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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
Autoren: Mark Brandis
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weiteres Berichten kaum.
    Wie die meisten Smith-Anhänger waren sie Leute, die sich einbildeten, im Leben schuldlos zu kurz gekommen zu sein. Sie waren auf Vergeltung an der Gesellschaft aus, aber sie nannten dies »den gerechten Ausgleich«. Und der Umstand, daß sie an diese Lüge sogar glaubten, machte sie gefährlich.
    Am gefährlichsten waren sie logischerweise dann, wenn sie an die Schaltstellen der zivilisatorischen Macht gerieten.

2.
    Aus dem violetten Abendhimmel über Metropolis löste sich ein sanftes Summen.
    Ein einsamer Helikopter zog seine Bahn.
    Schon wuchsen in der Stadt, die bis zum Tag, an dem sich das graue Zwielicht über die Erde legte, die lebendigste der Welt gewesen war, Kinder auf, die bei solchem Summen den Kopf hoben, um das seltene Ereignis in Augenschein zu nehmen.
    Und auch die älteren unter den Einwohnern mußten gelegentlich feststellen, daß sie sich an den leergefegten Himmel über der Stadt eigentlich schon gewöhnt hatten.
    Würden die guten, alten Zeiten je zurückkehren? Erst der Hunger. Nun Frost und Kälte. Dampfender Atem und steinhart gefrorener Boden. Und immer neue Beschränkungen.
    Einsparung von Strom.
    Einsparung von Hauswärme.
    Einsparung von Verkehrsmitteln. Einsparungen, Einsparungen …
    Freilich – so leer wie an diesem Tag war der frostige Himmel selbst vor kurzem noch nicht gewesen.
    Das war die nächste Einsparung.
    Wer jetzt noch die rotierenden Düsen heulen ließ, mußte im Besitz einer besonderen Erlaubnis sein. Treibstoff war zu einem kostbaren Gut geworden. Er mußte herhalten, um die Produktionslücken zu füllen, die der Verzicht auf Erdwärmeenergie der Wirtschaft geschlagen hatte.
    Wenn das wenigstens funktioniert hätte …
    Und Intersolar? Angeblich sollte das astrale Kraftwerk die Wende bringen. Aber noch wurde daran gearbeitet.
    Im Helikopter betrachtete der Leiter des Intersolar -Projekts, Commander Mark Brandis, nachdenklich das schlafende Kind auf seinem Schoß. Mark Junior war ein elternloses Überbleibsel der Großen Katastrophe, aufgelesen in einem Totenhaus. Ruth hatte ihn unter ihre Fittiche genommen – Ruth O’Hara, die jetzt am Steuer saß.
    Brandis’ Alter war kaum zu schätzen. Dem gebräuchlichen Kalender nach war er ein Mann über Fünfzig. Aber er sah jünger aus, als hätte er unter den Sternen aufgehört zu altern.
    Wahrscheinlich war dem so.
    Die Ärzte, deren Untersuchungen sich der Organisator des astralen Rettungsdienstes, dessen bis auf weiteres beurlaubter Erster Vormann er geblieben war, wie jeder andere Astronaut in regelmäßigen Abständen stellen mußte, sprachen von der Relativität des Faktors Zeit. Die Untersuchungswerte blieben konstant: Ein Mann in den besten Jahren.
    Und auch an Ruth O’Hara, der Frau am Steuer des Helikopters, schien die Zeit spurlos vorüberzugehen. Die Sonne, die durch das Kabinendach fiel, brachte ihr schulterlanges brandrotes Haar zum Leuchten.
    Ruth war an einem nie exakt festgelegten Tag auf Alpha geboren, wohin es die Corona -Expedition verschlagen hatte. Neununddreißig Jahre lang waren Schiff und Besatzung verschollen gewesen. Oder nur fünf? Da gab es zwei Rechnungen, die externe und die interne …
    Ruth leitete die Public-Relations-Abteilung der VEGA, des halbautonomen Raumfahrtunternehmens, das die Erforschung und Besiedelung des Sonnensystems in einem Maß vorangetrieben hatte, wie das noch vor einem Menschenalter undenkbar gewesen wäre. Ihr Mann, Brandis, war dort zuletzt Expeditionsführer gewesen.
    Ruth wandte den Kopf, und man erkannte den irischen Schnitt ihres Gesichts mit den grünen Augen.
    »Welches Haus ist es?«
    Brandis zeigte es ihr: ein verwinkeltes Gebäude am Rande des Versuchsgeländes der Golim -Werke, von denen die Raumfahrt ihre meisten biomechanischen Produkte bezog.
    Arthur Jakoby hatte sich offenbar nicht entscheiden können, ob er in einem Bungalow wohnen wollte oder in einer Fabrik. Sein Haus hatte von beidem etwas.
    »Wird er zu sprechen sein?«
    »Präsident Hastings hat uns anmelden lassen.«
    Der Helikopter setzte auf dem Betonrund vor dem Hause auf, ohne daß Junior wach wurde. Brandis bettete ihn behutsam auf den Hintersitz.
    »Ich fange an, mir vorzukommen wie sein leiblicher Vater«, sagte er.
    Ruth lachte.
    »Für ihn bist du das längst«, antwortete sie. »Und ich die leibliche Mutter. Wir sind alles, was er hat.«
    Brandis blickte auf die Uhr. Auf der Baustelle unter den Sternen war seine Anwesenheit wichtig – aber auch dieser Besuch
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