns um den Garten und suchten in den Koppeln auf der anderen Straßenseite nach Pilzen und Brombeeren.

    Wir Kinder zogen außerdem einige verwaiste Kälbchen auf, gaben ihnen die Flasche oder steckten unsere Finger in die Milcheimer, um sie dann daran saugen zu lassen. Unser Gemeindepriester, Vater Higgins, gab uns eine Jerseykuh, die wir zu melken lernten. Mit einer alten roten Zentrifuge, die Mama bei einer Haushaltsauflösung erstanden hatte, trennte sie die Sahne von der Milch, aus der sie dann auch Butter machte.
    Bertie starb. »Er ist im Himmel«, sagte Großmama, aber sie weinte doch viel. Ich war sehr traurig, aber mit meinen elf Jahren war es mir nicht erlaubt, Mama zu seiner Beerdigung unten in Nowra zu begleiten. Großmama kam zu uns und wohnte in der Einliegerwohnung, die seitlich an unser Haus gebaut war. Sie brachte einen Teil ihrer Möbel aus Nowra mit, darunter auch ein großes Sideboard aus Holz, ihr Versteck für ihren Vorrat an Karamellbonbons. An einer Wand hing ein Gemälde von Albert Namatjira mit geisterhaften Wüstengummibäumen und fernen, blauen Bergen. Sie brachte uns Canasta bei und backte Zitronenkuchen mit Baiserhaube. Als sie später gebrechlicher wurde, kümmerte Mama sich um sie und brachte ihr das Essen, meist von einem oder auch mehreren von uns Kindern begleitet. Deshalb verletzte es Mama auch sehr, als sie mitbekam, wie Großmama ihren Freundinnen erzählte: »Ich bin hier die ganze Zeit allein. Keiner besucht mich!« Offenbar hatte sie unsere häufigen Besuche vergessen.
    Nachdem Großmama zu uns gezogen war, kam mein Onkel Toby, der am Padua College in Kedron lehrte, alljährlich an Weihnachten zu uns zu Besuch. In einem Jahr hatte er kurz vor den Ferien einen einwöchigen Kurs in elterlicher
Erziehungsarbeit absolviert und wollte Mama nun einige Tipps geben.
    »Du kannst gerne übernehmen! Wenn du schon so ein Experte bist!« Sie hatten eine Auseinandersetzung, weil ich den Rasen mähte. Normalerweise stritt Mama sich nicht mit Toby, weil er Geistlicher war.
    Als ich ins Highschool-Alter kam, besuchte ich den Dominikanerinnenkonvent an der Hauptstraße von Moss Vale. Die von Bäumen gesäumte Einfahrt führte zu einem zweistöckigen Steingebäude und endete in einem Wendekreis um eine Statue des heiligen Dominik. Meine Freundin Liz war das einzige Mädchen in meiner Klasse, das auch in der Stadt wohnte. Die anderen Schüler wohnten im Internat oder kamen aus den verschiedenen Gegenden des Distrikts mit dem Bus. Weil Mama sich das Schulgeld nicht ganz leisten konnte, half sie dabei, Bücher in der Bibliothek zu katalogisieren, tippte für die Nonnen die Universitätszulassungen und erledigte andere Sekretariatsarbeiten, wie sie das auch während unserer Grundschuljahre getan hatte. Außerdem arbeitete sie weiterhin im Kindergarten und machte für Beer’s Reparaturwerkstatt die Buchführung.
    1969, als ich fünfzehn Jahre alt war, landeten Astronauten auf dem Mond. Die Schwestern öffneten die Ziehharmonikaabtrennung zwischen den Klassenzimmern der Unterstufe, und die ganze Schule versammelte sich, um die verschwommenen Fernsehbilder in Schwarz-Weiß von Neil Armstrong und Buzz Aldrin anzuschauen, die wie Kängurus auf dem Mond herumsprangen.
    Später nahmen wir im Religionsunterricht dann bei einer schwarz verschleierten Nonne im weißen Habit die
Auferstehung der Muttergottes durch. Für mich schien das weit hergeholt zu sein - Maria, die einfach so in den Himmel aufstieg, ohne jedes Antriebsmittel. Ich meldete mich: »Schwester, als die Muttergottes in den Himmel aufgenommen wurde, wohin kam sie dann im körperlichen Sinn?«
    Die Schwester beäugte mich argwöhnisch und fragte: »Was meinst du damit?«
    »Nun, wenn Maria in den Himmel aufstieg, wo landete sie dann? Wohin ging ihr Körper? Kreiste sie wie die Astronauten?« Unterdrücktes Gelächter in der Klasse.
    Die Schwester war ärgerlich. »Setz dich und hör auf, derart lächerliche Fragen zu stellen.«
    Normalerweise war mein Betragen gut, und ich lernte eifrig, aber ich löste einigen Unmut aus, weil ich mich mit meinen Lehrern auseinandersetzte. Aus dem
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