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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
Autoren: C. J. Lyons
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Finger von dieser verrückten Schatzsuche lassen.«
    »Und damit die Gelegenheit verpassen, Professor Zigler kennenzulernen und bei der größten archäologischen Entdeckung überhaupt dabei zu sein? Auf keinen Fall.« Maria konnte ihr Glück immer noch kaum fassen, weil sie den Assistenten Professor Ziglers, Prescott Wilson, in einem Online-Forum für Archäologen kennengelernt hatte. Durch ihre Hilfe war es gelungen, Hinweise zu entschlüsseln, die möglicherweise dazu führten, dass das Team des Professors einen seit zweitausend Jahren verschollenen Schatz der Maya barg. Das war ihre große Chance, nachdem sie sich erfolglos bei dem Ausgrabungsprojekt ihrer eigenen Uni, der University of Central Florida, beworben hatte. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihrem Vater beweisen wollte, dass sie mit neunzehn Jahren gut auf sich allein aufpassen konnte.
    Er würde schrecklich wütend werden, wenn er ihr auf die Schliche kam, denn er dachte, sie würde hier einfach nur die Frühlingsferien mit ihren Freundinnen genießen. Geschah ihm ganz recht. Sie war überzeugt, dass er hinter der Absage der UCF -Ausgrabung in Belize steckte. Weder ihre Mutter noch ihr Vater waren dafür, dass sie ihren Abschluss als Archäologin machte, und schon gar nicht in dem von ihr gewählten Schwerpunkt: die späte vorklassische Mayakultur.
    Sie war gerade erst ein paar Monate alt gewesen, als ihre Eltern aus Guatemala geflüchtet waren und sich ein neues Leben in Amerika aufgebaut hatten. Sie redeten nie über ihre Heimat, sprachen nicht einmal Spanisch miteinander, wenn sie Maria in der Nähe wussten. Ihre Familie sollte ganz amerikanisch sein. Wenn es nach ihnen ginge, hätte Maria diesen Springbreak wie im letzten Jahr zu Hause in Coral Gables am Pool oder im Tennisklub verbracht. Was sich ihre Eltern eben unter Spaß vorstellten.
    Solche Langweiler. Maria wollte mehr erleben. Sie sehnte sich nach aufregenden Abenteuern, wollte neue Menschen, neue Orte, die Welt kennenlernen und vielleicht sogar anderen dabei helfen, sie besser zu verstehen. Maria atmete noch einmal tief durch – so tief, bis ihr ganzer Körper kribbelte. Freiheit.
    »Wenn mein Vater fragt, wo ich bin«, bläute sie ihren Freundinnen ein letztes Mal ein, während sie sich einen Weg zwischen Touristen, Einheimischen und vor dem Kreuzfahrtschiff aufgereihten Reisebussen hindurchbahnten, »dann sagt ihm, ich würde mich melden, sobald ich wieder bereit bin, nach Hause zu kommen.«
    »Und er kann den Firmenjet schicken, um dich abzuholen«, sagte Linda und rollte die Augen. »Wir haben es verstanden.«
    Vicky wirkte immer noch nicht überzeugt. Mit großen Augen blickte sie auf die dschungelbedeckten Berghänge, die sich hinter dem regen Treiben der Stadt mit ihren eng stehenden, niedrigen und leuchtend bunten Häusern erhoben. »Ich halte das immer noch nicht für eine gute Idee.«
    »Professor Zigler hat in Cambridge unterrichtet. Er genießt einen sehr guten Ruf«, wandte Maria ein. »Für diese Ausgrabung ist er extra aus dem Ruhestand zurückgekommen. Das könnte meine letzte Chance sein, mit jemand Namhaftem wie ihm zusammenzuarbeiten. Außerdem war ich diejenige, die darauf gekommen ist, mit welchem Bildverarbeitungsalgorithmus die NASA -Satellitenaufnahmen am besten ausgewertet werden können, um so die genaue Lage des Tempels herauszufinden. Ich finde, es ist mein gutes Recht, bei der archäologischen Sensation des Jahrhunderts dabei zu sein.« Als sie vor Aufregung in einen Laufschritt verfiel, rutschte ihr der Reiserucksack von der Schulter. Sie konnte sich nicht helfen; vor lauter Tatendrang und überschäumenden Gefühlen war sie kurz davor zu platzen.
    Angst hatte sie auch. Immerhin würde sie sich mit wildfremden Menschen in den Dschungel aufmachen – nur waren die ihr gar nicht wirklich fremd. Mit Prescott hatte sie stundenlang geskypt. Und auch den Professor meinte sie bereits zu kennen, da sie sämtliche Artikel von ihm gelesen hatte. Zwar hatte er seit Jahren nichts mehr publiziert und seine Methoden waren inzwischen völlig veraltet. Aber genau darum brauchte er jemanden in seinem Team, der sich mit moderner Technik auskannte. Sie blickte sich um, leicht benommen von all den neuen Eindrücken, den ungewohnten Geräuschen und Gerüchen. Ein wenig Angst gehörte eben dazu.
    Ihr Vater würde sie wahrscheinlich ins Kloster schicken, sobald sie wieder zu Hause war. Sie schob diesen Gedanken beiseite, genau wie die Schuldgefühle, die sie hatte, weil sie sich
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