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Weltgericht

Titel: Weltgericht
Autoren: Karl Bleibtreu
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zu.
Großherziger Mann!
    DANTON
da sie das Papier an sich nahmen will.
Pardon, noch eine kleine Formalität. Ich gewähre viel, es könnte mir Kopf und Kragen kosten, wär' ich nicht der Danton ... aber umsonst ist der Tod. Wenn ich Leben schenke, so will ich mein Leben genießen.
    MARIE
zitternd.
Was denn meinen Sie? Umsonst .. ja, nehmen Sie Alles, was ich besitze, was wir besitzen ... auch mein Vater wird seinen ewigen Dank ..
    DANTON. Ihren Vater kenn' ich nicht. Sein Dank interessirt mich nicht. Aber Sie ..
    MARIE. Ich? Meine treue Erinnerung .. meine Thränen werden Ihr beflecktes Bild reinigen .. meine ewige Achtung ..
    DANTON. Achtung? Pah! Die Frau soll lieben.
    MARIE. Lieben? Aber ich kann doch nicht ...
Sieht ihn an, versteht, zurückschaudernd.
Ah!
    DANTON
mit heiserem Flüsterton, an sie herantretend.
Morgen früh wird man Sie zu Ihrem Vater geleiten, frei mögt ihr Beide heimkehren auf euer altes Feudalkastell, von seinen Zinnen hochwohlgeboren herabzulächeln. Verstehst Du, morgen früh! Aber diese Nacht ... diese kurze, fast schon zerronnene Nacht gehört mir!
    MARIE
auf einen Stuhl sinkend, das Gesicht in den Händen verbergend.
Ah, Scheusal!
    DANTON
cynisch lachend.
Hasse mich, ekele Dich vor Danton dem Plebejer! Aber ruhen werde ich an Deinem Busen, wühlen werd' ich in Deinen seidenen Haaren und ruhen wird mein Mund auf Deinen stolzen Lippen.
    MARIE
stürzt fort.
Hinweg!
    DANTON. Gut. – Dein Vater stirbt.
    MARIE. Sterbe er denn! Er würde sein Leben nie erkaufen wollen durch meine Schmach.
    DANTON
cynisch.
Wieviel Geschrei um ein paar Küsse!
    MARIE. Verächtlicher! Schon Deine Worte sind Entehrung.
Sie will fliehen.
    DANTON. Dies Billet geht nGicht ab, aber dafür ein andres, an Henriot, den Kommandeur der Mordbanden: Dein Vater stirbt tausend Tode.
    MARIE
aufschreiend.
Gott!
Zusammenbrechend.
Vernichtung!
    DANTON. Leben und Freiheit für eine Stunde in Dantons Armen –
Sie aufrichtend.
Liebchen, komm, sei mein!
    MARIE. O gerechter Gott, könnt' ich diesen elenden Leib zerschmettern in tausend Stücke, eh' dieser Satan ihn befleckt! Könnt' ich mir das Herz ausreißen und gegen die Erde schleudern, die solche Frevler trägt!
Plötzlich ruhig.
Umsonst ist der Tod. – Sende den Freiheitsbefehl, ich bin Deine Sklavin.
    DANTON
klingelt.
Collot kommt. Marie verschleiert sich.
Diese Ordre sofort an Henriot!
Zu Marie, nach rechts weisend.
Dorthinein!
Marie ab durch Thür rechts.
Ich bin bis Morgen für Niemand zu sprechen.
    COLLOT
possenhaft.
Ich lächle verständnißvoll.
Trällert.
Heimliche Liebe, von der Niemand nichts weiß ..
Ab. Danton ab nach rechts. Man hört die Thür verriegeln.
    ST. JUST
hinter der Scene links.
Botschaft von Robespierre!
Collot eilt nach links ab, ihm entgegen. Kurze Pause. Dann St. Just von links mit Collot.
Frech! Mir den Eintritt weigern, Mir?
    COLLOT. Befehl des Ministers –
    ST. JUST. Befehl! Fängt Das schon an?
    COLLOT. Danton schläft!
    ST. JUST. Ah, Danton der Große – er kann schlafen!
Halblaut.
Bis wir ihn wecken! ... Blut fließt wie Wasser in den Gossen und er ...
    COLLOT. Bah, wer in Revolutionen noch Herz haben will, der hat ... hehe ... das Herz nicht auf dem rechten Fleck! Schlaflosigkeit? Kommt Alles von den Nerven.
    ST. JUST
kalt.
Ich arbeite, das hält mich wach.
     
    Frau Roland und Condorcet hastig von links.
     
    FRAU ROLAND
noch hinter der Scene.
Platz für die Botschaft der Gironde!
    CONDORCET. Einlaß im Namen des Convents!
    ROLAND. Wo ist Danton? Verkriecht er sich vor dem Morgenstern, der seine Werke sieht? Scheußliche Banden verhüllen ganz Paris wie ein blutsaugerisch Spinngewebe. Uns wollten sie den Weg versperren, den Vertretern der Nation!
    COLLOT. Der Minister ist nicht zu sprechen.
    ROLAND
heftig.
Er soll und muß und wird!
    HENRIOT
torkelt von links herein.
Danton, große Kunde! Zweitausend Tote! Verfluchte Royalistenhunde, Verschwörer wider die Majestät des souveränen Volkes!
    FRAU ROLAND
mit Ekel.
Wünsch' gute Verrichtung!
    HENRIOT
will sie umarmen.
Gegrüßt, theure Frau, Freundin der Menschheit!
    ROLAND
mit Abscheu abwehrend.
Du riechst nach Blut und Branntwein.
    HENRIOT. Das ist der Freiheit ein lieber Geruch! Eh!
Will St. Just umarmen.
    ST. JUST. Hebe Dich von dannen! Und mag Dich die Botschaft nüchtern machen: Robespierre mißbilligt Alles!
    HENRIOT
erschrocken.
Robespierre?! O weh!
    ROLAND
spöttisch.
Im Voraus! Er weiß zwar noch nichts, er mißbilligt nur!
Lärm draußen.
    HENRIOT
blickt nach links.
Herrje, das kann
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