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Wenn die Mandelblueten bluehen

Wenn die Mandelblueten bluehen

Titel: Wenn die Mandelblueten bluehen
Autoren: Helen Brooks
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Schuld trägt, dann Ronald. Du darfst dich nicht für dein Leben lang verstecken, Daisy. Bei jeder persönlichen Tragödie gibt es immer die Frage: Was wäre gewesen, wenn?
    Wenn das Kind wenige Minuten später oder früher losgegangen wäre, wäre es dann nicht vom Bus überfahren worden? Eltern fragen sich, ob ihr Sohn noch leben könnte, wenn sie ihn auf eine andere Universität geschickt hätten, wo er nicht mit Drogen in Berührung gekommen wäre."
    "Du verstehst mich nicht", flüsterte Daisy.
    "Oder was wäre gewesen, wenn der Mann seine Frau und seinen Sohn mit dem Auto abgeholt hätte, statt sie fahren zu lassen? Wäre die Frau dann auch tot und der Junge schwer verletzt?"
    Nun erst verstand sie, worauf er hinauswollte, und schloss, entsetzt über ihr mangelndes Einfühlungsvermögen, die Augen.
    "Es tut mir so Leid, Slade, ich meinte nicht..."
    "Und wenn der Mann seine Frau nie wirklich geliebt hat, dann könnte er sich mit Schuldgefühlen um den Verstand bringen", fügte Slade leise hinzu. "Doch, Daisy, ich verstehe dich, weil ich dasselbe durchgemacht habe. Es war für mich ein langer und schwerer Weg, mit all diesen Gefühlen fertig zu werden, aber ich habe es geschafft, und du wirst es auch schaffen. Nicht allein und schon gar nicht, wenn du nie darüber redest. Du bist nicht schuld an Jennys Tod! Und wenn ich mein restliches Leben damit verbringen muss, dich davon zu überzeugen, dann tue ich das. Du musst aber mit mir reden, dir den Kummer von der Seele reden, von mir aus auch schreien, heulen und toben. Ich bin immer für dich da, Tag und Nacht und egal, wie viel Zeit es kostet."
    "Nein, ich kann nicht." Wieder weinte sie bitterlich. "Ich kann nicht, Slade."
    "Doch, du kannst." Sanft umfasste er ihr Gesicht und sah ihr in die Augen. "Du redest dir ein, dass du Verrat an Jenny begehen würdest, wenn du dir erlauben würdest, wieder glücklich zu sein, zu lieben und andere Kinder zu haben. Du glaubst, du müsstest für dein weiteres Leben Buße tun für etwas, an dem du dir die Schuld gibst, aber ich sage dir nochmals, du warst nicht für ihren Tod verantwortlich. Wenn man dir nach dem schrecklichen Ereignis psychologische Beratung hätte angedeihen lassen, dann würdest du es längst einsehen. So aber ist die seelische Last für dich immer schwerer geworden.
    Sie wollte ihm glauben, sie wünschte es sich mehr als alles andere, aber durfte sie es? Vor ihrem inneren Auge sah sie das winzige Gesicht Jennys, und wieder weinte sie herzzerreißend.
    Slade hielt sie umfasst, bis sie sich etwas beruhigt hatte.
    Dann wischte er ihr behutsam die Tränen von den Wangen und sagte sanft; "Ich lasse nicht zu, dass du unser Leben ruinierst -
    und Francescos dazu, indem du wegläufst. Wir werden das gemeinsam durchstehen."
    "Nein, das wäre dir gegenüber nicht fair." Daisy schüttelte den Kopf und versuchte, nicht mehr zu weinen, doch der Tränenstrom schien plötzlich unversiegbar. "Ich habe zu viel Angst davor, es zu versuchen, zu viel Angst davor, dir zu vertrauen. Ich ... ich kann nicht mehr an das Glück glauben."
    "Ich schon, und das genügt, bis du es wieder gelernt hast." Er küsste sie zärtlich. "Ich lasse dich nicht mehr weg, nachdem ich dich endlich gefunden habe. Es kommt nicht darauf an, wie lange es dauert, aber eins sage ich dir: Du wirst meine Frau. Und wir werden glücklich sein, glücklicher, als du dir jetzt vorstellen kannst. Das verspreche ich dir."
    "Ich kann nicht..."
    "Sag das nie wieder!" Plötzlich klang er unerbittlich. "Ich verbiete dir, negativ zu denken."
    "Ganz bestimmt mache ich dich unglücklich", wandte sie mit bebender Stimme ein.
    "O nein", versicherte er ihr leise. "Und selbst wenn, wäre ich lieber mit dir unglücklich als mit einer anderen glücklich."
    "Ach Slade!" Unwillkürlich lächelte sie, und er strich ihr liebevoll über die Lippen.
    "Ja, ich werde dich zum Lächeln bringen, wir werden gemeinsam lachen, und ich werde dich den Kummer vergessen lassen." Verlangend presste er sie an sich. "Sag mir, dass du mich heiratest, Daisy!"
    Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, wenn er sie so hielt und sie seine Körperwärme und seinen regelmäßigen Herzschlag unter den Händen spürte. Ich wünsche mir so sehr, mich auf ihn zu verlassen und ihm zu vertrauen, dachte Daisy.
    Warum konnte sie es nicht?
    Slade hob ihr Gesicht an und sah ihr tief in die Augen. "Ich kenne dich besser, als du ahnst. Vertrau mir einfach. Es ist dir vom Schicksal bestimmt, mich zu heiraten und wieder
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