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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Autoren: Colette Livermore
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hatte, um Franziskanerpriester zu werden. »Er wirft sein Leben weg«, sagte mein Großvater. »Es ist unnatürlich, dass diese Männer alle zusammenleben.«
    »Er glaubt, dass es Gottes Wille ist«, verteidigte Großmama ihn.
    »Wenn er sich schon von uns lossagt, dann will ich auch nichts mehr mit ihm zu tun haben«, empörte sich Bertie.
    Die Kirche hatte zähneknirschend zugestimmt, dass Bertie, ein Methodist, Großmama in der katholischen Kirche heiratete, vorausgesetzt all ihre Kinder würden als Katholiken heranwachsen. Mama erzählte, dass ihr Eltern nicht wie üblich während der Messe am Altar getraut worden waren, sondern sich mit einer kurzen Zeremonie in der Sakristei hatten bescheiden müssen, die normalerweise als Umkleideraum des Priesters diente - als wäre die »gemischte Ehe« einer Katholikin und eines Protestanten schändlich und gefährlich.
    Bertie hatte seinen Teil der Abmachung eingehalten und all seine Kinder auf katholische Schulen geschickt, aber als Toby wegging, um Priester zu werden, war das zu viel für ihn. Und auch das Christentum, der Glaube, den beide Männer auf unterschiedliche Weise ausübten, vermochte diese Kluft nicht zu überbrücken. Bertie starb, ohne jemals wieder ein Wort mit Toby gesprochen zu haben.
    Manchmal brachte Mama ihre Mutter mit dem Auto zu dem von Nebel umhüllten Mönchskloster, St. Anthony’s in Robertson, wo Toby sich auf ein Leben als Franziskanerpriester
vorbereitete. Ein riesenhafter Mönch von fast zwei Metern öffnete uns die Tür, und wir mussten dann lange in der Kapelle warten, bis Toby seine Gebete beendet hatte. Die Uhr tickte, die Rosenkranzperlen rasselten, und Mama bedachte uns mit finsteren Blicken, wenn wir zu atmen wagten. Wenn Toby dann später die Eiscreme aß, die Großmama ihm mitgebracht hatte, imitierte er einige der Brüder und brachte uns damit zum Lachen. Er erzählte uns, wie lächerlich es war, immer wieder um so einfache Dinge wie eine Zahnbürste bitten zu müssen, und dass man erst eine neue bekam, wenn die alte schon fast keine Borsten mehr hatte.
    Anfang 1963 kaufte Mama mit Omas und Berties Unterstützung ein Haus, das etwa fünf Kilometer außerhalb von Mittagong, dem Tor zu den frostigen Southern Highlands lag, von Nowra etwa anderthalb Stunden entfernt. Das Haus mit seinen grünen Linoleumböden wurde mithilfe eines Ölofens beheizt. Hinter dem Haus gab es einen Hof, über den ein paar Schuppen, ein Hühnerhof und ein Gemüsegarten verteilt waren. Wir hatten eine Ziege, die wir an einem langen Strick an einem Metallpfahl festbanden, damit sie uns nicht durch den Zaun ausbrach. Während eines Gewitters wäre Mama beinahe vom Blitz getroffen worden, als sie versuchte, die Ziege in einen Unterstand zu zerren.
    Mama gab sich alle Mühe, das heruntergekommene Haus auf Vordermann zu bringen. Tony und ich klatschten Farbe auf den Sockel der Außenwände, während Mama aufs Wellblechdach stieg, um es rot anzustreichen. Als ihre Höhenangst überhandnahm, versicherte ich dürre Neunjährige
ihr: »Keine Sorge, Mama, ich werde dich auffangen.«
    »Halt einfach nur die Leiter fest!«, schrie sie.
    Zusammen mit meinen Brüdern spielte ich in den Schluchten rund um unser Haus, in denen es Wombatbaue gab, die so groß waren, dass eine kleine Person hineinkriechen konnte. Tagsüber versteckten sie sich meist vor uns darin, aber manchmal erhaschten wir einen Blick auf das kräftige Hinterteil des Beuteltiers, wenn es in einem Hagel aus Schmutz und Steinen ein neues Zuhause grub, oder wir sahen eins am frühen Morgen oder späten Nachmittag herumtapsen. Im Frühling schwankten die roten, runden Blütenköpfe der Waratah-Büsche über uns, wenn wir auf dem Weg zu unserem von Sandsteinfelsen gesäumten Schwimmplatz waren. Judy war noch zu klein, um uns auf unseren Buschexpeditionen zu begleiten, aber wir setzten sie auf die Schaukel im Hof oder schoben sie auf ihrem Dreirad auf einem zementierten Weg seitlich vom Haus hin und her.
    Mama bekam von Papa kein Geld und hatte Mühe, uns zu versorgen, vor allem solange Judy noch ein Kleinkind war. Sie versuchte von zu Hause aus, ihre Dienste für Sekretariats- und Schreibarbeiten anzubieten, aber sehr erfolgreich war sie damit nicht. Gelegentlich kam Bill in seinem roten Lieferwagen von Leeton zu uns hochgefahren, und ich räumte dann mein Zimmer für ihn. Er nahm uns mit an den Strand gleich südlich von Nowra, eine Fahrt von zwei Stunden, und machte dort Fotos von uns, wie er das auch schon
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