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Wenn die Mandelblueten bluehen

Wenn die Mandelblueten bluehen

Titel: Wenn die Mandelblueten bluehen
Autoren: Helen Brooks
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Familie."
    Groß sah Daisy ihn an. Er war also gebürtiger Italiener? Das erklärte natürlich sein schwarzes Haar, die dunklen Augen und den leichten Akzent. Italienern sagte man ja auch einen ausgeprägten Familiensinn nach. Handelte es sich bei der Familie, von der er sprach, um seine Eltern und Geschwister oder ...?
    "Meine Mutter ist Italienerin, mein Vater war Engländer", erklärte Slade, als hätte er ihre Gedanken gelesen. "Die ersten zwanzig Jahre meines Lebens verbrachte ich in England, aber nachdem mein Vater gestorben war, zog meine Mutter zurück nach Italien, und für mich wurde das Leben ziemlich kompliziert. Ich habe mich hier um die Firma gekümmert, die ich von meinem Vater geerbt habe, aber auch viel Zeit mit meiner Mutter und ihren Angehörigen verbracht, vor allem nachdem ich meine Frau geheiratet hatte, die aus dem weit verzweigten Clan stammt."
    Ich hätte mir gleich denken können, dass er verheiratet ist, sagte Daisy sich. Ein Mann wie er blieb nicht ungebunden, sondern wurde irgendwann von einer Frau erobert. Sie, Daisy, beneidete die Unbekannte nicht! Als Ehemann war er bestimmt nicht einfach, so dynamisch, mitreißend und attraktiv, wie er war.
    Du bist unfair, warf eine innere Stimme ihr vor. Nein, rechtfertigte Daisy sich, ich weiß über attraktive Ehemänner Bescheid - und ich will nie wieder mit einem zu tun haben.
    "Meine Frau wollte nicht in England leben, deshalb hatten wir unseren Wohnsitz in Italien, und ich teilte meine Zeit weiterhin zwischen beiden Ländern auf", berichtete Slade sachlich weiter. "Als unser Sohn geboren wurde, mochte Luisa überhaupt nicht mehr verreisen, sondern wurde fast krankhaft häuslich."
    "Sie haben nur ein Kind?" fragte sie zögernd.
    Er nickte. "Francesco ist jetzt sechs Jahre alt." Seine Stimme klang sanft. "Vor achtzehn Monaten kam meine Frau bei einem Autounfall ums Leben. Francesco, der mit im Wagen war, wurde so schwer verletzt, dass er im Rollstuhl sitzen musste."
    "O nein! Das ist ja schrecklich." Daisy war entsetzt.
    "Er kann jetzt wieder gehen", erklärte er schnell. "Aber er ist ein schwieriger Junge. Das hat Wohl weniger mit dem Tod seiner Mutter zu tun als damit, dass er von seinen Großeltern und sonstigen Verwandten fürchterlich verzogen wird. Es ist zwar verständlich ..." Sein Tonfall ließ erkennen, dass Slade es weder verstand noch guthieß. "... aber so kann es nicht weitergehen. Als er aus dem Krankenhaus kam, engagierte seine Großmutter - genauer gesagt, die Mutter meiner Frau Luisa -
    eigenmächtig eine Pflegerin und ein Kindermädchen für ihn. Da meine Schwiegermutter wegen des Todes ihrer Tochter noch sehr verstört war und sich irgendwie beschäftigen musste, habe ich es ihr durchgehen lassen. Das war ein Fehler. Die Pflegerin verließ uns, als der Junge nach einem halben Jahr wieder gehen konnte, aber noch immer kommt Luisas Mutter fast jeden Tag ins Haus und mischt sich in die Erziehung meines Sohnes ein.
    Das Kindermädchen steht leider völlig unter ihrem Einfluss."
    "Und was ist mit Ihrer Mutter; Slade? Lebt sie auch in Ihrer Nähe?"
    "Sie hat vor vier Jahren wieder geheiratet und wohnt jetzt in Madesimo, einem Ort nahe der Schweizer Grenze. Das ist weit genug von Meran entfernt, um tägliche Besuche unmöglich zu machen", fügte er trocken hinzu. "Francescos Kindermädchen möchte demnächst heiraten und die Stellung aufgeben, deshalb brauche ich jemand, der sich um den Jungen kümmert, wenn ich nicht zu Hause bin. Eine englische Nanny wäre mir besonders willkommen, weil ich möchte, dass Francesco mit der englischen Sprache und Lebensart von klein auf vertraut gemacht wird. Hätten Sie Lust, als Francescos Nanny zu arbeiten? Dann kann ich mir die Mühe sparen, eine Annonce in die Zeitung zu setzen."
    "Ich?" Ihre Stimme klang unnatürlich schrill. Er machte wohl einen Scherz!
    "Gäbe es für Sie einen unüberwindlichen Hinderungsgrund, die Stellung anzunehmen?" fragte Slade ungerührt und sah sie durchdringend an.
    O ja, und der sitzt neben meinem Bett, dachte Daisy verzweifelt.
    "Wie die Schwester mir berichtete, haben Sie keine Verpflichtungen hier in England", fügte er hinzu. "Außerdem sind Sie doch nach London gekommen, um hier einen
    Neuanfang zu wagen."
    Sie hatte der Schwester nicht erzählt, wovor sie aus Schottland geflohe n war, und Slade fragte nicht nach. Sie hätte es ihm ohnehin nicht gesagt, und vielleicht spürte er es.
    "Dafür ist ein Ort so gut wie der andere, oder? Francescos Kindermädchen
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