Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
zurückholen zu müssen, bevor er den Faden wieder aufnehmen konnte.
    »Haben Sie nicht einmal an einem Homo Automaticus gearbeitet, Professor – an einem Kunstmenschen aus amorphem Eis?«
    Brandis schien es nicht wahrzunehmen, aber Ruth bemerkte es: Die Frage löste Erschrecken aus. Professor Jakoby sah plötzlich aus, als fühle er sich nicht wohl.
    »Richtig«, antwortete er, »aber da gab es zu viele Probleme.«
    »Mit dem amorphen Eis?«
    »Sie sagen es.«
    »Hervorgehoben wurde seine Modellierfähigkeit. Machten Sie sich nicht anheischig, den Homaten in jeder gewünschten Gestalt zu liefern?«
    In Ruth festigte sich der Eindruck, daß das Thema dem alten Herrn unangenehm war.
    »Ich bin davon abgekommen. Amorphes Eis reagiert auf Wärme. Wenn man es nicht hinreichend isoliert, kristallisiert es.« Jakobys Stimme wurde ohne erkennbaren Grund lauter. »Verstehen Sie, Commander? Amorphes Eis neigt dazu, sich bei steigender Temperatur in gewöhnliches Eis zu verwandeln. Es ist nicht immer Verlaß darauf.«
    Brandis setzte die Information um in Bildhaftigkeit.
    »Heißt das, der Eismensch wird bewegungsunfähig?«
    »Bis zum Totalausfall.«
    Wieder wäre ein guter Augenblick gewesen, um den unwillkommenen Besuch zu beenden und sich zu verabschieden. Aber Brandis war noch nicht zufriedengestellt.
    »Und wenn Sie sich mit der Frage der Isolierung noch einmal beschäftigten, Professor? Ein Dutzend kälteresistenter Eismenschen wäre genau das, was uns auf der Baustelle fehlt.«
    Jakoby schüttelte den Kopf
    »Ich habe das Experiment abgebrochen.«
    »Wegen der Weltwacht?«
    »Unter anderem.«
    »Aber Sie könnten es wiederaufnehmen?«
    »Ich bin nicht dazu bereit.«
    Brandis – Ruth fiel es auf – zwang sich zur Geduld. Dies war eine seiner Gaben, die ihn letztlich auf den verantwortungsvollen Posten geführt hatte, den er bekleidete. Bei aller Rastlosigkeit, die in ihm steckte und ihn von einer Aufgabe zur andern drängte, konnte er sich beherrschen. Was er an Selbstbeherrschung nicht auf der Astronautenschule der VEGA gelernt hatte, war von ihm in der harten Schule der Praxis unter den Sternen in späteren Jahren erworben worden.
    »Professor, die Weltwacht brauchen Sie nicht länger zu fürchten. Ich verfüge über weitreichende Vollmachten.«
    »Es wäre nicht die Weltwacht, Commander«, antwortete Professor Jakoby schließlich, »was ich zu fürchten hätte. Das sind letztlich Leute, mit denen man reden kann. Zu fürchten wäre etwas anderes.«
    Brandis verharrte abwartend.
    Jakoby konnte nicht umhin, seine ablehnende Haltung zu begründen.
    »Das Zellgewebe, das ich benutzte, um dem Homaten mit Wissen und Erfahrung auszustatten, war keinesfalls das von Heiligen. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Ich nehme an, Sie experimentieren mit dem Zellgewebe von Verbrechern. Ist es das?«
    Jakoby neigte den Kopf.
    »Ich benötigte gespeicherte Eigenschaften wie Entschlußkraft, Risikofreudigkeit, Ausdauer und Mut. Gepaart mit hochgradiger Intelligenz. Mein Wunsch konnte nur auf eine Weise befriedigt werden. Das Resultat der Implantationen war verheerend. Die Elektronik zog aus den Implantaten heraus, was sie für nützlich erachtete.« Jakoby bewegte unglücklich die Schultern. »Verstehen Sie, Commander? Ohne moralische Kompensation sind alle diese Eigenschaften gefährliche Elemente. Doch der Computer ist alles andere als eine moralische Bremse – im Gegenteil. Der Homat wäre ein zu gefährliches Instrument gewesen.«
    Es war ein Geständnis in aller Offenheit. Ein Wissenschaftler zeigte die Grenzen auf, innerhalb derer er sich bewegte.
    Brandis hielt dem Professor plötzlich die Hand hin. »So leid es mir tut, Professor, ich akzeptiere Ihre Entscheidung. Wahrscheinlich haben Sie recht. Nicht alles, was machbar ist, sollte auch gemacht werden. Das gilt auch für den Homaten. Leben Sie wohl.«
    Für den schlurfenden Roboter war offenbar ein Stichwort gefallen. Mit mißmutigem Brabbeln machte er sich auf den Weg zur Tür.
    Professor Jakoby scheuchte den blechernen Türschließer zurück. Er ließ es sich nicht nehmen, seine Besucher selbst hinauszubegleiten. Vor der Schwelle legte er mit spontaner Herzlichkeit einen Arm um Ruth.
    »Ich war nicht sehr freundlich«, sagte er. »Tragen Sie’s mir nicht nach, wenn Sie sich meiner erinnern.«
    Draußen drehte sich Ruth noch einmal um. Professor Jakoby blickte den Besuchern nach. Plötzlich wurde sich Ruth des Umstandes bewußt, daß er Angst hatte. Angst wovor?
    In dieser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher