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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst...
Autoren: Teresa Medeiros
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schmerzenden Brust lag.
    »Ich will nicht gemein sein, Portia, aber du musst deine Phantasie wirklich allmählich zu zügeln lernen. Schließlich geschieht es nicht jeden Tag, dass ein Viscount einem Mädchen ohne Mitgift den Hof macht.«
    »Also stört es dich nicht, wenn Vivienne einen Vampir heiratet, solange er nur ein Viscount ist? Dich kümmert es nicht, dass er vermutlich die Salons der Gesellschaft durchstreift auf der Suche nach einer unschuldigen Seele, um sie zu stehlen?«
    Caroline kniff ihre Schwester sanft in die Wange, sodass sie wieder rosa wurde. »Wenn es nach mir geht, wird er Viviennes Seele für nicht weniger als tausend Pfund im Jahr in seinen Besitz bekommen.«
    Portia seufzte tief. »Sind wir eine so schreckliche Last für dich geworden? Bist du so sehr darauf erpicht, uns loszuwerden?«
    Carolines neckendes Lächeln verschwand. »Natürlich nicht. Aber du weißt so gut wie ich, dass wir uns nicht für immer auf Cousin Cecils Großzügigkeit verlassen können.
    Nach dem Tod ihres Vaters hatte dessen Cousin zweiten Grades keine Zeit verschwendet, sein rechtmäßiges Erbe für sich zu fordern. Cousin Cecil hatte es als Gipfel christlicher Mildtätigkeit dargestellt, die Mädchen aus ihrem Elternhaus Edgeleaf Manor in das Cottage in der ödesten, feuchtesten Ecke des Besitzes umzusiedeln. Dort hatten sie die letzten acht Jahre verbracht, mit einer kümmerlichen Apanage und nur einem Paar älterer Dienstboten zur Unterstützung.
    »Als er uns vorige Woche besuchte«, erinnerte Caroline ihre Schwester, »ist er im Salon auf und ab gegangen und hat fast die ganze Zeit Andeutungen fallen lassen, dass er das Cottage gerne in eine Jagdhütte umbauen wollte.«
    »Du weißt, er wäre großzügiger uns gegenüber, wenn du vor all den Jahren seinen Antrag weniger unmissverständlich und nicht derart entschieden abgelehnt hättest.«
    Als sie an die Nacht dachte, in der der achtundfünfzigjährige Junggeselle sie großmütig eingeladen hatte, ins Herrenhaus zurückzuziehen, vorausgesetzt, sie mit ihren siebzehn Jahren würde seine Braut, erschauerte Caroline. »Da überlasse ich lieber meine Seele einem Vampir, ehe ich den alten gichtigen Lustmolch heirate.«
    Portia ließ sich auf eine Ottomane aus verschlissenem Chintz sinken, die schon viele Jahre, bevor sie hier eingezogen waren, begonnen hatte, die Baumwollfüllung zu verlieren. Sie stützte ihr Kinn in die Hand und schaute Caroline vorwurfsvoll an. »Nun, du hättest auch höflich ablehnen können. Du hättest ihn nicht zur Tür hinaus und in die nächste Schneewehe schubsen müssen.«
    »Aber das hat wirksam die Glut seiner Leidenschaft gekühlt, oder? Unter anderem«, bemerkte Caroline halblaut. Nachdem er versucht hatte, sie mit Worten davon zu überzeugen, was für einen aufmerksamen Gemahl er abgeben würde, hatte Cousin Cecil sie mit seinen dicken Wurstfingern gepackt und an sich gerissen, in der Absicht, sie mit einem Kuss umzustimmen. Es muss nicht eigens erwähnt werden, dass seine heiße, gierige Zunge auf ihren fest zusammengepressten Lippen zu spüren in ihr Ekel geweckt hatte, keine Zuneigung. Bei der Erinnerung daran verspürte sie selbst jetzt noch jedes Mal den Drang, sich den Mund mit Seife zu waschen.
    Sie ließ sich schwer neben Portia auf die Ottomane sinken. »Ich wollte weder dich noch Vivienne damit beunruhigen oder belasten, aber als Cousin Cecil letztes Mal kam, seine Aufwartung zu machen, hat er auch angedeutet, wir hätten seine Großzügigkeit allmählich überstrapaziert. Wenn ich ihm nicht gewisse ...« Sie schluckte und schaute weg, unfähig, Portias unschuldigen Blick zu erwidern. »... Freiheiten gewährte, freilich ohne die Vorzüge eines priesterlichen Segens, dann könnte es sein, dass wir uns nach etwas anderem umsehen müssten.«
    »Was für ein widerlicher Kerl«, fauchte Portia empört. »Jagdhaus, in der Tat! Du hättest seinen aufgedunsenen Kopf ausstopfen und an der Wand im Salon aufhängen sollen!«
    »Selbst wenn das uns ermöglicht, auf Edgeleaf zu bleiben, weiß ich nicht, wie lange ich noch jedes Pfund unserer Apanage bis auf den letzten Penny auswringen kann. Erst vorige Woche musste ich mich entscheiden, ob ich eine Gans zum Abendessen kaufe oder neue Sohlen für deine Stiefel. Unsere Wintermäntel sind fadenscheinig, und uns gehen langsam die Töpfe aus, um sie unter die Löcher im Dach zu stellen.« Caroline ließ ihren hilflosen Blick von dem entrüsteten Gesicht ihrer Schwester zu ihrem Kleid
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