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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt
Autoren: Jude Deveraux
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er auf. »Erzähl mir nichts von deinen Frauen! Dein neues Abenteuer interessiert mich viel mehr. «
    »Wie nett von dir! Bildest du dir etwa ein, es wäre eine ritterliche Heldentat, eine reiche Erbin quer durchs Land zu eskortieren? «
    »Natürlich, wenn du der wackere Begleiter bist. Ich verstehe immer noch nicht, daß Edward dein Bruder war. « »Da er fünf Monate nach der Hochzeit unserer Eltern geboren wurde, hege ich gewisse Zweifel an der Vaterschaft«, entgegnete Jamie zynisch.
    Wäre dieser Verdacht von jemand anderem geäußert worden, hätte Berengaria ihre Mutter, die schon seit langer Zeit in geistiger Umnachtung lebte, sofort verteidigt. »Einmal habe ich Mutter danach gefragt. «
    Erstaunt hob er die Brauen. »Und was sagte sie? «
    »Sie winkte ab und antwortete: >In jenem Sommer umschwärmten mich so viele hübsche Männer, daß ich mich nicht erinnern kann, wer’s war. <«
    Jamies Ehrgefühl regte sich, aber weil er seine Mutter gut genug kannte, verflog sein Zorn, und er grinste. »Wenn sie schwanger war - wer hätte einen besseren Bräutigam abgegeben als Vater? Wahrscheinlich befahl seine Mutter: >Leg dein Buch beiseite, mein Lieber, du mußt endlich heiraten. «
    »Glaubst du, er hat in der Hochzeitsnacht gelesen? O Jamie! « Ihr Atem stockte. »Vielleicht sind wir … «
    »Sogar ein Gelehrter vergißt hin und wieder seine Bücher. Du weißt ja, wie ähnlich wir unseren Vettern und Kusinen sehen. Und Joby ist Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. «
    »Das stimmt. Du hast also auch an solche Dinge gedacht? « »Manchmal. «
    »Wenn Edward dich in den Pferdemist warf oder an einen Baumstamm fesselte und dann davonlief? Oder wenn er deine Sachen ruinierte? «
    »Oder wenn er dich beschimpfte - oder mit Henry Oliver verheiraten wollte. «
    Berengaria stöhnte. »O Gott, der bedrängt Mutter unentwegt. «
    »Besitzt er immer noch die Intelligenz einer Möhre? « »Eher eines Rettichs«, erwiderte sie ausdruckslos und verbarg ihren Kummer über den einzigen Heiratsantrag ihres Lebens. »Bitte, reden wir nicht mehr von Edward, der uns fast alles genommen hat, und diesen Mann. Erzähl mir lieber von deiner Erbin. «
    Er wollte protestieren, besann sich jedoch eines Besseren. Was »seine« Erbin anging, bestanden gewisse Zusammenhänge mit der Spielsucht, Hurerei und Verworfenheit Edwards, den er nicht »Bruder« nennen mochte. Während Jamie im Dienste der Königin sein Leben gewagt hatte, war Edward seinen Lastern verfallen. Fast den gesamten Montgomery-Besitz verkaufte er, um Pferde zu erwerben (deren Hälse oder Beine er brach) und schöne Kleider (die er zerriß) oder um das Geld zu verspielen.
    Während Edward die Familie in den Ruin trieb, schloß sich der Vater im Turm ein und begann eine Weltgeschichte zu schreiben. Er aß wenig, schlief kaum, sprach mit niemandem. Berengaria und Joby konfrontierten ihn mit Beweisen für Edwards Exzesse und beklagten sich bitter, weil der Bruder immer wieder Ländereien verkaufte, um seine Spielschulden zu bezahlen. Seufzend entgegnete der Vater: »Was kann ich tun? Eines Tages wird ihm ohnehin alles gehören, also soll er damit machen, was er will. Ich muß dieses Buch zu Ende schreiben, bevor ich sterbe. «
    Wenig später starben Edward und der Vater an einer Fieberkrankheit. Als Jamie zu den Beerdigungen nach Hause kam, stellte er fest, daß der Landbesitz die Familie nicht mehr ernähren konnte. Den Montgomerys gehörte nur mehr der Grund und Boden, auf dem die alte Festung stand. Das Herrschaftshaus, die Felder und die Bauernhütten waren veräußert worden.
    Vier Tage lang war Jamie in seinem Zorn untröstlich. »Was dachte er denn, wovon ihr leben würdet? Keine Pacht, keine Ernte… Wie wollte er euch ernähren? «
    »Natürlich mit dem Geld, das er am Spieltisch zu gewinnen hoffte«, antwortete Joby, die gleichzeitig frühreif und rührend jung wirkte. »Vielleicht solltest du zu jammern aufhören und überlegen, was du tun könntest«, fügte sie hinzu und warf einen vielsagenden Blick auf ihre Schwester. Damit hatte sie angedeutet, kein Mann würde eine blinde Frau heiraten. Und deshalb wäre Jamie für sie verantwortlich.
    »Also wart ihr zu stolz, um mich nach Hause zu rufen«, bemerkte er nun, »du und Joby. «
    »Nein, ich war zu stolz«, erklärte Berengaria. »Joby sagte … Aber das möchte ich nicht wiederholen. «
    »Daß es feige von mir war, euch einem Monstrum wie Edward auszuliefern? «
    »Du drückst das viel milder aus als
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