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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
Autoren: Mark Brandis
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unbestechlich. Aber was hat es mit der anderen Bezeichnung auf sich: Eismensch?«
    Der Colonel löste den Blick von der TV-Wand.
    »Ich wäre gleich noch darauf gekommen, Kamerad Brown. Eismensch deshalb, weil die Körperfüllung des Homaten natürlich nicht aus Fleisch und Blut besteht, sondern aus einer formbaren unverderblichen Masse – aus amorphem Eis.«
    »So etwas wie Eis am Stiel?« erkundigte sich der ehemalige Brandstifter -Major. »Colonel, sollen wir uns jetzt erheitert fühlen ?«
    Der Colonel verzog keine Miene.
    »Eis am Stiel, gewissermaßen«, stimmte er zu. »Aber eben – kein gewöhnliches Eis. Amorphes, also ungefestigtes, nichtkristallines Eis entsteht beim Zehntausendfachen des normalen Luftdrucks und bei minus 196 Grad. Es ist die dauerhafteste Materie, die die Welt kennt.« Colonel Diaz hatte sich atemlose Aufmerksamkeit gesichert. »Die Füllung ist formbar, erwähnte ich vorhin. Für unsere Zwecke ist das besonders wichtig. Doch dieses Kapitel stellen wir für den Moment noch zurück –«
    Kamerad Hagen konnte seine Wißbegier nicht länger im Zaum halten. Er fiel seinem Vorgesetzten ins Wort: »Und wie weit ist Jakoby mit seiner Arbeit an dem kalten Krieger gekommen?«
    Das war der springende Punkt. Hagen war ein abgebrühter Rekrutierer. Nur ein Narr verpflichtete für einen Präsidentenmord den Großen Unbekannten. Oder ein abgewimmeltes Patent.
    Der Colonel war auf eine solche Frage vorbereitet.
    »Ich habe – völlig unauffällig – Erkundigungen eingezogen«, erwiderte er. »Ein Prototyp des Homaten ist praktisch fertiggebaut. Jakoby bewahrt ihn in seinem Privatlabor auf – hinter Schloß und Riegel.«
    Kamerad Hagen ließ ein verächtliches Schnaufen vernehmen.
    »Kein Problem. Ich werde Spezialisten einsetzen. Die knacken mit bloßen Händen den dicksten Bunker.«
    »Wir haben nicht viel Zeit!« gab Colonel Diaz zu bedenken. »Jakoby hat offenbar Skrupel bekommen. Er trägt sich mit der Absicht, den Eismann wieder in der Retorte verschwinden zu lassen. In Kollegenkreisen soll Jakoby geklagt haben, daß die Intelligenzchips, die er im Gehirn des Homaten installiert hat, charakterlich nicht immer einwandfrei sind.«
    »Ah?« entfuhr es dem Kameraden Hagen. Kamerad Brown klärte ihn auf.
    »Mit anderen Worten – das gute Kind klaut silberne Löffel.«
    »Ah?« entfuhr es dem Kameraden Hagen noch einmal.
    »Jakobys Baby ist kriminell veranlagt«, sagte Kamerad Brown.
    »Na, so ein Pech!«
    Das Penthouse dröhnte unter dem Gelächter der drei Männer.
    Colonel Diaz gebot dem Frohsinn Einhalt.
    »Noch eine zusätzliche Information, Kameraden, eine sehr wichtige. In seiner Patentschrift erwähnt Jakoby die sinnvolle Verselbständigung des Homaten. Die ist bisher nicht erfolgt.«
    Wieder einmal war Kamerad Brown der schnellere Denker.
    »Soll das heißen, der Computer ist nicht programmiert?«
    Diaz nickte.
    »Jakoby würde sagen: Der Eismensch ist noch nicht motiviert. Dazu fehlt noch das entsprechende Implantat – ein Stück menschliches Zellgewebe. Und damit …«
    Der Colonel stellte plötzlich den Fernseher lauter.
    »… sind auf der Venus inzwischen keine engeren Mitarbeiter des vor einem knappen Monat hingerichteten Staatsverbrechers Chemnitzer mehr in Amt. Friedrich Chemnitzer …«
    Das Bild des Mannes, der mit krankhafter Energie zweimal versucht hatte, sich der Erde zu bemächtigen, war unmittelbar vor seinem letzten Gang aufgenommen. Und es machte, sobald man ihm in die Augen blickte, schaudern.
    »… alias Felix Chesterton alias Fabricius Chilparich alias Ferdinand Chauliac hatte sich zuletzt als Sir Oleg, Gouverneur der Venus, getarnt …«
    Colonel Diaz’ Zeigefinger zielte auf den Bildschirm.
    »Die fehlende Motivation, Kameraden! Das ist sie!«
    Die beiden Männer blieben stumm, als hätte es ihnen die Sprache verschlagen.
    Colonel Diaz brach das Schweigen.
    »Chemnitzer wurde von Brandis mit Hilfe einer Zeitspule entlarvt, und Hastings als Präsident der EAAU bestätigte das Urteil des Obersten Gerichts. Chemnitzer hatte also allen Grund, beide unversöhnlich zu hassen.« Der Colonel griff plötzlich in die Tasche. »Und er hat diesen Grund auch heute noch – nach seinem Tode. Und noch etwas für uns Wichtiges ist in seinem Zellgewebe gespeichert: All das technische Wissen, das er sich als Chef der Pioniere angeeignet hat …«
    Viel mehr braucht man über den Hintergrund der Eismensch-Verschwörung nicht zu wissen. Auch über die Verschwörer selbst lohnt
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